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20 Jahre Engagement für das Leben

Um dem Thema mehr Suizid Aufmerksamkeit zu schenken, wurde am 10. September 2003 der Welt-Suizidpräventionstag eingeführt.

Menschen mit Selbstmordgedanken fühlen sich häufig einsam und hilflos: Es sind mehrheitlich Männer.

Menschen mit Selbstmordgedanken fühlen sich häufig einsam und hilflos: Es sind mehrheitlich Männer.

Suizid zählt zu einer der häufigsten Todesursachen weltweit. Um dem Thema mehr Aufmerksamkeit zu schenken, wurde am 10. September 2003 der Welt-Suizidpräventionstag eingeführt.

Vor 20 Jahren haben die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die International Association for Suicide Prevention (IASP) den Welt-Suizidpräventionstag ausgerufen. Seitdem werden von verschiedenen Organisationen jährlich Veranstaltungen organisiert, die auf das Thema aufmerksam machen sollen.

 

Situation in Deutschland

 

In Deutschland nehmen sich jedes Jahr knapp 10.000 Menschen das Leben, das entspricht etwa einem Menschen alle 57 Minuten. 2021 waren es 9.215 Personen. Weitaus höher ist die Rate der Selbstmordversuche in Deutschland mit 100.000 bis 150.000 pro Jahr. Demnach versucht alle fünf Minuten ein Mensch, sich das Leben zu nehmen. Dennoch ist die Rate seit 1980 deutlich zurückgegangen. So waren es in dem Jahr noch 18.451 registrierte Selbstmorde. In den letzten paar Jahren wird jedoch wieder ein leichter Anstieg vermerkt.

Die meisten Suizidopfer (rund 75 Prozent im Jahr 2021) sind männlich. Das könnte zum einen daran liegen, dass Männer ihre Probleme zuerst meist als nicht so schlimm einstufen und diese eher herunterspielen. Zum anderen suchen sie sich - im Gegensatz zu Frauen - seltener professionelle Hilfe und schämen sich eher über ihre Belastungen zu sprechen. Das führt häufiger dazu, dass sie letzten Endes unter dem Druck zusammenbrechen.

 

Ursachen und Gründe

 

Etwa 90 Prozent der Menschen, die an Suizid sterben, leiden unter einer psychiatrischen Erkrankung. Mehr als die Hälfte von ihnen hat Depressionen, doch auch Schizophrenie und Suchterkrankungen kommen immer häufiger vor. Darüber hinaus können veränderte Lebensumstände, wie beispielsweise Trennungen, Schulden, Jobverlust, körperliche (chronische) Krankheiten oder ein schlechtes soziales Umfeld ein Faktor sein.

 

Warnsignale und Umgang

 

Nicht jeder Mensch, der über Suizid nachdenkt, zeigt Warnsignale und nicht alle vermeintlichen Signale sprechen für einen möglichen Suizid. Dennoch ist es wichtig, die Augen offen zu halten und auf die Menschen im eigenen Umfeld zu achten.

Mögliche Warnsignale können unter anderem Veränderungen des Äußeren, sozialer Rückzug, direktes oder indirektes Ansprechen von Suizidgedanken oder ein risikoreiches Verhalten sein. Wichtig ist es, das Thema als Angehörige:r offen, aber mit Bedacht anzusprechen, wenn der Verdacht besteht, dass ein Mensch sich etwas antun könnte. Dabei sollte vermittelt werden, dass man für die betroffene Person da ist und sich um sie sorgt. Dann sollte gemeinsam nach professioneller Hilfe gesucht werden. Wichtig: immer mit Respekt und Verständnis begegnen.

 

Suizidprävention

 

Der Deutsche Bundestag hat sich dem Thema Suizid angenommen und am 6. Juli dieses Jahres einen Antrag zur Suizidprävention verabschiedet. Ziel ist es, die Prävention maßgeblich zu fördern und damit einer Stigmatisierung der Betroffenen und einer Tabuisierung des Themas entgegenzuwirken. Genauer heißt es, dass Kriseninterventionen ausgebaut und gestärkt werden sollen. Außerdem umfasst der Antrag gezielte Präventionsprojekte und psychotherapeutische, psychosoziale und psychiatrische Versorgung. Der Bundestag hat die Bundesregierung dazu aufgefordert, bis spätestens Juni 2024 einen passenden Gesetzentwurf vorzulegen. Auch der Fachbeirat des Landesstützpunktes Hospizarbeit und Palliativversorgung Niedersachsen e.V. unterstützt diesen Schritt, um Menschen mit suizidalen Gedanken nicht alleine zu lassen.

Ähnlich äußert sich auch Sven Sonström vom Landkreis Osterholz: „Ein Ausbau der Suizidprävention ist grundsätzlich zu begrüßen, da allein schon die bekannten und geschätzten Zahlen den Bedarf erkennen lassen und sogenannte „stille Suizide“ besser identifiziert und verhindert werden könnten.“ Im Landkreis Osterholz stehe der Sozialpsychiatrische Dienst des Gesundheitsamtes niederschwellig als Ansprechpartner zur Verfügung. Außerhalb der Dienstzeiten sei das Ordnungsamt für die Kriseninterventionsfunktion verantwortlich.

 

Telefonseelsorge hilft

 

Wer ebenfalls entscheidend zur Suizidprävention beiträgt ist die Telefonseelsorge. Sie ist Mitglied im Nationalen Suizidpräventionsprogramm (NaSPro), ein Zusammenschluss mehrer Organisationen, die ihr Wissen teilt und eine gemeinsame Haltung ermöglicht. Des Weiteren ist die Telefonseelsorge Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention (DSG), die sich der Forschung, Lehre und Praxis widmet. Bei der Seelsorge arbeiten ausschließlich geschulte Mitarbeiter:innen, die den Betroffenen und Angehörigen beiseite stehen. Um es leichter für alle zu machen und die Hemmschwelle herabzusetzen, gibt es mehrere Angebote. Betroffene und Angehörige können sich per Telefon, per E-Mail oder über die App „Krisenkompass“ melden.

Wer selbst betroffen oder angehörig ist, kann sich kostenlos unter 0800/11100111 oder online.telefonseelsorge.de melden.

 

Quellen: destatis, Suizidprophylaxe, Deutsche Depressionshil-fe, Suizidprävention, Telefonseelsorge


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