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Ute Mahler-Leddin

Die „Baby-Boomer“ sind jetzt volljährig

Hollnseth. Die zwölf „Baby-Boomer“ aus dem 500-Seelen-Ort Hollen blicken zurück auf 18 Jahre Dorfleben.

Während die meisten kleinen Dörfer in den letzten Jahrzehnten einen Geburtenrückgang zu verzeichnen hatten, gab es in dem Bördedorf Hollen im Jahr 2004 einen wahren Baby-Boom. In dem etwa 500-Seelen-Dorf wurden 12 Babys geboren, die nun in diesem Jahr ihre Volljährlichkeit erreicht haben. Ein besonderer Anlass, um mit den jungen Erwachsenen bei einem Fototermin in der Hollener Sandkuhle ins Gespräch zu kommen.

 

Die schönsten Erinnerungen ans Dorfleben

 

Auf die Frage, was ihnen am besten in ihrem Heimatort gefällt, hatten alle sofort eine Antwort parat und schwelgten mit leuchtenden Augen in Kindheitserinnerungen. Die DRK-Weihnachtsfeier und die tolle Tombola wurden sofort genannt, bevor es mit dem Maifest aller Vereine und den damit verbundenen Fahrten mit dem Feuerwehrauto durch Hollen weiter ging. Aber auch das Laternelaufen - plötzlich erinnerten sich wieder alle an ihre Laternen, die entweder immer ausgingen oder irgendwann durch die „voll coolen Fackeln“ ersetzt wurden -, das Faschingsfest mit dem Anmalen des Bürgermeisters, Osterfeuer, Schützenfeste und Sandkuhlenfete, Maibaumpflanzen und die Landjugend Hollner Halbstarken sind mit positiven Erinnerungen verknüpft.

Für die jungen Hollner:innen war das Aufwachsen auf dem Land etwas Schönes – hier gibt es eine funktionierende Nachbarschaft, Familie ist meist in der Nähe und die Freunde wohnten meist nur ein paar Häuser weiter. Die räumliche Großzügigkeit und die tollen Fahrrad- und Inlinerstrecken sind auch Höhepunkte der Kindheit gewesen.

Bei zwölf Kindern in einem Jahr waren auch viele zusammen in einem Schuljahrgang, sind zusammen zum Konfirmandenunterricht, zur Tanzschule oder zum Sport gegangen. Dies war auch eine Erleichterung für die Eltern, die somit einfacher Fahrgemeinschaften bilden konnten. Auch gemeinsames Lernen oder Spielen nach der Schule war einfacher möglich, da irgendeiner garantiert Zeit hatte.

 

Nachteile des Dorflebens

 

Trotzdem gibt es auch kritische Stimmen und Wünsche für die Zukunft. So sind sich die jungen Erwachsenen einig, dass der öffentliche Personennahverkehr dringend ausgebaut werden sollte. Der Bürgerbus sei zwar eine Bereicherung, fahre aber auch nur an bestimmten Tagen und zu bestimmten Uhrzeiten.

Die größte Hoffnung der „Baby-Boomer“ ist aber, dass, dass die Disco-Busse bald wieder fahren, denn die nächsten Kneipen oder Lokale seien schon eine ganze Ecke entfernt.

An das Einkaufen in den umliegenden Städten habe man sich bereits gewöhnt – trotzdem sei es nervig, wenn man wegen jeder Kleinigkeit so weit fahren müsse, sagen die Jugendlichen.

 

„Baby-Boomer“ wollen dem Dorf treu bleiben

 

Aktuell sind die Hollner:innen entweder noch in der Schule oder bereits in einer Ausbildung, haben aber schon ziemlich konkrete Vorstellungen, wo sie sich in den nächsten Jahren sehen. „Eigentlich soll Hollen meine Basis bleiben, hier sind meine Freunde, meine Familie und die Nachbarschaft ist immer toll – aber wenn ich nach meiner Ausbildung nicht übernommen werde, dann muss ich doch etwas weiter wegziehen“, sagte einer der jungen Hollner und meinte damit einen eventuellen Umzug nach Bremervörde. Für diesen Jahrgang ist Hollen wohl eine wirkliche Heimat, denn selbst wenn es durch das Studium weiter weggeht, so wollen später doch alle im „Dunstkreis“ ihrer Familie und ihres Heimatortes Hollen wohnen.


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