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Emotionale Debatte um die Zukunft

Die Zukunft der Kirchengebäude stand im Mittelpunkt der jüngsten Sitzung der Kirchenkreissynode des Kirchenkreises Osterholz-Scharmbeck.

Ritterhude. Vor allem der Tagesordnungspunkt zur sogenannten Kategorisierung von Sakralbauten löste eine intensive und emotional geführte Diskussion aus. Hintergrund ist eine landeskirchliche Vorgabe: Um weiterhin Fördermittel für größere Instandsetzungsmaßnahmen an Kirchengebäuden zu erhalten, müssen alle Kirchen künftig in die Kategorien A, B oder C eingeordnet werden. Kategorie A steht für vollumfängliche Instandhaltung, Kategorie B für einen reduzierten Erhaltungsumfang und Kategorie C für lediglich hinhaltende Unterhaltung – künftig ohne finanzielle Unterstützung der Landeskirche. Ohne Kategorisierung fließen keinerlei Mittel mehr.

 

Datenerhebung beginnt

Henning Mahnken erläuterte für den beteiligten Arbeitskreis den aktuellen Stand des Prozesses, der gemeinsam mit den Kirchenkreisen Rotenburg/Wümme und Verden erarbeitet wird. Grundlage ist eine umfangreiche Bewertungstabelle mit elf Kriterien zu baulichem Zustand, Nutzung, Lage und Bevölkerungsentwicklung. Aus den gesammelten Daten ergibt sich eine Punktzahl pro Gebäude, die später als objektive Entscheidungsbasis für die Zuordnung zu den Kategorien dient. Über die endgültige Einordnung entscheidet jedoch letztlich die Synode selbst. Zur Abstimmung stand in dieser Sitzung zunächst allein die Zustimmung zur Tabelle, um mit der Datenerhebung beginnen zu können.

Als schwierig, aber notwendig bezeichnete Jörg Fanelli-Falcke (Kirchenkreisvorstand) den eingeschlagenen Weg. Ziel müsse es sein, die Nutzungsvielfalt der Kirchen zu stärken: „Je mehr Leben in den Kirchen ist, desto klarer wird ihre Bedeutung.“ Heike Schumacher, Vorsitzende des Präsidiums, mahnte nach aufkommenden Bedenken und einzelnen Kritiken hinsichtlich der Bewertungspunkte zur Sachlichkeit und verwies darauf, dass es in diesem ersten Schritt lediglich um Datensammlung gehe – über die Bewertung werde später entschieden.

 

„Wir alle lieben unsere Kirchen“

Deutliche Worte fand die stellvertretende Superintendentin Birgit Spörl: „Wir alle lieben unsere Kirchen, und es ist verständlich, dass dieser Prozess emotional ist.“ Angesichts massiv sinkender Kirchensteuereinnahmen sei ein strukturierter Umgang mit den Gebäuden jedoch unvermeidlich. Seit der Rundverfügung der Landeskirche aus dem Jahr 2023 werde die Kategorisierung zwingend eingefordert – Förderungen gebe es nur noch für kategorisierte Gebäude, Mittel ausschließlich für Kirchen der Kategorie A.

Am Ende stimmte die Synode dem Kriterienkatalog mit einer Gegenstimme zu und gab damit den Startschuss für die Datenerhebung.

Weitere Beschlüsse der Sitzung betrafen den Finanz- und Stellenplan: Eine befristete Aufstockung einer halben Pfarrstelle auf eine ganze Stelle wurde für die Mitarbeit im Kirchenkreis beschlossen, um die Attraktivität einer vakanten Pfarrstelle (Meyenburg) zu erhöhen. Zudem wurde das Schutzkonzept gegen sexualisierte Gewalt einstimmig verabschiedet. Künftig sind verpflichtende Schulungen für Haupt- und Ehrenamtliche vorgesehen, um Prävention zu stärken und wachsamer zu sein. Schulungen sollen zudem unterstützen, dass Betroffene künftig besser Gehör finden und Hilfe erfahren.

Auch der Klimaschutz war Thema: Vorgestellt wurde ein Maßnahmenpaket zur Reduzierung des Energieverbrauchs kirchlicher Gebäude. Im Fokus stehen Energiemanagement, Photovoltaikprüfungen, effiziente Beleuchtung sowie langfristige Sanierungsfahrpläne – ein zentraler Baustein auf dem Weg zur angestrebten Klimaneutralität, die die Landeskirche als Ziel vorgegeben hat.

Unter „Verschiedenes“ informierte Henning Mahnken über den geplanten Umbau des „Hauses der Kirche“. Die Baugenehmigung liege vor, der Baustart sei für April 2026 vorgesehen, bei einer geplanten Bauzeit von rund einem Jahr. Zum Verfahren über die Wahl einer Superintendentin oder eines Superintendenten wurde berichtet, dass die Stelle zurzeit ausgeschrieben ist.

Aus der Landessynode berichtete Birgit Spörl von eindrücklichen Begegnungen mit Betroffenen sexualisierter Gewalt und wies auf eine große Herausforderung, hiervon zu lernen, hin. Ein weiterer Punkt sei die finanzielle Entwicklung: Bis 2035 rechne man mit rund 30 Prozent weniger Finanzkraft. Birgit Spörl führte fort, dass die neue Landessynode sich zu gut der Hälfte aus neuen Mitgliedern zusammensetze und sich weiter verjünge. Gemeinsam versuche man ab dem kommenden Jahr, die Weichen neu zu stellen.


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