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Lena Stehr

7.000 Lehrkräfte fehlen

Niedersachsen. Insgesamt rund 10.000 Beschäftigte fehlen laut der Bildungsgewerkschaft GEW an Schulen in Niedersachsen, davon 7.000 Lehrkräfte. GEW-Vertreter aus der Region fordern mehr Investitionen in die Bildung.

Besonders betroffen vom Lehrkräftemangel seien laut des Verbandes Niedersächsischer Lehrkräfte (VNL) die nicht-gymnasialen Schulformen. Hier seien bisher bestenfalls drei Viertel der ausgeschriebenen Stellen besetzt worden.
Zudem hätten laut GEW in diesem Sommer landesweit nur knapp 1.470 angehende Lehrkräfte ihr Referendariat abgeschlossen, während das Land bis zu 2.300 Stellen für das neue Schuljahr ausgeschrieben habe. Dabei seien ohnehin mindestens 7.000 Lehrkräfte nötig, um mit einer Vertretungsreserve künftig besser für kurzfristige Ausfälle etwa wegen Krankheiten gewappnet zu sein.
 
Lehrkräftemangel in Osterholz
 
Auch die Schulen im Landkreis Osterholz seien laut GEW-Kreisverband mit einem rekordverdächtigen Lehrkräftemangel ins neue Schuljahr gestartet. Die Neueinstellungen hätten die Pensionierungen und die gestiegenen Schüler:innenzahlen bei Weitem nicht ausgleichen können. Größere Lerngruppen, mehr Vertretungsunterricht und Unterrichtsausfall sowie weniger Ganztagsangebote seien die absehbaren Folgen.
Besonders besorgniserregend sei, dass an Grundschulen nur 70 Prozent und an den nicht-gymnasialen weiterführenden Schulen nur 50 Prozent des festgestellten Förderbedarfs erteilt werden könne, sagt Eckhard Schlöbcke vom GEW-Kreisverband Osterholz. Die Regierung habe diese Situation sehenden Auges herbeigeführt, weil seit Jahren an den falschen Stellen gespart worden sei.
 
„A 13 für alle“ immer noch nicht umgesetzt
 
Es würden außerdem nicht nur zu wenig Lehrkräfte ausgebildet, sondern es würden auch zu viele in andere Bundesländer abwandern, weil dort die Bezahlung besser sei. In allen Nachbarländern sei die Besoldung von Grund-, Haupt- und Realschullehrkräften inzwischen an das Niveau anderer Schulformen angepasst worden, nur in Niedersachsen werde „A 13 für alle“ noch immer nicht umgesetzt, kritisiert Schlöbcke.
Die GEW will am 24. September in Osterholz-Scharmbeck auf den Lehrkräftemangel aufmerksam machen und unter dem Motto „Haste keine, mal dir eine“ Papp-Lehrer:innen anmalen.
Im Landkreis Rotenburg konnten laut Frank-Michael Embers vom GEW-Kreisverband Rotenburg von 18 ausgeschriebenen Stellen an Grundschulen nur elf besetzt werden, von acht ausgeschriebenen Stellen an Oberschulen nur zwei. Es gebe Schulen, an denen die Förderstunden komplett gestrichen worden seien, weil es entweder keine Förderlehrkräfte gebe oder weil diese anderweitig eingesetzt werden müssten.
 
Abordnungen als Regelfall
 
Die eigentlich als Ausnahme gedachte Regelung, Lehrkräfte von gut versorgten Schulen an andere Schulen abzuordnen, sei inzwischen leider zum Normalfall geworden und trage nicht zur Attraktivitätssteigerung des Berufes bei, so Embers. So müssten sich abgeordnete Lehrkräfte immer wieder in neue Abläufe einarbeiten und teilweise lange Fahrtwege in Kauf nehmen.
Embers vermutet, dass sich die Situation weiter verschärfen werde und fordert einen „großen Wurf“ sowie eine konzertierte Aktion von der Landesregierung. Mindestens ein Prozent des Gesamthaushalts müsste in die Bildung fließen, damit unter anderem Rahmenbedingungen verbessert und Quereinsteiger:innen besser qualifiziert werden könnten.
Auch Alexandra Schwiering, Konrektorin der Grund- und Oberschule Geestequelle in Oerel, wünscht sich langfristige Lösungen, um den Lehrberuf attraktiver zu machen. Eine von zwei ausgeschriebenen Stellen konnte in diesem Jahr an ihrer Schule nicht besetzt werden. Zudem seien derzeit vier abgeordnete Kräfte im Einsatz, die für ein Schuljahr bleiben. Der Bedarf - insbesondere an Lehrkräften für den naturwissenschaftlichen Bereich und für Französisch an der Oberschule - sei groß. Und solange es keinen 3D-Drucker für Lehrkräfte gebe, werde sich wohl an der Situation auch nicht viel ändern, sagt Schwiering, die sich trotz der angespannten Lage ihren Humor bewahrt hat.


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