Bürgerforum „OHZ hilft“ stellt Hilfsangebote für Geflüchtete vor
Aus den Erfahrungen der Jahre 2015, 2016, in denen Geflüchtete aus Syrien in der Kreisstadt und dem Landkreis aufgenommen wurden, konnten wertvolle Lehren gezogen werden, die jetzt auf dem Bürgerforum in der Mensa im Campus vorgestellt wurden. Hier trafen Vertreter:innen örtlicher Institutionen, Mitglieder des Stadtrates aber auch interessierte Mitbürger:innen und ebenso einige Ukrainer:innen, die jetzt in der Stadt betreut werden. „Es gibt viel Hilfsbereitschaft in der Stadt“, konnte die Erste Stadträtin Bettina Preißner erfreut feststellen.
Vernetzung bleibt bestehen
Als 2015/2016 viele syrische Geflüchtete in den Landkreis Osterholz kamen, bildeten sich in Sportvereinen, Kindertagesstätten, Schulen, bei der Polizei und den sozialen Einrichtungen wie der Diakonie viele Initiativen, die bis heute gut untereinander vernetzt sind und jetzt wieder bereit sind, ähnliche Projekte zu unterstützen. Sie erhielte Nachfragen von Bürgern, was noch fehlen würde, berichtete Bettina Preißner und wies darauf hin, dass momentan Geld die beste Unterstützung sei, denn damit gezielt entstandene Probleme gelöst werden könnten. Daher habe der Stadtrat beschlossen, 100.000 Euro als Soforthilfe zur Verfügung zu stellen.
Dezentrale Unterbringung
Volker Pfeil, Leiter des Ordnungsamtes bei der Stadtverwaltung, berichtete, dass sich derzeit 114 aus der Ukraine Geflüchtete angekommen seien, davon wären 69 privat, und 45 weitere in von der Stadtverwaltung zur Verfügung gestellten Unterkünften untergebracht worden. Das Ordnungsamt sei momentan dabei, Wohnungsangebote für die Geflüchteten zu prüfen. Aus verschiedenen Gründen sei nicht jeder angebotene Wohnraum geeignet, erläuterte Pfeil, so sprenge ein Mietsatz von 20 Euro pro Quadratmeter den finanziellen Rahmen der Stadt. „Wir sind bisher mit dezentralen Unterbringungen gut gefahren und wollen daher an diesem Konzept festhalten“, führte Pfeil weiter aus. Trotzdem seien Engpässe dabei nicht auszuschließen, daher werde die alte Turnhalle der IGS als Notquartier vorgehalten, als Betreiberin sei das DRK gewonnen worden.
Pfeil wies vor allen Dingen darauf hin, dass es kontinuierliche Zuweisungen an Geflüchteten vom Land Niedersachsen gibt, darunter auch Quoten für Flüchtlinge aus anderen Krisengebieten der Welt. „Wir arbeiten mit den uns gemeldeten Wohnraumangeboten. Wenn nun noch hilfsbereite Menschen an die ukrainische Grenze fahren und von dort Personen mitbringen, entstehen bei uns Unterbringungsprobleme“, erklärte Pfeil.
Ein Drittel ist unter 18
Dass etwa ein Drittel der Geflüchteten unter 18 Jahre alt ist, darauf wies Susanne Fedderwitz, Leiterin des Fachbereichs Bildung und Erziehung hin. Wenn diese jungen Menschen das Aufenthaltsrecht erteilt bekämen, seien sie auch schulpflichtig. „Allerdings gilt die Schulpflicht in der Ukraine nur bis zum 16. Lebensjahr, daher sind für diese Jugendlichen Willkommensklassen in den Berufsbildenden Schulen geplant.“ Auch in den Grund- und weiterführenden Schulen werde an die Einrichtung solcher Willkommensklassen gedacht, zusätzlich sollen Sprachlerngruppen gebildet werden, für die Dolmetscher:innen zur Verfügung stehen.
Schlecht dagegen sieht es für die Jüngsten aus. Für die Drei- bis Sechsjährigen ist derzeit kein freier Platz mehr vorhanden, dafür seien aber in anderen Bereichen, etwa dem Haus der Kulturen, niederschwellige Angebote für diese Kinder geplant, um ihnen erste Spracherlebnisse zu ermöglichen.
BBS-Sporthalle wird Aufnahmepunkt
Um einen zeitlichen und organisatorischen Puffer bei der Unterbringung der Menschen zu gewinnen, habe der Landkreis Osterholz die große Sporthalle der BBS zum Haupt-Aufnahmepunkt bestimmt. „Oft haben wir nur einen Tag Vorlauf, wissen meistens nicht, wer kommt und in welcher Familiensituation“, erklärte die Erste Kreisrätin Heike Schumacher. Viele der geflüchteten Frauen haben in der Erwartung ihr Land verlassen, dass sie in absehbarer Zeit zurückkehren könnten.
Auch die Frage der medizinischen Versorgung wurde auf dem Bürgerforum angesprochen. Dazu erklärte Uwe Willud, Leiter des Sozialamtes, dass den Geflüchteten, die das Aufnahmeverfahren durchlaufen hätten, medizinische Versorgung zustünde. „Wenn jedoch ein Notfall eintritt, etwa ein Unfall mit Beinbruch, können die Menschen auch direkt in die Notaufnahme gehen, wir rechnen das dann anschließend mit dem Krankenhaus ab“.
Auf großen Stellwänden im Eingangsbereich zur Mensa fanden sich viele Angebote, Telefonnummern und Mailadressen von Initiativen, Vereinen, Verbänden und Institutionen die bereit sind, die Geflüchteten zu unterstützen. Auch die Christliche Gemeinde Am Hang ebenso wie die Jesidische Gemeinde bieten Hilfe an. Einen Überblick zu allen Hilfsangeboten mit den entsprechenden Ansprechpartner:innen hat die Stadt auf ihrer Homepage veröffentlicht: www.osterholz-scharmbeck.de.