Ein Zeichen gegen Hass setzen
Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa durch die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Als Gedenktag wird jährlich an diesem Datum an die tiefe Zensur von 1945, den Neuanfang und die Befreiung von Krieg und Nationalsozialismus erinnert. So auch auf dem Rosa-Abraham-Platz in der Hembergstraße in Worpswede. Bei schönem Wetter waren an diesem Abend weniger Zuhörer*innen als gewohnt dem Aufruf der Initiative „NIE Wieder – Erinnern für die Zukunft – Gemeinsam gegen Rechts“ gefolgt. Jochen Semken führte durch die Veranstaltung. Als Redner*innen traten Katharina Hanstein-Moldenhauer, Dr. Harro Jenss und als Gast Henrike Müller, Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen in der Bremischen Bürgerschaft, vor das Mikrofon.
Neuer Antisemitismus in Deutschland und Europa
Katharina Hanstein-Moldenhauer verlas ein Grußwort von Elvira Noa, einem Mitglied der jüdischen Gemeinde in Bremen. Darin beschreibt Noa den starken Anstieg von Antisemitismus in Deutschland und überall auf der Welt. „Fremdenfeindlichkeit und Rassismus machen sich breit, die Kungelei der AFD mit extremen Rechten ist ein erschreckendes Zeichen, wie stark tatsächlich unsere Demokratie gefährdet ist.“ Noa macht aber auch Mut und bedankt sich ausdrücklich für das Engagement der Worpsweder Initiative und vieler anderer Organisationen im ganzen Land. „Bleiben Sie stark! Angesichts der offensichtlich erschreckend salonfähig gewordenen Menschenfeindlichkeit, von Antisemitismus und Hass sind die Worte von Cassirer aus den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts von beklemmender Aktualität. Sie mahnen uns, zu jeder Zeit dem ersten Satz unseres Grundgesetzes gerecht zu werden: ‚Die Würde des Menschen ist unantastbar‘. Manchmal, so scheint es mir, ist dieser Satz nur ein Wunsch, eine Illusion.....Aber warum sollen Träume nicht Wirklichkeit werden können? Kämpfen wir dafür!“ Auch Henrike Müller sprach in ihrem Grußwort über die aktuelle Weltlage. Es sei wichtig ein Zeichen zu setzen „...gegen den wiedererstarkenden Antisemitismus, gegen die Menschenfeindlichkeit, die uns umgibt, gegen die Geschichtsvergessenheit mit der wir aktuell wieder konfrontiert sind.“ Am Ende wandte sich Müller mit einem eindringlichen Appell an ihre Zuhörer*innen. „Hier braucht es uns als Zivilgesellschaft, und Elvira Noa hat es in ihrem Grußwort erwähnt, es gibt die guten und hoffnungsvollen Zeichen. So viele Menschen haben in den letzten Monaten klar gemacht, dass sie unsere plurale Demokratie zu verteidigen bereit sind. Diese Bündnisse müssen wir stärken und immer widersprechen, wo relativiert wird, wo Hass und Hetze kultiviert wird. Nehmen wir uns die Worte von Elvira Noa zu Herzen und tragen die Verantwortung, die wir haben und kämpfen weiter, gemeinsam für unsere demokratischen Grundfesten und gegen jeden alten oder neuen Antisemitismus.“