Der nachbarschaftliche Klimakiller oder wie unterschiedlich der Bürger behandelt wird - Ein Brief einer Leserin
Ich wohne in Wiste. Man könnte denken, dass es sich um Bullerby handelt, wenn die Nachbarschaft nicht wäre.
Als ich mein Haus 2004 bezogen habe, habe ich lange überlegt, ob ich nach „Bullerby“ in Osterholz-Scharmbeck ziehe. Das Haus entsprach in etwa meinen Vorstellungen. Dicht bewachsen, viele Bäume, das Haus veränderbar. Es hatte einen Nachteil: „die Deutsche Bundesbahn“. Die fährt durch meinen Garten.
Im Lauf der Jahre habe ich viel hingenommen. Dezibelzahlen, die vermuten lassen, dass ich am Flughafen wohne, gefühlt 50 % mehr Zugverkehr innerhalb der letzten 15 Jahre und dann auch noch an meinem Grundstück eine Ampel an den Schienen, die jede Nacht schwere Güterzüge mit kreischenden Geräuschen ausbremst. Die Anfahrten dieser Züge sind genauso geräuschintensiv.
Trotzdem, die Bahn war eingefasst in eine Allee alter Eichen, die im Sommer die Geräusche reduziert haben und die Bahnstrecke hinter sich „versteckt“ haben.
Und nun? Innerhalb eines Tages sind bis auf wenige Ausnahmen diese alten Eichen gefällt worden. Überall an der Bahnstrecke liegen „Leichen“. Ich höre die Züge in ungefilterter Lautstärke und bin erschüttert, dass so etwas möglich ist.
Ich rede nicht von der Lärmschutzwand, die in Wiste scheinbar nicht nötig ist, aber zukünftig wenigstens die Mais und Getreidefelder vor dem Lärm schützt. Ich rede von der Vernichtung wertvoller Bäume ohne Rücksicht auf Verluste. Ich bin zu tiefst erschüttert.
Was ich zudem nicht verstehe, ist die Ungleichbehandlung. Als meine kranken Kastanien völlig verrottet waren, durch Blitzeinschlag und Kastanienfäule, musste ich für Fällgenehmigungen dieser kranken Bäume viel Geld bezahlen und kostspielige Ersatzpflanzungen nach Vorschrift auf meinem Grundstück nachweisen.
Die Bahn darf alte, gewachsene und gesunde Eichen ohne Absprache und Information an die Eigentümer der anliegenden Grundstücke fällen.
Die Krönung des Ganzen gipfelt im Befahren der privaten Grundstücke mit schweren Fällmaschinen, ohne dass die Deutsche Bundesbahn Absprachen mit mir getroffen hat. Ich war weder über diese Aktion informiert noch hat mich jemand vorher kontaktiert. Das Grundstück ist verwüstet und ich sitze fassungslos vor den Flurschäden, den Baumstumpen und vielen gefällten Bäumen
Ich bin zutiefst erschüttert.
Ulrike Eykamp