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Luisa Mersmann

„Der ganze Golfclub ist stolz“

Der 34-jährige Christophe Schuler vom Golfclub Lilienthal ist als Behindertensportler des Jahres nominiert.

„In Abu Dhabi war es sehr heiß“, sagt Christophe Schuler, Golfer mit Downsydrom. 2019 fanden dort die Weltspiele der Special Olympics statt. Christophe belegte den vierten Platz und brachte eine Medaille mit nach Hause.

Bereits vor der Veranstaltung in Abu Dhabi konnte der begeisterte Golfer einige Erfolge verbuchen. Er nahm an den Special Olympics 2010 in Bremen, 2012 in München, 2014 in Düsseldorf, 2016 in Hannover und 2018 in Kiel teil. Doch Abu Dhabi ist bis heute sein persönliches Highlight. Kennengelernt hat Christophe den Sport durch seinen Vater, als er und seine Mutter diesen beim Golfen begleitet haben. Schnell hat sich herausgestellt, dass Golf ein ruhiger Sport und somit perfekt für Christophe ist.

Die Weltspiele der Special Olympics finden alle vier Jahre statt. In diesem Jahr in Berlin. Christophe ist mit dem Athletenrat von Special Olympics Niedersachsen als Ehrengast eingeladen. Es könnte aber durchaus sein, dass er selbst antreten muss. Denn er ist er als Nachrücker nominiert, er kann also spielen, falls jemand ausfällt.

Der Unterschied zwischen Special Olympics und den Paralympics liegt darin, dass bei letzterem Leistungssportler:innen mit körperlichen-, Sinnes- und geistigen Behinderungen teilnehmen. Bei den Special Olympics hingegen können Menschen mit geistigen Behinderungen aus allen Leistungsklassen teilnehmen, vorwiegend sind es aber Breitensportler. Hinzu kommt, dass bei den Special Olympics alle Athletinnen geehrt werden, während bei den Paralympics lediglich die besten drei geehrt werden.

 

Der Weg zur Nominierung

 

Die Nominierung zum Behindertensportler des Jahres kam für Christophe und seine Mutter trotz der ganzen Erfolge überraschend. „Das Besondere in diesem Jahr ist, dass ein Special Olympics Golfer unter den Nominierten dabei ist, weil sonst immer Sportler der Paralympics dabei sind“, erklärt Dorothea Schuler. Weiter sagt sie, dass der Behindertensportverband nur ganz selten Special Olympics Athletinnen auswählt. Das letzte Mal ist es 2004 Kai Sohmer gewesen. Auch ein Golfer.

„Auf Christophe ist der Behinderten-Sportverband durch einen Newsletter von Special Olympics Niedersachsen gekommen, wo Christophe bei den Regionalspielen in Kiel 2022 mitgemacht hat.“ Dort gewann er eine Gold- und zwei Silbermedaillen.

Aber nicht nur seine Familie freut sich über die Nominierung. Auch der Golfclub Lilienthal e.V., bei dem Christophe seit 2010 Mitglied ist, ist sehr stolz auf ihn. Die Inklusionsbeauftragte Ursula Schweers vom Verein für Menschen mit Behinderungen freut sich: „Der ganze Golfclub ist sehr stolz. So etwas hatten wir ja noch nicht mit einem anderen Mitglied. Toll!“ Die Bewunderung gilt aber nicht nur Christophes Nominierung. Auch sein Können macht im Golfclub von sich reden: „Wie Christophe den Abschlag macht, da kann ich noch viel von lernen.“

 

Die Geschichte des Golfclubs

 

Der Golfclub Lilienthal e.V. hat eine bewegte Geschichte. Nachdem der Kinder- und Jugendpsychiater Dr. Fritz-Martin Müller 1987 einen Skiunfall hatte, war er halbseitig gelähmt. Kurze Zeit nach seinem Unfall kam er mit Golfen in Berührung und merkte, dass sich der Sport ideal als Rehasport eignet. Eine Idee war geboren: Er wollte etwas für Menschen mit Behinderung tun und so gründete er 1998 offiziell den Golfclub Lilienthal e.V. als ersten integrativen Golfclub in Deutschland. Zu einer Zeit also als man in Deutschland Inklusion noch nicht so groß schrieb wie heute.

Und die Idee des Golfclubs kam gut an. Im Jahr 2010 beispielsweise wurden hier die Special Olympic Games ausgetragen, natürlich im Bereich Golf. Inklusion erstreckt sich im Golfclub aber nicht nur auf den Sport. Daneben bietet der Golfclub Menschen mit Behinderung eine würdige Arbeitsmöglichkeit als Greenkeeper. Sie kümmern sich um die Platzpflege.

 

Seine Arbeit als Platzpfleger

 

Auch Christophe ist ein Greenkeeper. Seit etwa 2012 hält den Rasen grün. Der Golfclub arbeitet zusammen mit der Stiftung Leben und Arbeiten in Lilienthal, zu der auch das Niels-Stensen-Haus gehört. Ein Wohnort und eine Werkstatt für Menschen mit Behinderungen zugleich. Hier wohnt auch Christophe und geht in seiner Arbeit als Platzpfleger voll auf. Zu seinen Aufgaben gehört es, jeden Montag, Mittwoch und Freitag Bälle einzusammeln und die Grünflächen zu pflegen.

Er identifiziert sich mit der Arbeit und hat so die Möglichkeit, Hobby und Arbeit zu verbinden, so seine Mutter Dorothea Schuler. Sein Golftraining wird dementsprechend durch die Arbeit nicht vernachlässigt. Im Winter wird jeden Samstag und im Sommer in zwei Gruppen immer am Dienstag oder Mittwoch trainiert.

Auch jetzt trainiert Christophe. Es fällt sofort auf, wie konzentriert er bei der Sache ist. Er übt seinen im Golfclub berüchtigten Abschlag. Aufgehört wird erst, wenn der Korb mit den Bällen leer ist und alle verteilt auf dem Platz liegen.

Vom 10. Februar bis zum 8. März kann auf der Seite des Behinderten-Sportverbandes Niedersachsen abgestimmt werden.


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