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Endlich über Armut reden

Die Linke lädt zur ersten öffentlichen Armutskonferenz im Kreis Osterholz.

Jörn Brünjes und Birgit Wiechmann organisieren die erste öffentliche Armutskonferenz im Kreis Osterholz. Foto: limo

Jörn Brünjes und Birgit Wiechmann organisieren die erste öffentliche Armutskonferenz im Kreis Osterholz. Foto: limo

Osterholz-Scharmbeck. In Deutschland leben 20,9 Prozent aller Menschen in Armut – jede/r Fünfte ist davon betroffen. Um ein größeres Bewusstsein für das häufig schambehaftete Thema sowie damit einhergehende Probleme zu schaffen, lädt die Linke nun zur ersten Armutskonferenz ein.

HauptorganisatorInnen sind Birgit Wiechmann und Jörn Brünjes von der Partei „Die LINKE“. Eine ähnliche Veranstaltung in Buxtehude, der er selbst beiwohnt, motiviert Letzteren dazu, auch im Landkreis Osterholz eine Armutskonferenz zu etablieren. Wiechmann ist schnell überzeugt von der Idee, sodass man sich gemeinsam mit anderen ParteigenossInnen zur Organisation zusammenfindet. „Für die Linke ist Armut schon seit Ewigkeiten ein präsentes Thema“, erzählt die Abgeordnete. Nun wolle man auch den Rest der Gesellschaft ins Boot holen, um über lokale sowie gesamtgesellschaftliche Aspekte aufzuklären.

 

Flaschensammler:innen gehören mittlerweile zum Stadtbild

 

Probleme gibt es vor allem bei Mietpreisen, in öffentlichen Bildungseinrichtungen sowie der medizinischen Versorgung. Informieren will man deshalb unter anderem über die geltenden Sozialgesetze. Ziel soll es auch sein, verschiedene Berichte von Betroffenen sowie gemeinnützigen Wohlfahrtsverbänden zu hören und gemeinsam mit diesen zu diskutieren. Redner:innen, die vom alltäglichen Leben in Armut berichten, kommen dabei größtenteils von außerhalb. „Zu stark ist der soziale Druck von außen – die Scham, sich zur Armut zu bekennen, deshalb häufig zu groß“, erklärt Wiechmann. Mit der Konferenz wolle man deshalb für mehr Toleranz in der Gesellschaft sorgen und Hilfe zur Selbsthilfe anbieten.

Eingeladen sind darum nicht nur interessierte Bürger:innen, sondern auch Betroffene selbst. Eine Abgeordnete der Linken aus dem Bundestag werde mögliche Hilfen sowie Lösungsvorschläge präsentieren, so Wiechmann. „Zudem wird ein Kreistagsabgeordneter aus Osterholz von den Entwicklungen vor Ort erzählen und dabei auch konkrete Zahlen nennen“, ergänzt ihr Kollege Brünjes. „Nach außen hin sieht es häufig so aus, als wären hier vor Ort alle satt“, sagt Birgit Wiechmann. Dass dieses Bild längst nicht mehr der Realität entspreche, erkenne man jedoch bereits an zahlreichen Flaschensammlerinnen, die mittlerweile wie selbstverständlich zum Stadtbild gehören, von außen wiederum häufig nur abschätzig betrachtet würden, so die Organisatorin weiter.

Meist fehle das gesellschaftliche Bewusstsein für den unabwendbaren ‚system change‘, sagen die beiden ParteimitgliederInnen. „Der Kapitalismus wird in naher Zukunft von selbst zusammenbrechen“, meint Abgeordnete Wiechmann. Noch hätten kluge Köpfe aber die Zeit, um mit ihren Entscheidungen wieder für mehr Stabilität in der Gesellschaft zu sorgen. „Bei Osterholz‘ erster Armutskonferenz begrüßen wir deshalb auch Bürger:innen, denen es sonst – sei es aufgrund eines fehlenden Internetzuganges oder wegen sprachlicher Barrieren - schwerfällt, an Informationen zu gelangen“, fasst Brünjes zusammen.

 

Erste Konferenz am 26. August

 

Stattfinden wird die öffentliche Konferenz am Samstag, den 26. August, von 11 bis 16 Uhr im Konferenzraum des Bocadillo im Allwetterbad. „Die Konferenz soll zudem keine einmalige Veranstaltung sein“, erläutert Jörn Brünjes. Man wolle nicht nur gemeinsam in den Austausch treten, sondern auch über lokale Lösungsansätze sprechen, an die in künftigen Sitzungen anknüpft werden kann, sagt er weiter. „Hierbei liegen uns zum Beispiel der Ausbau des örtlichen ÖPNV, schnellerer Zugang zu Bildung und Gesundheit sowie regionale Bauprojekte besonders am Herzen“, stellt Wiechmann fest. Vor allem aber wolle man zeigen, dass Armut auch im Landkreis ein Thema ist, mit dem sich viele Menschen täglich auseinandersetzen müssen.


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