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Free gejazzter Radif

Die SNB-Sessions haben mit The Sheen Trio eine Ensemble zu Gast, das traditionelle iransiche Musik mit Jazz verbindet.

The Sheen Trio stellt sein Debutalbum „Gozar“ vor:  Philipp Buck, Shabnam Parvaresh und Ula Martyn-Ellis.

The Sheen Trio stellt sein Debutalbum „Gozar“ vor: Philipp Buck, Shabnam Parvaresh und Ula Martyn-Ellis.

Bremen-Nord. Die Klarinettistin Shabnam Parvaresh verarbeitet in ihrem The Sheen Trio die Erfahrung, als unabhängige Frau im repressiven Regime Irans aufgewachsen zu sein. Das Resultat ist ein intensives und hypnotisches Hörerlebnis. „Zu Hause konnte man ‚man selbst‘ sein, aber sobald man draußen war, musste man ein völlig anderer Mensch sein“, erinnert sich Parvaresh an ihre Jugend im Iran. Sie lernte zunächst Flöte und dann Klarinette. Sie gewann den zweiten Preis bei einem Klarinettenwettbewerb und ihre unbestrittenen musikalischen Talente führten zu ihrer Aufnahme in das Teheran Symphony Orchestra. „Ich war die zweite Frau, die in der Holzbläsergruppe spielte, aber es war sehr hierarchisch, sehr sexistisch.

Eine schreckliche Umgebung zum Spielen. Überall waren Kameras, um zu überprüfen, ob der Hijab korrekt war oder ob wir Männern die Hand schüttelten. Sie hätten auf die Qualität unserer Musik achten sollen.“

 

Demonstrationen

 

„Ich habe das Lied ‚Gozar‘ über die Demonstrationen 2020 in Teheran geschrieben“, erklärt sie. Währenddessen wurden Demonstranten auf der Straße erschossen. „Es ist ein sehr politisches Stück. Der Benzinpreis stieg so stark, dass sich niemand mehr den Treibstoff leisten konnte. Mehr als 300 Menschen starben. Unschuldige Menschen, auch Kinder, und Tausende landeten im Gefängnis. Es gab keine Berichte in den Medien, weil sie das Internet abschalteten. Heute demonstrieren die Menschen erneut, wir erleben eine Revolution im Iran. Ich war noch nie so stolz darauf, eine iranische Frau zu sein, denn es sind die mutigen Frauen Irans, die im Mittelpunkt der Demonstrationen gegen das Regime stehen.“ „Die Melodie von ‚Gozar‘, so die Komponistin, „ist die Interpretation einer traditionellen Trauermelodie, die sie beispielsweise anlässlich von Ashura spielen, einem schiitischen Fest zum Gedenken an Imam Hussein. Alle tragen Schwarz, gehen auf die Straße. Ich trauere um die unschuldigen Opfer der anhaltenden Demonstrationen.“

 

Inspirationen

 

Ein Großteil der Musik bewegt sich zwischen traditionellen iranischen Motiven und modernem experimentellem Jazz und beschreibt Momente auf Parvareshs Reise. „In Teheran sind wir in einer Blase aufgewachsen“, sagt die Künstlerin. „Ich war so anders als andere. Meine Eltern hörten Ella Fitzgerald und John Coltrane.“ Zur traditionellen iranischen Musik führe sie eine Hassliebe. Diese wurde vom Regime zu Propagandazwecken genutzt und dennoch vermisst sie es als Teil ihrer Geschichte und ihres Hintergrunds. „‚Flashback‘ ist die iranischste Komposition, die ich geschrieben habe. Zurück zu den Wurzeln“, sagt sie.

Das Debutalbum „Gozar“ wurde in diesem Jahr veröffentlicht. Parvareshs Kompositionen zeichnen lyrische Linien, die entschleunigt und reflektiert den Raum erkunden, um dann plötzlich dynamisch und impulsiv konventionelle Hörgewohnheiten herauszufordern.

Bei den SNB-Sessions #2 im Studio Nord oin Bremen Oberneuland wird Shabnam Parvaresh mit ihrem The Sheen Trio auftreten.

Einlass ist um 19, die Show behninnt um 19.30 Uhr.

Infos unter www.snbsessions.de, www.sheentrio.com


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