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Janine Girth

Das Grüne Abitur in der Tasche - Jägerprüfungen beim Schießstand Waakhausen

Harm Mattfeldt, Torsten Wischhusen (ganz links und zweiter von rechts) prüfen Lina Batvenkovaite im Fachgebiet „Wildtierkunde“. Rechts im Bild Kreisjägermeister Heiko Ehing.  Foto: ui

Harm Mattfeldt, Torsten Wischhusen (ganz links und zweiter von rechts) prüfen Lina Batvenkovaite im Fachgebiet „Wildtierkunde“. Rechts im Bild Kreisjägermeister Heiko Ehing. Foto: ui

Waakhausen. Lina Batvenkovaite hat einen enormen Wissensdurst und ist sehr neugierig. Das war für sie ausschlaggebend, die Jägerprüfung in Waakhausen abzulegen. „Nirgendwo kann man so viel von Tieren und Pflanzen lernen wie bei den Lehrgängen“, sagt die 48-jährige Schneiderin aus Schwanewede. Sie ist eine von insgesamt 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die sich acht Monate lang - von Anfang September letzten Jahres bis Mitte April - auf die Jägerprüfung vorbereitet haben. Für sie hat sich die Mühe gelohnt, denn sie hat die Prüfung, die vom Landkreis durchgeführt wird, bestanden. Für den Vorbereitungslehrgang war die Jägerschaft Osterholz verantwortlich.
Lernen für das sogenannte Grüne Abitur mussten die drei Frauen und 27 Männer viel. Der Metallbauer Dennis Brinkmann fand den Lehrgang sehr anspruchsvoll, gerade den theoretischen Teil. Oft habe man keine Bilder dazu, sagt der 26-Jährige aus Hoope und nennt als Beispiel das Thema Jagdrecht. Es sei auch anstrengend gewesen, acht Monate lang zwei Mal wöchentlich nach dem Job Unterricht zu haben. Hinzu kämen noch Zusatztermine und Seminare. Eines davon wurde in Zusammenarbeit mit dem Veterinäramt durchgeführt. Dabei ging es um Trichinenproben bei Wildschweinen. „Diese darf man als Jäger nur entnehmen, wenn man dieses Seminar gemacht hat“, erklärte Kreisjägermeister Heiko Ehing, der mit Martin Köpke, Werner Reuter und Dierk Schröder die Teilnehmer in Sachen „Waffenkunde“ prüfte. Im Übrigen werden alle Haus- und Wildschweine nach dem Schlachten oder Erlegen auf Trichinen getestet, so der Kreisjägermeister.
Nicht so einfach
Alles sei nicht so einfach, gestand Dennis Brinkmann, der das, was nach der Jagd auf dem Teller landet, als positiven Nebeneffekt sieht. Aber der Hauptgrund, Jäger zu werden, war für ihn, die Natur zu schützen, zu hegen und pflegen.
Die Teilnehmer jeden Alters wurden in fünf Fachgebieten im schriftlichen und mündlich-praktischen Teil geprüft. Die beiden wichtigsten seien Wildtierkunde und Waffenkunde (Jagdwaffen und Fanggeräte), so Heiko Ehing. „Wenn man in diesen Fächern durchfällt, war alles umsonst.“ Hierbei sollten sie sich nicht nur mit jagdbaren Tieren auskennen, sondern auch mit anderen Tierarten, die nicht gejagt werden, außerdem mit Gewehren, Pistolen, Revolvern und Messern.
Die Prüflinge mussten ihr Wissen darüber hinaus über Naturschutz, Hege und Jagdbetrieb (auch wie man einen Hochsitz baut), die Behandlung des erlegten Wildes, über Wildkrankheiten, Jagdhunde und jagdliches Brauchtum, Jagd- und Waffenrecht unter Beweis stellen.
Jagdhornblasen
Ein extra Fachgebiet sei laut Heiko Ehing das Jagdhornblasen. Das bedeute, dass fünf Jagdhornsignale vorgeblasen werden, die die Prüfungsteilnehmer erkennen mussten. In naher Zukunft soll auch Wildbrethygiene als Fach dazukommen. „Die Ausbildung ist schon darauf fokussiert“, sagte Martin Köpke, der bei der Jägerschaft Osterholz zweiter Vorsitzender ist.
Schießprüfungen
Bei den Schießprüfungen wurde mit Büchsen und Flinten geschossen. So galt es beispielsweise, mit der Büchse auf einer Distanz von 100 Metern fünf Schuss stehend auf eine Rehbockscheibe zu schießen oder mit der Flinte 15 Tontauben Skeet. Wer hier durchfällt, hat die Möglichkeit, diese Prüfung innerhalb eines Jahres zu wiederholen. Was die Prüfung erschwere, so Martin Röpke, sei das Schießen auf einen laufenden Keiler (Wildschweinscheibe) in 50 Metern Entfernung. Diese Disziplin gibt es seit drei Jahren.
„Die schriftliche Prüfung ist extrem schwierig“, gab Heiko Ehing zu. Pro Fachgebiet mussten 20 Fragen, die jeweils zwei Punkte bringen können, beantwortet werden. Dabei handelte es sich um „Multiple-Choice“ mit einem oder zwei Kreuzen. Die maximale Punktzahl war 40. Wer nicht durchfallen wollte, musste mindestens 14 von diesen 20 Fragen richtig beantworten.
Bei der mündlich-praktischen Prüfung mussten wieder aus allen Fachgebieten etliche Fragen mündlich beantwortet werden, die aus dem praktischen Bereich kommen. Darunter waren zahlreiche Fragen mit Anschauungsmaterial.
Wichtiger Standort
Am Ende stand fest, dass zwei Personen beim Schießen und zwei weitere im Bereich Wildtierkunde durchgefallen sind. Heiko Ehing betonte, wie wichtig der Standort Waakhausen sei, nicht nur für die Jägerschaft im Landkreis Osterholz, sondern auch für den Landkreis selbst. „Wenn wir diesen Standort hier nicht hätten, würde es keine Prüfungen geben.“


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