Seitenlogo
akl

Bedrohte Wildbienen: Weniger Ordnung muss sein

Zum Tag der Artenvielfalt am 22. Mai haben wir mit Oliver Kwetschlich von der BUND-Kreisgruppe Osterholz über seine Lieblingshautflügler gesprochen.

Oliver Kwetschlich ist seit 10 Jahren beim BUND aktiv und der 2. Vorsitzende der BUND-Kreisgruppe Osterholz.

Oliver Kwetschlich ist seit 10 Jahren beim BUND aktiv und der 2. Vorsitzende der BUND-Kreisgruppe Osterholz.

Worpswede. Herr Kwetschlich, wann und wie entstand ihre „Liebe“ zu den Wildbienen?

 

Ich bin seit über 10 Jahren in der BUND-Kreisgruppe Osterholz aktiv. Mein Interesse an den Wildbienen begann aber bereits in den 90er Jahren mit dem Kauf von Paul Westrichs Buch „Die Wildbienen Baden-Württembergs“. Faszinierend fand ich die Vielfalt und die Spezialisierungen auf bestimmte Pflanzen. Mit der Erprobung von Nisthabitaten, Sträuchern und Kräutern kam dann auch nach und nach die praktische Artenkenntnis. Zudem bin ich auch in der Hautflüglergruppe des Naturwissenschaftlichen Vereins Bremen aktiv. Die Exkursionen mit Spezialisten bringen oft wertvolle Erkenntnisse.

 

Was genau sind die Gründe für den Rückgang der Insekten und im speziellen Fall der Bienen?

 

Der Verlust von strukturreichen Flächen durch Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft und die allgemeine Bebauung. Dazu kommen Überdüngung und damit Verlust von blütenreichen und lückig bewachsenen Flächen. Auch übertriebenes Ordnungsdenken, vor allem im Bereich von Gärten und öffentlichen Grünflächen und der Ausbau und der Verlust von Gewässern und Mooren. Ein weiterer Grund ist die Asphaltierung und Verschotterung vieler Feldwege.

 

Welche Maßnahmen sind notwendig, um den Rückgang zu stoppen und neue Lebensräume im Landkreis zu schaffen?

 

Speziell für Wildbienen wären Biotopverbünde nötig. Blütenreiche Säume entlang der Wege und an Ackerrändern. Insektenschonendere Mahdverfahren und Belassen von Totholz, wo immer es geht. Sandbiotope erhalten, vor allem Sandgruben und deren Steilwände, aber auch Sandwege. Naturnahe Gärten und Grünflächen schaffen, auch Balkone.

 

Was haben Sie im Laufe ihrer Aktivitäten bereits unternommen, um die Situation der Wildbienen zu verbessern?

 

Interesse an Wildbienen wecken, zum Beispiel an Schulen oder durch Anbieten von Exkursionen bei der BioS (Biologische Station Osterholz). Aufklären bei Gemeinden und Landkreis über Wildbienenlebensräume. Da bestehen vor allem bei der Optik andere Interessen. Totholz und lückige Rasen (vor allem auch auf Friedhöfen) sind oft nicht gerne gesehen, sind aber meist prima Nistbiotope. Des Weiteren das Einsetzen für mehr Wildwuchs und Akzeptanz von Wildkräutern. Hinweisen auf seltene Arten bei den Behörden. Schaffung und Rückholung von blütenreichen Wegrändern. Experimentieren im Garten und auf dem Balkon.

 

Was kann jede Bürgerin, jeder Bürger tun, um Insekten zu helfen?

 

Den eigenen Garten oder Balkon insektenfreundlich gestalten mit vielen einheimischen Gehölzen und Kräutern, dazu Strukturen schaffen, wie Teich, Sandflächen, Trockenmauern, Lesesteinhaufen, Sumpfbeet, Totholz, dazu Nisthilfen aus Bambus, Holz, Schilf oder Lehm. Und sich in einem Umweltverband wie dem BUND engagieren.

 

Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, was sollte im Landkreis in Sachen Artenschutz sofort passieren?

 

Spontan wären das: An Schulen Artenkenntnisse vermitteln oder zumindest neugierig machen auf Artenvielfalt. Mehr Akzeptanz für Wildkräuter und lückige Rasen seitens der Gemeinden, insektenschonendere Mahdverfahren an den Wegrändern und nicht zuletzt Schutz und Offenhaltung der Sandgruben.

 

Herr Kwetschlich, vielen Dank.


UNTERNEHMEN DER REGION