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Ute Mahler-Leddin

Entsetzen nach der Juniorwahl

Lamstedt. In Lamstedt bekam die rechtspopulistische AfD im Rahmen der bundesweiten Juniorwahl überproportional viele Stimmen.

Wie im offiziellen Wahllokal mussten die Wahlbenachrichtigung gegen Stimmzettel eingetauscht werden.

Wie im offiziellen Wahllokal mussten die Wahlbenachrichtigung gegen Stimmzettel eingetauscht werden.

In der Woche vor der Landtagswahl fanden bundesweit auch die sogenannten Juniorwahlen statt. Das Projekt wurde 1999 ins Leben gerufen, um jungen Menschen den Zugang zur politischen Bildung und das Erleben und Erlernen von Demokratie zu ermöglichen. Träger der Juniorwahl ist der gemeinnützige und überparteiliche Verein Kumulus e.V. aus Berlin, der im Jahr 1998 aus einer ehemaligen Schulklasse heraus gegründet wurde.

 

635 Schulen in Niedersachsen nahmen teil

 

In ganz Niedersachsen haben sich insgesamt 635 Schulen an der Juniorwahl beteiligt, wahlberechtigt waren knapp 190.0000 Schüler:innen, die Wahlbeteiligung lag bei 76 Prozent.

Ein für viele alarmierendes Ergebnis: Die AfD bekam landesweit bei der Juniorwahl 10,5 Prozent der Stimmen (hinter SPD, CDU, Grünen und FDP) und damit fast so viel wie auch bei der tatsächlichen Landtagswahl.

Noch alarmierender ist aber das Ergebnis der Juniorwahl an der Oberschule Lamstedt. Hier stimmte fast ein Viertel der Siebt- bis Zehntklässler:innen, nämlich 24,1 Prozent, für die rechtspopulistische Partei. Nur die CDU stand mit 24,7 Prozent der Stimmen einen Hauch besser da. Für die SPD stimmten 22,8 Prozent der Schüler:innen, die Grünen bekamen 8,1 Prozent, die FDP 5,1 Prozent.

 

„AfD gewählt, um zu provozieren“

 

„Einige Schülerinnen und Schüler haben die AfD gewählt, um zu provozieren“, ist sich Politiklehrerin Inken Herold sicher. Sie hat sich federführend um die Juniorwahl gekümmert und in ihrer achten Klasse sechs Wahlhelfer:innen organisiert, die den besonderen Vormittag im Wahlraum begleiteten. Die Wahlhelfer:innen seien bei der Auszählung schockiert gewesen und hätten nicht verstehen können, dass eine rechte Partei eine so hohe Zustimmung von Jugendlichen erhalte, so Herold. Man werde das Ergebnis - sowie auch das Ergebnis der „echten“ Landtagswahl - in den kommenden Wochen nun gemeinsam besprechen und nachbearbeiten. Zur Verfügung steht ihr dafür in ihrer Klasse eine Politikstunde in der Woche.

 

Gute Stimmung am Wahltag

 

Am Wahltag und bevor das Ergebnis feststand, war die Stimmung noch durchweg positiv. „Es ist spannend den Wahlvorgang und –ablauf in echt zu sehen und nicht nur davon im Fernsehen oder in der Zeitung zu lesen – gerade weil wir noch zu jung sind, um selber zu wählen“, so Wahlhelferin Maja.

„Wir haben uns im Politik- und Geschichtsunterricht viel mit dem Thema Wahl und Parteien beschäftigt“, ergänzten Jane und Mio. „Unsere Eltern sind begeistert, dass wir die Möglichkeit haben, in die Wahl reinzuschnuppern und lernen, wie es später funktioniert“, äußerten sich Till und Leo. Und Wahlhelfer Collin betont, dass auch in den Pausen mal über Politik gesprochen werde. Für die Schüler:innen sei es aktuell zwar noch nicht vorstellbar, sich später politisch zu engagieren, aber ausschließen wollte es auch keiner.

Im Vorfeld habe viel Material, auch digital, zur Verfügung gestanden, mit dem die Schüler:innen sich einarbeiten konnten, so Inken Herold. Je nach Klassenstufe sei es didaktisch reduziert und niedrigschwellig vermittelt worden. Es sei ihr wichtig gewesen, dass die Schüler:innen alle Parteien und Institutionen kennenlernen und miteinander vergleichen, Parallelen und Unterschiede feststellen und eine eventuelle Zusammenarbeit gedanklich erarbeiten können.

Die Klassen kamen dann am Wahltag jeweils mit ihrem Wählerverzeichnis und der persönlichen Wahlbenachrichtigung in den Wahlraum, erhielten nach der Kontrolle und einer Erklärung, wie viel Kreuze sie machen dürfen und müssen, ihren Stimmzettel und durften dann in ihre Wahlkabine gehen. Die Wahlhelfer:innen übernahmen im Anschluss die Auszählung, sodass das Ergebnis nachmittags direkt online übermittelt werden konnte.


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