Eva Karies

Genossenschaft bezahlbaren Wohnraums

Die Gemeinde Ritterhude  sucht Wege zu mehr bezahlbarem Wohnraum – ein Blick ins Münsterland zeigt, wie sieben Kommunen mit einer gemeinsamen Genossenschaft neue Handlungsspielräume gewinnen.
Susanne Krebser und Suse Laue (beide Kommunalverbund) organisierten den Abend mit Ralf Lindemann, Frank Schlegelmilch und Bernhard Faller

Susanne Krebser und Suse Laue (beide Kommunalverbund) organisierten den Abend mit Ralf Lindemann, Frank Schlegelmilch und Bernhard Faller

Bild: Ek

Ritterhude. Wie kleinere und mittlere Kommunen den wachsenden Bedarf an bezahlbarem Wohnraum decken können, war Kern einer Fachveranstaltung des Kommunalverbunds. Dessen Vorsitzende, Suse Laue, Bürgermeisterin von Syke, sprach von einem „Spagat zwischen Flächenzielen und Bau-Turbo“. Ob der beschleunigte Wohnungsbau am Ende tatsächlich zu mehr preisgünstigen Wohnungen führe oder vor allem höherpreisige Projekte befördere, sei noch unklar.

Moderator Frank Schlegelmilch, Stadtplaner beim Bremer Büro BPW, verwies auf ein sehr begrenztes Angebot kommunaler Wohnungsunternehmen in der Region Bremen. Die Fragen nach Neugründungen, Reaktivierungen oder Blicken in andere Regionen führten zum Vortrag von Bernhard Faller vom Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung. Faller stellte ein Modell aus dem Münsterland vor, wo sich sieben Kommunen zu einer Genossenschaft zusammengeschlossen haben, um Engpässe gemeinsam zu überwinden und stadtentwicklungs- wie wohnungspolitisch handlungsfähiger zu werden.

Übernahme operativer Aufgaben

Kleine Gemeinden stünden oft unter hohem strukturellem Druck, sagte Faller: „Kleine Kommunen erfahren eine strukturelle Benachteiligung, da sie mit weniger Personal genauso große Aufgaben städtebaulich bewältigen müssten wie große, personell stärkere Kommunen.“ Häufig fehlten Mittel für Bauprojekte, ein verlässlicher politischer Rückhalt sowie Expertise im komplexen Baurecht. Die Münsterland-Kommunen haben deshalb ihre Genossenschaft „Münsterland WohnWert e.G.“ gegründet, die zum 1. Januar 2026 starten soll.

Das Modell soll den privaten Wohnungsbau nicht ersetzen, sondern ergänzen. Die beteiligten Gemeinden bleiben als kleine GmbH & Co. KGs eigenständig und entscheiden selbst, wo gebaut oder veräußert wird. Die Genossenschaft übernimmt operative Aufgaben – von der Geschäftsführung über die Bauherrenrolle bis zur Bewirtschaftung. Rund 500 Wohneinheiten gelten als Mindestgröße, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Die Konstruktion ist so angelegt, dass weitere Kommunen unkompliziert beitreten können.

Handhabbare Wohneinheiten

Bundesweit sei dieses Vorgehen bisher einmalig, sagte Faller. In Münster habe die Idee „gezündet“, zumal alle Mitglieder unabhängig von ihrer Größe das gleiche Stimmrecht besitzen und Ein- oder Austritte satzungsgemäß einfach geregelt sind. Erste Bauprojekte sollen zügig folgen. Ähnliche Überlegungen gibt es in Ostwestfalen-Lippe, wo Kommunen Leerstände, verwahrloste Immobilien und untergenutzte Grundstücke angehen wollen.

In der Podiumsdiskussion unterstützte Ralf Lindemann, Vorstand der Eisenbahn Spar- und Bauverein Bremen eG, das Modell. 500 Wohneinheiten seien für sieben Kommunen handhabbar – entscheidend sei, dass gebaut werde, möglichst standardisiert und ohne kostentreibenden „Schnickschnack“. Sein eigenes Beispiel: Wohnen für 6,40 Euro pro Quadratmeter sei möglich. Private Anbieter bauten ebenfalls günstig, ergänzte Schlegelmilch, „doch die nehmen sich die Margen“ – im Bremer Durchschnitt rund 4,40 Euro pro Quadratmeter


UNTERNEHMEN DER REGION

E-PaperMarktplatzStellenmarktZusteller werdenLeserreiseMagazineNotdienst BremervördeNotdienst OHZReklamationgewinnspielformular