Heiner Wenk

Der Provisorien überdrüssig

In der Diskussion um die Grundschule Meyenburg wurde teilweise Klarheit geschaffen: Der Standort bleibt bestehen, der Ausbau wird verschoben, Maßnahmen zur räumlichen Verbesserung sollen aber kurzfristig umgesetzt werden.

Meyenburg. Ulrike Walter leitet die Grundschule in Meyenburg. Ihr Dienstzimmer misst kaum sechs Quadratmeter; ein Schreibtisch, ein Stuhl für Gäste und Stapel von Unterlagen und Bastelutensilien füllen den Raum. Das Bild steht stellvertretend für die gesamte Schule: Der rote Backsteinbau ist rund 70 Jahre alt und über die Jahrzehnte mehrfach erweitert worden. Heute wirkt das Ensemble verwinkelt und verbaut – ein Charme, der jedoch an Grenzen stößt, sobald es um den Ganztagsbetrieb geht.

Pädagogischer Anspruch und Provisorienrealität

Die Schule hat ein eigenes Konzept für den teilgebundenen Ganztag entwickelt. Damit sollen Kinder verlässlich bis 15 Uhr betreut werden und Angebote wie Bewegung, Entspannung oder den schuleigenen Gemüseacker nutzen können. Doch für dieses pädagogische Konzept fehlt es an Raum. Die bestehende Aula beispielsweise war einst eine großzügige Pausenhalle aus Glas. Heute wird sie mit mobilen Trennwänden geteilt, damit Kinder dort zu Mittag essen können. Verpflegung ist eine Anforderung der Ganztagsbetreuung, auf die jedes Kind ab dem nächsten Schuljahr einen Anspruch hat. Der Aulaspeiseraum ist keine optimale Lösung. Im Sommer heizt sich der Raum stark auf, im Winter wird er kalt – eine Übergangslösung, die der Dauer überdrüssig wird.

Auch andere Bereiche sind Provisorien. Der frühere Werkraum liegt fensterlos im Keller, ist muffig. Das Lehrerzimmer bietet nur Platz für einen Tisch und vier Stühle; die Tablets der Schülerinnen und Schüler finden hier den letzten Lagerplatz. „Platz für eine Brotdose“ sei hier aber nicht mehr, so die Schulleiterin. Von ausreichenden Funktionsräumen für den Ganztag kann also nicht die Rede sein.

Viel Diskussionen, wenig Fortschritt

Bereits 2012 meldete der Schulausschuss zusätzlichen Raumbedarf an. Für einen Ausbau wurden 2,5 Millionen Euro bewilligt,

2026 sollten weitere 680.000 Euro dazukommen. Die wurden im neuen Etat aber gestrichen. Gemeindeprognosen gehen von einer Reduzierung der Schüleranzahl aus, von aktuell 75 auf 58 im Jahr 2029/30.

Dass es dazu kommen könnte, wurde bereits vor offiziellen Kürzung heiß diskutiert - vor allem von Eltern. Denn der verminderte Etat warf Fragen auf, nicht nur bezüglich der Ausbaupläne, sondern auch danach, ob der Schulstandort überhaupt erhalten bleibt. Zudem wurde der Reduzierung der Schülerzahl mit Blick auf das entstehende Wohngebiet auf dem Gelände der ehemaligen Lützow-Kaserne widersprochen.

Klarstellungen

Klargestellt wurde nun auf der Gemeinderatssitzung am 28. November: Die Schule bleibt, eine Schließung habe nie zur Debatte gestanden. Und: Der geplante Ausbau wird zeitlich nach hinten geschoben. Gleichzeitig sollen zeitnah kleinere innenarchitektonische Lösung umgesetzt werden, um kurzfristig Verbesserungen für die Schule zu erreichen. Was das genau bedeutet, ist noch nicht ganz klar. Ebenso wenig, welcher Zeitraum als „kurzfristig“ ausgelegt wird.

„Minimum für eine Ganztagsbetreuung ist ein neuer Werkraum und ein Platz zum Essen“, sagt Ortsbürgermeister Dominik Schmengler.

Für Walter sei das Minimum eine funktionale Ertüchtigung der Schule. Sie wäre gar bereit, dafür ihr Dienstzimmer aufzugeben, um es mit dem Lehrerzimmer zu einem größeren Raum zu verbinden.

Weitere Umbauten sollten aber in Zusammenarbeit mit einem Planungsbüro erfolgen. Für die Schulleiterin steht fest: Ein teilgebundener Ganztag kann nur funktionieren, wenn die räumlichen Voraussetzungen stimmen. Auch Eltern hoffen, dass die Zeit der Zwischenlösungen - die „lange Leidensgeschichte“ der Schule, so Walter - bald ein Ende hat.


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