jm

Ging so

Landkreis (jm). Ängste und Begegnungen im Sommer - das Jahr 2021, seine Herausforderungen und kleinen Highlights
Wie haben die Menschen in der Region das Jahr 2021 erlebt? Der ANZEIGER hat nachgefragt. Foto: adobestock/bht

Wie haben die Menschen in der Region das Jahr 2021 erlebt? Der ANZEIGER hat nachgefragt. Foto: adobestock/bht

Das zweite Pandemie-Jahr darf man wohl als durchwachsen bezeichnen. Während Deutschland das komplette erste Quartal noch im Lockdown verbrachte (ja, diese Tatsache hatte auch der Autor schon beinahe verdrängt), fühlte sich der Sommer für viele Menschen recht unbeschwert an. Zum Jahresende hat uns eine ungünstige Kombination aus Wahlkampf, Winterwetter und Virusmutation wieder tief in die Krise gestürzt.
 
„Der Rest war eigentlich schlecht“
 
Mit dem Sommer verbindet auch Gastwirt Ulf Ahrens die einzigen schönen Erinnerungen des Jahres. Die erste Hochzeit nach dem Lockdown in seinem Gasthof in Gnarrenburg sei der Höhepunkt gewesen: „Die fand zum ersten Mal als freie Trauung in der Feldscheune statt. So viel Resonanz wie auf diese Bilder hab ich vorher noch nie bekommen“, berichtet Ahrens. Ein Besuch in Göttingen, wo sein Sohn studiert, sei ebenfalls sehr schön gewesen. „Der Rest war eigentlich schlecht, kann man sagen“, lautet allerdings das niederschmetternde Fazit. Die ausgefallene Grünkohl-Saison und Bedenken, ob gebuchte Termine im neuen Jahr wohl stattfinden könnten, sorgen nach wie vor für schlaflose Nächte. „Eigentlich kennen wir in der Gastronomie ja nur gute Stimmung“, sagt Ulf Ahrens. Das habe sich geändert.
 
Notdienste, Quarantänezeiten, Gruppengrenzen
 
Maßgeblich von der Pandemie beeinflusst wurde auch der Alltag in den Kindertagesstätten des Roten Kreuzes, berichtet Christel Droste-Meyer, Leiterin der Kita „Wümmekieker“ in Lilienthal. „Notdienste, Corona-Erkrankungen, Quarantänezeiten und Gruppengrenzen sorgten bei allen Beteiligten für Betroffenheit und Ängste“, sagt sie. Viel Flexibilität und Solidarität seien notwendig gewesen, um den Kindern dennoch schöne Erlebnisse bieten zu können. Alle Beteiligten nähmen aber auch etwas mit aus dieser Krise: „Der Zusammenhalt im Team, ein stetiger Austausch mit den Familien, sowie die Kooperation mit anderen Institutionen und Behörden stärkten uns im täglichen Miteinander“, ist Droste-Meyer überzeugt.
 
Superwahljahr mit Tücken
 
Für Verwaltung und Politik war natürlich das Superwahljahr prägend. Eines der größten Highlights war für Osterholz-Scharmbecks Bürgermeister Torsten Rohde seine deutliche Wiederwahl. Darüber hinaus habe er sich im Sommer gefreut, wieder mehr Kontakte haben zu können. „Da hat man auch gemerkt, wie sehr einem die Menschen fehlen“, sagt Rohde.
Sein persönlicher Tiefpunkt, „dass Corona in dieser Form zurückgekommen ist“, sei gewissermaßen auch mit den Wahlen verbunden. „Mich ärgert es, dass die Regierung es unterlassen hat, frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen“, so Rohde, „darunter leiden wir jetzt alle“. Er macht dafür unter anderem den Wahlkampf verantwortlich: „Allgemein gibt es in der Politik das Problem, dass niemand mehr so richtig seine Meinung sagen will, aus Angst, Wähler zu verlieren.“
Für Bremervördes neuen Bürgermeister Michael Hannebacher sieht der Rückblick auf 2021 ähnlich aus. „Mein Highlight waren die Begegnungen und Gespräche mit all den Personen, die sich trotz der Corona-bedingten Einschränkungen – vielfach ehrenamtlich – für ihre Mitbürgerinnen und Mitbürger eingesetzt haben“ - und die Wahl zum Verwaltungschef der Ostestadt.
Weniger erfreut ist Hannebacher über die Tatsache, dass verschiedene Gruppierungen immer wieder „die weit gesteckten Möglichkeiten und Privilegien unserer Demokratie“ missbrauchten, „um mit Hass, Missgunst und Respektlosigkeit unsere Gesellschaft zu spalten.“
 
Hauptsache gesund
 Hannebachers Kollegin Maren Stabel stellt einen anderen Aspekt vor, der in der Pandemie wohl alle Menschen beschäftigt: „Ein großes persönliches Highlight ist natürlich die Gesundheit. Ich freue mich, dass all meine Liebsten um mich herum und auch ich in diesem Jahr gesund geblieben sind und ich wünsche mir für 2022, es bliebe so“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bremervörde. Zu den Tiefpunkten zählten für sie wohl die zahlreichen Einschränkungen durch die Corona-Pandemie. Darüber wolle sie aber gar nicht so viel sprechen, sagt Stabel: „Ich bin ein sehr optimistischer und positiv denkender Mensch und deshalb versuche ich, in allem etwas Gutes zu sehen.“


UNTERNEHMEN DER REGION