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Francesca Renken

Eiserne Liebe begann in der Schweiz

Gnarrenburg. Alma und Felice Rotondo sind 65 Jahre verheiratet, das muss man erst einmal schaffen. Ich möchte Oma und Opa gratulieren.
 
Seit 65 Jahren immer füreinander da: Alma und Felice Rotondo (beide 86).

Seit 65 Jahren immer füreinander da: Alma und Felice Rotondo (beide 86).

Ich kenne sie schon mein Leben lang. Erinnere mich an zahlreiche Nachmittage nach der Schule in Omas Wohnzimmer, Spaghetti mit Tomatensoße und Spiegelei am Tisch in der urigen Küche, Kissenburgen mit Cousinen und Cousins im Schlafzimmer und an meinen Opa, der mir neckisch in die Wangen kneift.
Seit ich auf der Welt bin, waren meine Oma Alma und mein Opa „Felix“ (wie alle ihn immer nennen) ein fester Teil meines täglichen Lebens. So ist das wohl, wenn die Großeltern gleichzeitig auch die Nachbarn sind. Doch was für mich einst selbstverständlich war, wurde zum Wunder, als ich beschloss, den beiden einmal aufmerksam zuzuhören.
„Wie ist Opa eigentlich nach Deutschland gekommen?“ Felice Rotondo, „der kleine Italiener aus Gnarrenburg“ ist bei allen bekannt. Doch hinter dem lustigen Spitznamen steckt eine filmwürdige Geschichte. Oma und Opa sind beide während des Zweiten Weltkrieges aufgewachsen. Mein Opa lebte mit seinen Eltern, seiner Schwester und seinem Bruder in einer buchstäblichen Höhle im tiefsten Italien. Wer hätte wohl gedacht, dass er eines Tages ein eigenes Haus mit liebender Ehefrau und fünf Kindern, fünf Enkelkindern und sogar einem Urenkelkind haben würde? Vielleicht meinte es das Schicksal gut mit ihm?
Getrieben von dem Wunsch, sein eigenes Leben zu leben, verschlug es meinen Opa schon als Teenager in die Schweiz, wo er in einer Schlachterei arbeitete. Wie es der Zufall so wollte, fing eine gewisse Alma in der benachbarten Schlachterei ebenfalls an zu arbeiten. Es dauerte nicht lange und die beiden lernten sich kennen, verliebten sich ebenso schnell. Geplagt von Heimweh unternahm das Paar einen Urlaub in die Heimat von Alma: Gnarrenburg. Doch dieser „Urlaub“ nahm bis heute kein Ende.
Sie beschlossen, sich hier in Deutschland ihr eigenes Leben aufzubauen. Wie in einem Kinofilm wurde aus dem kleinen Italiener und dem unscheinbaren deutschen Mädchen ein starkes Ehepaar, dass sich allen Hürden der Zeit in den Weg stellte und dabei nie das Wichtigste aus den Augen verlor - die Familie.
Bis heute wird sich zu allen Feiertagen und allen Geburtstagen mit der Familie getroffen, und Oma und Opa sind immer mit dabei. Bei uns Zuhause haben die beiden schon ihren Stammplatz am Esszimmertisch und Opa verlässt sein Haus gar nicht mehr ohne eine kleine Dose mit Leckerlis für meinen Hund.
Jeder kennt sie und man weiß schon im Voraus, wenn man das laute Pfeifen von Opa hört: Alma und Felix kommen.
Bis zum 65. Hochzeitstag haben sie es geschafft und sich unterwegs nie aus den Augen verloren, sind immer zusammen, egal wo oder wann. Es war kein Schicksal, sie haben es sich hart erarbeitet. Diesen großen Meilenstein werden die beiden diesen Sonntag in der Gaststätte „Zum Huvenhoop“ in Augustendorf mit ihrer Familie feiern.
Ihre Liebe ist wahrhaftig eisern und als stolze Enkelin wünsche ich meiner Oma und meinem Opa einen wunderschönen Hochzeitstag.


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