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Durchwachsenes Ergebnis

Die IHK Niedersachsen stellt ihre neue Konjunkturumfrage vor.

Niedersachsen. Das Konjunkturklima der niedersächsischen Wirtschaft hat sich mit dem Abflauen der Energiekrise im ersten Quartal 2023 deutlich verbessert. Die Erwartungen der Unternehmen bleiben aber aufgrund des zurückhaltenden Konsums, verhaltener Investitionen und Fachkräftemangel eher ungünstig.

„Die Unternehmen in Niedersachsen suchen aktuell Wege, wie die neuen Preise bei Energie und Material sowie hohe Lohnabschlüsse kompensiert werden können. Größtes Hemmnis aber ist der verschärfte Fachkräftemangel, der mittlerweile das Geschäftsrisiko Nummer eins im Land ist“, so Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin der IHK Niedersachsen. Eine erste leichte Entspannung an den Energiemärkten gibt dem IHK-Konjunkturklimaindikator für das erste Quartal einen kleinen Schub um neun auf 94 Punkte (Vorquartal: 85 Pkt.). Das ist das Ergebnis der Konjunkturumfrage der niedersächsischen Industrie- und Handelskammern mit über 1.800 Unternehmensantworten.

 

Fachkräftemangel bleibt größtes Problem

 

Preissteigerungen, verhaltener Konsum, steigende Zinsen und zu wenig Personal prägen die Situation in vielen Branchen. Für zwei Drittel der Unternehmen (66 %) ist der Fachkräftemangel aktuell das Geschäftsrisiko Nummer eins – so hoch wie noch nie. Auf den folgenden Plätzen aber nicht weniger relevant sind die Risiken Energie- und Rohstoffpreisen (65 %) und in letzter Zeit deutlich zunehmend die Arbeitskosten (55 %). Die aktuelle Geschäftslage wird im Frühling kaum verändert von 26 Prozent (Vorquartal: 27 %) der Unternehmen als gut beurteilt, 57 Prozent (Vq. 56 %) sind zufrieden und gleichbleibend 17 Prozent beurteilen ihre Lage als schlecht. Die Erwartungen an die kommenden Monate haben sich in Anbetracht der Entwicklung an den Energiemärkten zwar aufgehellt, bleiben aber ungünstig: 13 Prozent der Unternehmen (Vq. 9 %) rechnen mit einer günstigeren Geschäftsentwicklung, 55 Prozent (Vq. 46 %) erwarten gleichbleibende Geschäfte und 33 Prozent (Vq. 44 %) rechnen mit einer ungünstigen Entwicklung.

 

Industrie strauchelt

 

Die Geschäftsentwicklung der Industrie bleibt verhalten. Die Auftragseingänge sind rückläufig, die Auftragslage ist aber noch ausreichend. Im Bereich Automotive hat sich die Lage erkennbar verbessert. Während die Investitionsgüterhersteller aufgrund geringerer Lieferkettenproblemen ihre hohen Auftragsbestände abarbeiten können, haben die energieintensiven Grundstoffhersteller (Chemie, Glas, Papier, Baustoffe) große Probleme, sich mit den gestiegenen Energiepreisen an den internationalen Wettbewerb anzupassen. Etliche dieser Unternehmen haben die Produktion gedrosselt. Umsätze, Geschäftserwartungen als auch Investitions- und Beschäftigungsplanungen dieser Grundstoffhersteller sind überwiegend negativ und zeigen deutlich die strukturellen Defizite des Industriestandortes Deutschland bei den aktuellen Energiepreisen auf.

 

Baubranche hat noch Auftragspolster

 

Die aktuelle Geschäftslage der Bauwirtschaft ist aufgrund des dicken Auftragspolsters noch gut. Die Entwicklung in den verschiedenen Baubereichen wird aber zunehmend unterschiedlich. Im Wohnungsbau sind die Auftragseingänge mit dem Zinsanstieg und den höheren Kosten deutlich zurückgegangen. Der Tiefbau und das Ausbaugewerbe melden dagegen weiter hohe Auftragseingänge. Insgesamt ist mit einem leicht rückläufigen Bauvolumen zu rechnen.

 

Schwacher Konsum bremst Einzelhandel

 

Mit den höheren Lebensmittelpreisen und Energiekosten ist das verfügbare Einkommen der Konsumenten für den übrigen Einzelhandel deutlich geschrumpft. Entsprechend schwach bleibt die Konsumneigung vor allem bei Gebrauchsgütern wie Möbeln und Einrichtungsgegenständen sowie bei allen Gütern, die als Luxus wahrgenommen werden. Etwas höher stehen Textilien und Bekleidung in der Gunst der Kundinnen und Kunden. Insgesamt ist mit stagnierenden bis rückläufigen Einzelhandelsumsätzen zu rechnen bis die Einkommen wieder steigen. Nicht besser ist die Geschäftsentwicklung des Großhandels. Sowohl konsumnahe Bereiche als auch der Produktionsverbindungshandel schwächeln und dürften stagnieren.

 

Schlechte Aussichten im Verkehrsgewerbe

 

Das Verkehrsgewerbe ist der einzige Wirtschaftsbereich, dessen Geschäftsklima sich im Vergleich zum Jahresbeginn verschlechtert hat. Geschäftslage wie Erwartungen sind rückläufig, weil das Beförderungsvolumen nach Einschätzung der Spediteure sinkt. Die Risikofaktoren Fachkräfte, Energiepreise und Arbeitskosten werden im Verkehrsgewerbe häufiger genannt als in der übrigen niedersächsischen Wirtschaft, was die schwierige Situation der Unternehmen zeigt.

 

Weiterhin Nachholeffekte

 

Das Gastgewerbe berichtet für das erste Quartal von steigenden Umsätzen und zufriedenstellenden Geschäften. Allerdings wurden auch die Übernachtungs- und Verzehrpreise erhöht. Insgesamt profitiert das Gastgewerbe weiterhin von Nachholeffekten, wobei der Beherbergungsbereich, sprich Tourismus, gute Aussichten hat, während der Restaurationsbereich zurückhaltend beurteilt wird.

 

Geldgeschäfte laufen gut

 

Die Geschäfte der Kreditinstitute haben sich mit der Rückkehr der Zinsen in die Märkte positiv entwickelt. Zwar schrumpft das Immobiliengeschäft, gleichzeitig haben die Banken, angetrieben vom Einlagengeschäft, keine ungünstigen Erwartungen mehr. Auch die Versicherungen profitieren bei ihrer Kapitalanlage von Zinsen. Das Versicherungsgeschäft selbst wird nach schwachen Quartalen im Jahr 2022 wieder zunehmen. Die Geschäftslage der Dienstleistungsunternehmen bleibt überwiegend befriedigend, Wachstum ist allerdings nicht in Sicht. Die Probleme in Industrie und Handel sorgen auch bei den Dienstleistern für stagnierende Geschäfte.

 

Ausblick

 

„Die Hannover Messe hat eindrucksvoll gezeigt, dass die Unternehmen die Transformation hin zur CO2-freien Wirtschaft gehen werden. Aber dafür brauchen sie verlässliche Rahmenbedingungen und dringend weniger Bürokratie“, so die Einschätzung der IHKN-Hauptgeschäftsführerin Maike Bielfeldt. „Diese Transformation ist eine riesige Herausforderung für alle, vom Einzelhandel bis zum Konzern.“

„Im Laufe des Jahres dürften die steigenden Einkommen für eine allmähliche Belebung des Konsums sorgen. Mit einem Anstieg der Investitionen und Wachstum ist aber erst ab 2024 zu rechnen, vorausgesetzt die Zinsen konstant bleiben“, so Bielfeldt.


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