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Ralf G. Poppe

Der kosmopolitische Präsident

Bremervörde. Christian Thiessen leitet ehrenamtlich den TSV Bremervörde.

In seiner Freizeit ist Christian Thiessen leidenschaftlicher Hobbykoch.

In seiner Freizeit ist Christian Thiessen leidenschaftlicher Hobbykoch.

Ältere Bremervörder:innen kennen ihn noch als Fachmann aus dem Schallplattenladen Grammophon/Ear, jüngere Sportler:innen aus dem Delphino, wo er derzeit tätig ist. Wir stellen Christian Thiessen - seit 2018 Vorsitzender des TSV Bremervörde - vor.

Thiessen ist ein richtiges Bremervörder Urgestein. Der 59-jährige Ehrenamtler ist in der Ostestadt geboren und aufgewachsen und verbindet in seiner Freizeit gerne das Angenehme mit dem Nützlichen. „Zuhause ist es das Kochen“, lacht der Hobbykoch. In seiner Ehe sei er für die Lebensmittelversorgung und die Zubereitung der Speisen zuständig. Dank der guten Vorbereitung seiner Mutter auf das damalige Junggesellenleben könne er sehr gute und schmackhafte Hausmannskost zubereiten. „Zumindest behaupten das meine Frau und unsere Katze“, so Thiessen mit einem Augenzwinkern.

Weiterhin sei er froh, dass er neben einer jeweils kaufmännischen, technischen sowie einer IT-Ausbildung auch eine handwerkliche Lehre absolviert hat. „Auch hier verbinde ich Hobby, Werkeln und Nützliches, und meine Frau hat immer den passenden Handwerker und Techniker im Haus“, sagt der Tausendsassa.

 

„Schwimmen inklusive“

 

Das Inklusionsprojekt „Schwimmen inklusive“ des hiesigen DRK-Kreisverbandes und der DLRG führte Thiessen vor rund zehn Jahren als Schwimmtrainer an das Ehrenamt heran. Das Vorzeige-Projekt war seinerzeit einzigartig in Deutschland. Es brachte Kindern und Jugendlichen mit Handicap das Schwimmen bei. Diese Zeit bezeichnet Thiessen als besonders erfahrungsreich, herausfordernd und unheimlich aufreibend. „Jeder, der einmal mit Personen zu tun hatte, die unter schwerwiegenden mentalen Krankheiten leiden, kann das sicher nachfühlen. Dennoch war es eine sehr erfüllende Aufgabe, die soziale Kompetenz und Empathie steigert“, sagt der Allrounder. Dass er dann im Delphino als Schwimmtrainer für Schwimmanfänger jeden Alters begonnen habe, sei nur konsequent gewesen. Denn er selbst sei von Natur aus ein guter Schwimmer. Mit den entsprechenden Körpermaßen sowie einem angeborenen Instinkt für die richtige Wasserlage falle es ihm unheimlich leicht, sich im Wasser fortzubewegen. Zudem sei das Schwimmen die einzige Sportart, die Thiessen aufgrund einer Behinderung noch aktiv ausüben kann. „Dazu gehe ich vor der Arbeit oder mit den Kameraden von der DLRG in die Badeanstalt - so hieß das in meiner Jugend“, sagt Thiessen.

 

Sportliche Vorlieben

 

„In jungen TSV-Jahren habe ich bei 192 cm Körpergröße natürlich Basketball gespielt. Ein toller und schneller Sport. Die damalige zweite Herrenmannschaft, bei denen ich spielen durfte, war nicht gut. Aber wir hatten großartige Klamotten und teure Schuhe an“, lacht Thiessen. „Wir haben momentan einen klasse Trainer im TSV, der bereits in der rumänischen Jugend-Nationalmannschaft gespielt hat. Der kann den jungen Leuten richtig was beibringen“, ist Thiessen überzeugt.

Doch obwohl der TSV-Präsident sich die großartigen Handballspiele der Damen- bzw. Herrenmannschaften gern ansieht, und deren Kampfeswille, Schnelligkeit, Dynamik und Dramatik ihn wirklich begeistern, so gilt seine persönliche, sportliche Zuneigung dem Eishockey bzw. den Fischtown Pinguins aus Bremerhaven. Das Eishockey-Spiel sei schnell, dynamisch, die Spieler jammerten nicht und wären permanent unter Dampf, es fallen Tore, man muss als Zuschauer stets auf den Puck achten, es gibt immer einen Gewinner, die Fans sind mehrheitlich friedlich und die Stadionwurst von Mühlenbeck sei die Beste, die man für Geld kaufen könne.

 

Präsidentschaft

 

Für den TSV Bremervörde ist Christian Thiessen seit 2015 ehrenamtlich im Geschäftsführenden Vorstand tätig. Anfangs als 1. Kassenwart, ab 2018 als Erster Vorsitzender. Der Hilferuf des damaligen TSV-Vorsitzenden nach neuen Kräften veranlasste ihn, dem größten Verein im Nordkreis des Landkreises Rotenburg/Wümme beizutreten, um sich ehrenamtlich einzubringen. „Ich bin froh, dass es einen fließenden Übergang im Vorstand gab, mich mein Vorgänger Jörg Müller in die Kunst der Vereinsleitung einführte und ich die erforderlichen Aufgabenfelder bereits vor meinem Amtsantritt kannte“, sagt Thiessen.

 

Herausforderungen und Probleme

 

Dennoch stehe er nun als Präsident täglich vor neuen Herausforderungen, manchmal gar vor scheinbar unlösbaren Problemen. Unbesetzte Vorstandsposten, schwindende Mitgliederzahlen, digitale Umwandlung sowie die Zunahme von Behörden- und Verbandsregelungen zeigten sich dabei lediglich als Spitze des Eisbergs. Viele Mitglieder haderten mit den entsprechenden Lösungen. „Doch die Zeiten der analogen Kommunikation und das Festhalten an alten Gewohnheiten sind nun mal endgültig vorbei“, sagt der engagierte Bremervörder im Brustton der Überzeugung.

Neue Aufgaben bräuchten neue Ideen. Deshalb sei er froh, dass sich vermehrt Jüngere im Verein engagierten. Nur an Schwimmtrainerinnen und Trainern fehle es leider momentan. „Als oberster Vereinsvertreter sind mir alle Sportarten und Sparten des TSV wichtig, auch wenn dies nicht immer bei allen Mitgliedern so ankommt“, stellt Thiessen klar.

 

Kosmopolit

 

Der Verein erfordere seine volle Konzentration außerhalb seines Jobs. Daher gestalte Thiessen seine Freizeit, zusammen mit seiner Ehefrau, so effektiv wie möglich. Für Kurzweil, oder nachmittags bei Netflix zu chillen, bliebe keine Zeit. „Dennoch schaffen wir es regelmäßig, mit dem Schiff zu verreisen. Unsere maritime Leidenschaft und Vorliebe für Kreuzfahrten wird von AIDA bedient und erwidert“, strahlt der Kapitänssohn in der passenden Kochschürze. Seine C02-Bilanz sei Dank seiner intensiven Fahrradnutzung im Alltag dennoch neutral. Als Kapitänssohn und Enkel eines Schulmeisters sei es für ihn selbstverständlich, andere Länder zu besuchen, und anderen Ethnien zu begegnen: „Ich bezeichne mich gern als Kosmopolit und bevorzuge eine multikulturelle Lebenseinstellung frei nach Alexander von Humboldt - Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung derer, die die Welt nie angeschaut haben“, sagt Thiessen.


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