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Ralf G. Poppe

Krankheit ist keine Strafe Gottes

Bremervörde. Ehemalige Bremervörderin leistet in Tansania Hilfe zur Selbsthilfe und wurde dabei von Dieter Tost unterstützt.

In zahllosen Seminaren gelang es der ausgebildeten Krankenschwester Maike Ettling als Leiterin der Gesundheitsarbeit der AICT (Afrika Inland Kirche Tansania) der Diözese Mara & Ukerewe im Nordwesten Tansanias (HUYAMU) in Tansania schon rund 500 einheimische Gesundheitshelferinnen auszubilden.

Während ihres Heimaturlaubs in diesem Sommer sprachen Maike Ettling und Dieter Tost, die sich über die Freie Evangelische Gemeinde Bremervörde kennen, über die aktuellen Schwierigkeiten in Tansania. Dabei handelte es sich um organisatorische, strukturelle bzw. wirtschaftliche Probleme mit Personen und Unternehmen. Als „Neurentner“ reizte Tost die Aufgabe, gemeinsam mit Ettling neue Lösungsansätze zu entwickeln. Nicht jedoch, ohne die Situation und die Menschen direkt vor Ort kennen gelernt zu haben. „Um zu verstehen, wie du die aktuelle Situation verbessern kannst, musst du sie am eigenen Leib selbst erlebt, erfahren und erlitten haben“, erklärt der frühere Vertriebs- und Exportleiter seine Motivation für die vierwöchige Reise nach Tansania.

 

Leben in Tansania

 

In Tansania gibt es - im Gegensatz zu z.B. Deutschland - keine Krankenversicherungs-Pflicht. Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen liegt in dem afrikanischen Land bei rund 1.000 US-Dollar pro Jahr. Ohne qualifizierte medizinische Hilfe enden dort Infektionen, Atemwegs- und Durchfallerkrankungen, Herz-Kreislauf-Probleme und/oder Malaria häufig tödlich. Denn die Menschen gehen nicht zum Arzt, da sie sich die Kosten nicht leisten können. Stattdessen besuchen sie einen Heiler oder gehen in ein Medizingeschäft. In Tansania sind sämtliche Arzneimittel frei verkäuflich. Auch solche, die es in Deutschland nur gegen ein ärztlich verordnetes Rezept gibt. Das lindert im günstigsten Fall zwar manchmal Symptome, beseitigt jedoch keine Ursachen. „Und das hat oft desaströse Auswirkungen“, sagt Dieter Tost, der in Tansania unter anderem Workshops leitete und die Öffentlichkeitsarbeit unterstützte.

 

Kampf gegen den Aberglauben

 

„Krankheit ist keine Strafe Gottes. Sie hat auch nichts mit bösen Geistern zu tun“: Mit dieser Überzeugung starteten der tansanische Pastor Jonathan und Maike Ettling 1995 in Tansania den Kampf gegen zahlreiche Erkrankungen und die unvergleichbar hohe Sterblichkeitsrate in einem der ärmsten Länder der Welt. In zahllosen Seminaren wurden die 500 Gesundheitshelferinnen ausgebildet, um fortan zu Multiplikatoren für ein Krankheit-vermeidendes Alltags-Verhalten zu werden.

Immer mehr Einwohner:innen nehmen Behandlungen in mobilen bzw. stationären Gesundheitszentren, die der Pastor und die ehemalige Bremervörderin in der Region Musoma am Victoriasee speziell für die Ärmsten der Armen einrichteten, in Anspruch. Selbst an HIV Erkrankte, die in dem afrikanischen Land als „Aussätzige“ geächtet werden, erfahren hier Hilfe. Es gibt sogar eine vor 25 Jahren gegründete AIDS-Selbsthilfegruppe. Sie habe mittlerweile über 80 Mitglieder, erzählt Tost. Dank der medizinischen Behandlung hätten alle Betroffenen die Krankheit bis zum heutigen Tag überlebt und ein Verständnis dafür entwickelt, dass eine Krankheit keine Strafe Gottes ist und ebenso wenig etwas mit bösen Geistern zu tun habe, so Tost.

„Mittlerweile arbeiten in den vier Gesundheitsstationen 50 Personen, die täglich 200 bis 230 Personen behandeln und Leben retten“, freuen sich Tost und Ettling unisono. Dennoch sei die Krankheits- und Sterblichkeitsrate hier im weltweiten Vergleich noch immer sehr hoch. Grund genug für Ettling, mit einem sehr langen Atem weiter für die Gesundheit in der Region zu kämpfen.

 

Aktiv helfen

 

Sie ist dankbar für jede Hilfe. So lasse sich mit Medizin im Wert von fünf Euro u.a. Malaria - die Krankheit mit der höchsten Todesrate - schon sehr erfolgreich bekämpfen. Investitionshilfen aus Deutschland für eine bessere Geräteausstattung seien ebenfalls sehr willkommen. Wer Maike Ettlings Arbeit unterstützen möchte, kann per Mail an m.ettling@allianzmission.de Kontakt zu ihr aufnehmen.

www.allianzmission.de

 


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