

Landkreis Osterholz. In einer Ausgabe Anfang Juni 2024 zum Thema Kinderrechte ins Grundgesetz haben wir bereits das Netzwerk Frühe Hilfen vorgestellt. Nun nehmen wir konkret Akteurinnen und Akteure in den Blick, die sich in dem Netzwerk engagieren und stellen sie hier in einer Reihe vor.
Wer bist du und was ist dein Beruf?
Mein Name ist Jasmin Schmidtke-Meyer und ich lebe seit meiner Geburt in Osterholz-Scharmbeck. Ich bin 42 Jahre jung, verheiratet und Mama von zwei Kindern. Beim SOS-Kinderdorf arbeite ich seit 20 Jahren als Erzieherin, Fachkraft für Psychomotorik, Systematische Familienberaterin und Integrative Klangpädagogin. Während dieser Zeit durfte ich in diversen Bereichen Erfahrungen sammeln – im stationären Bereich, im Hort Buschhausen und in der Kita.
Warum engagierst du dich in den Frühen Hilfen?
Meine Vision ist es, dass Kinder von ihren Eltern eine liebevolle und fürsorgliche Orientierung erfahren und dadurch Sicherheit und Geborgenheit geschenkt bekommen. Dabei dürfen aber die Bedürfnisse und Sorgen der Eltern nicht außer Acht gelassen werden. Die Frühen Hilfen können hinsichtlich eines entspannten Starts ins Leben ein wichtiger Aspekt sein, denn erfahrungsgemäß kommen mit der Geburt eines Kindes viele Veränderungen und Herausforderungen auf die Mütter und Väter zu. Diese „neuen Aufgaben“ können zu Verunsicherungen führen. Eltern in diesen Momenten zu stärken und zu begleiten, liegt mir sehr am Herzen.
Wer kommt zu dir und mit welchen Anliegen?
Mit unserem „Frühe Hilfen“-Angebot wie dem Babycafé in der Kita Wunderwelt richten wir uns an junge Elternteile mit Kindern bis zu 18 Monaten, die sich Unterstützung im Umgang mit der neuen Lebenssituation wünschen. Unser Ziel ist es, teilnehmende Elternteile in ihrer Persönlichkeit und der neuen Rolle zu stärken sowie ihnen zu helfen, realistische Perspektiven für ihr Leben zu entwickeln. Gemeinsam arbeiten wir daran, eine stabile und liebevolle Beziehung zu ihrem Kind aufzubauen und den Familienalltag zu planen und sinnvoll zu gestalten.
Wie hilfst du weiter?
Eltern zu sein ist in unserer heutigen Zeit so herausfordernd anspruchsvoll und komplex wie noch nie. Konflikte mit sich selbst in der Elternschaft und in der Familie gehören dazu, es gibt aber viele Wege, diese friedvoll zu lösen. Dabei möchte ich gerne Orientierungshilfe geben und gemeinsam mit den Müttern und Vätern Lösungswege erarbeiten.
Was bedeutet das Netzwerk für dich, bzw. welchen Vorteil schafft es dir gegenüber einer Tätigkeit ohne das Netzwerk?
Ein umfassendes Netzwerk stellt einen wertvollen Pool von Wissen und Kompetenz zur Verfügung mit dessen Hilfe ich in jeder Lebenslage Lösungen und Strategien anbieten kann. Durch meine fast 20-jährige Berufserfahrung, meine fachliche Expertise in den Bereichen der Psychomotorik, integrativer Klangpädagogik und systematischen Familienberatung stehe ich als fachkundige Ansprechpartnerin zur Verfügung. Zusätzlich kann ich jederzeit auf das kompetente Netzwerk des SOS-Kinderdorfes Worpswede mit Psychologen, Pädagogen usw. zurückgreifen und den Kontakt für die Eltern herstellen. Zu meinem externen Netzwerk gehören auch Kinderärzte, Hebammen, Beratungsstellen und natürlich das Netzwerk Frühe Hilfen. Auf diese Weise sehe ich mich als zentrale Anlaufstelle in allen Bereichen der Kindererziehung und Gesundheit.
Welche Herausforderungen siehst du aktuell rund um das Thema Gesundheit und Teilhabe von kleinen Kindern und Familien?
Das Familienleben hat als zentrale kindliche Erfahrung einen großen Einfluss auf die körperliche und geistige Gesundheit jedes Einzelnen. Die Beziehung, die zwischen Kindern und Eltern stattfindet, und zwar ganz konkret die Atmosphäre der Beziehung und wie die Beziehung gestaltet wird, ist ein wesentlicher Punkt für die Reifung der Selbstliebe. Dazu passt der Spruch „So wie du bist, bist du gut.“ Eigenliebe entsteht, wenn ein Kind spürt, dass es bedingungslos angenommen wird. Das ist aber gar nicht so einfach, wie es sich anhört. In Wahrheit ist es für viele Menschen eine große Herausforderung.
Welchen Tipp aus deinem Austausch im Netzwerk nimmst du mit? Was kann der Einzelne tun, um Familien mit jungen Kindern zu unterstützen und zu bestärken?
Bei einem Netzwerktreffen habe ich zum ersten Mal von der Idee eines „Erziehungskoffers“ gehört. Dabei handelt es sich um einen Koffer, in den wir zusammen mit den Müttern Themen „packen“, die sie beschäftigen und die wir gemeinsam bearbeiten wollen. Babymassage, Ernährung, Entspannungsmethoden sind nur einige Themen, die hier „gespeichert“ werden. Ich denke, wenn sich das Netzwerk der Frühen Hilfen stetig weiterentwickelt - möglichst gemeinsam mit allen Beteiligten - Familien, Ehrenamtliche, Fachkräfte und Experten - kann vielen Eltern der Start ins Familienleben erleichtert werden und allen ist geholfen.