Die Pracht der Liebe
Worpswede. Die TV-Schauspielerin und Sängerin Melanie Wiegmann hatte 2020 einen viertägigen Besuch bei ihrem Lebensgefährten und international bekannten Rockgitarristen Carl Carlton (spielt u.a. für Udo Lindenberg und Peter Maffay) auf der kleinen maltesischen Insel Gozo geplant, als die Pandemie sie überraschten. Beide nutzten gemeinsam den Moment, als die Welt scheinbar stehenblieb, um sich der Musik zu widmen. Aus dem Kurz-Trip wurden schließlich drei Jahre. Im Gespräch mit der Anzeiger-Redaktion gewährten beide Einblicke in die Entstehungsgeschichte ihrer Musik.
Beim Hören des Albums hat man das Gefühl, auf Malta hätte es jeden Tag Sonnenschein gegeben. Hat das Wetter die Songs tatsächlich beeinflusst?
Carl: Das Album ist nur zu einem kleinen Teil auf Malta, genauer gesagt auf unserem Inseldomizil Gozo (zwischen Sizilien und Malta) entwickelt und aufgenommen. Melanie und ich waren frisch verliebt und sie nutzte ein paar drehfreie Tage, um mich auf Gozo zu besuchen, doch wurde am Tag ihrer Ankunft der komplette Lockdown ausgerufen. Schicksalhaft wurden wir mit viel freier Zeit beglückt, die wir u. a. nutzten, um unsere gemeinsame Liebe zur Musik zusammen zu leben. Die Umgebung prägt jede Produktion. Das Klima, das Meer, kulinarische Entdeckungen verbunden mit viel Spaß und Musik sind wichtige Bestandteile unserer Arbeit. Was zu zweit begann, wurde dann aber in verschiedenen Ländern mit genau diesen Kriterien weitergeführt. Arbeitsstationen waren als nächstes die Insel La Digue auf den Seychellen, dann das Ocean View Studio in South West Cork-Irland, dann Berlin das Candy-Bomber Studio und zum guten Abschluss die Temple Studios auf Malta. Gute Laune all the way!
Hätte es das Album ohne die Liebe von Irmel Wiegmann nicht gegeben?
Melanie: Meine Mutter war immer schon für mich mein größter Halt. Als ich mit 19 Jahren Schauspielerin werden wollte hat sie diesen Wunsch immer nur positiv unterstützt. Als ich auf Gozo strandete und schließlich den Entschluss gefasst habe, auch eine berufliche Veränderung eingehen zu müssen - zu wollen, ohne genau zu wissen, wie es weiter geht, war meine Mutter wieder da mit den Worten, ‚Mach, was dich glücklich macht. Denn nur darauf kommt es an“. Als wir ihr von unserem gemeinsamen musikalischen Projekt erzählt haben, war sie sofort Feuer und Flamme. Wir haben ihr die Songs vorgespielt und sie hat es geliebt. Es ist immer noch schwer zu verstehen, aber sie hat die Vollendung unseres Albums nicht mehr miterleben dürfen. Doch konnten wir mit dem, was sie uns zugedacht hat, dieses Projekt weiterführen und schließlich zu dem ausbauen, was es heute ist.
Das Klangbild von „Glory Of Love“ vermittelt insgesamt das Gefühl, dass ihr Euch der amerikanischen (Singer-Songwriter-)Musik näher fühlt als jener aus dem englischen Raum.
Carl: Das ist so nicht korrekt. Könnte man oberflächlich betrachtet annehmen, da die US-Songwriter auf dem Album die Oberhand haben. Aber alles ist eine Wechselwirkung, alles inspiriert sich gegenseitig. Die englischen Songwriter waren in erster Linie in den 50ern und 60ern auch, oder hauptsächlich durch die US-Szene schwer beeinflusst. Die Kinks, Roy Harper, Nick Drake, Donovan oder sogar Led Zeppelin brachten dann keltische Sounds mit ein. Und diese englischen Sounds findest du auch zweifelsohne bei unseren Arrangements. Nur dass in der Melange der Instrumente prägnante Instrumente wie zum Beispiel die Pedal Steel oberflächlich einen anderen ersten Eindruck hinterlassen.
Wie habt ihr euch eigentlich kennen und lieben gelernt?
Melanie: Tatsächlich durch einen Zufall im Probenkeller von Peter Maffay in Tutzing. Eine Freundin wollte ihren Hund von einem Musiker-Kollegen von Carl abholen und da haben wir uns gesehen. Da war sofort eine Verbindung zwischen uns. Trotzdem hat es dann noch einige Zeit gedauert, bis wir uns wiedergetroffen haben, und ein Paar geworden sind.
Am 1. Dezember performt ihr in Worpswede. Wie vertraut seid ihr mit dem liebevollen Künstlerort Worpswede und seiner Kunstgeschichte?
Carl: Die Music Hall ist mir und meiner Band seit Jahren vertraut. Die Geschichte der Künstlerkolonie ist sehr interessant, reich an Kunst und mir wohl bekannt. Leider sind da auch sehr dunkle politische Flecken. Darum sollten wir gerade in der gegenwärtigen, Deutschen politischen Situation aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und Konsequenzen ziehen. Worpswede und seine People sind auf einem guten Weg Ich liebe den Ort, seine Leute und die schöne Umgebung …und natürlich die Music Hall.
Vielen Dank für das Gespräch.