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Ralf G. Poppe

 Bjarne Mädel im Interview

Bremerhaven. Er kann auch ernst: Der in Hamburg geborene Schauspieler Bjarne Mädel behandelt im Krimi „Sörensen hat Angst“ sowohl als Regisseur als auch als Hauptdarsteller ein heftiges Thema.
Ex-Tatortreiniger Bjarne Mädel spielte nicht nur die Hauptrolle, sondern war für „Sörensen hat Angst“ zudem erstmals als Regisseur aktiv.  Foto: rgp

Ex-Tatortreiniger Bjarne Mädel spielte nicht nur die Hauptrolle, sondern war für „Sörensen hat Angst“ zudem erstmals als Regisseur aktiv. Foto: rgp

Er kann auch ernst: Der in Hamburg geborene Schauspieler Bjarne Mädel, den viele vor allem als „Tatortreiniger“ mit typisch norddeutsch-trockenem Humor kennen, behandelt im Krimi „Sörensen hat Angst“ sowohl als Regisseur als auch als Hauptdarsteller ein heftiges Thema.
Gedreht wurde der Film in den Nachbarregionen unseres Verbreitungsgebietes und handelt vom Kriminalhauptkommissar Sörensen, der sich von Hamburg ins (fiktive) friesische Katenbüll versetzen lässt. Dort hofft er auf einen ruhigen Arbeitsalltag - aber leider vergeblich. Bevor der Krimi am 20. Januar um 20.45 Uhr in der ARD ausgestrahlt wird (er läuft auch jetzt schon in der Mediathek), stand der 52-jährige Bjarne Mädel dem ANZEIGER im Interview Rede und Antwort - und schaffte, wie auch im Film, gekonnt den Spagat zwischen Ernsthaftigkeit und Humor.
Sie oder Du?
 
Mädel: Wir können uns gerne duzen.
 
In „Sörensen hat Angst“ spielst Du abermals einen Polizisten. Dennoch hat der Film keine Parallelen zu Polizisten-Rollen wie z.B. in „Mord mit Aussicht“. Wie kann man unseren Leser:innen die Inhalte näherbringen, ohne zu viel zu verraten?
 
„Die Frage verrät mir, dass Du den Film noch nicht gesehen hast. Ich weiß gar nicht, wo ich da anfangen soll. Ich kann den Unterschied zu „Mord mit Aussicht“ nicht so einfach beschreiben, weil „Sörensen hat Angst“ ja ein komplett anderes Genre bedient, ein komplett anderer Film ist. Es geht hier unter anderem um eine Angststörung, um ein Krankheitsbild. Es geht um einen düsteren Kriminalfall. Das hat alles nichts mit „Mord mit Aussicht“ zu tun. Dort ist es ja immer eher harmlos, was die Fälle angeht.
Was beide Projekte gemeinsam haben, ist, dass die Figuren sehr liebevoll gezeichnet sind. Dass der Beruf gleich ist und Sörensen von der Großstadt aufs Land kommt, wie Frau Haas. Das war es dann jedoch mit den Gemeinsamkeiten. Natürlich ist es mir bewusst, dass, wenn ich eine Anfangsszene inszeniere, wie ich auf die Wache komme und dort zwei Provinz-Polizisten begrüße, man da auch an „Mord mit Aussicht“ denken kann. Aber es wird ziemlich schnell klar, dass wir die Zuschauer:innen in das düstere Nest Katenbüll reinziehen, und dieser Ort hat für mich nichts von der beschaulichen Eifel.
Für mich ist eigentlich alles anders. Es gibt ein anderes Kamerakonzept, andere Bilder, andere Musik. Es geht in dem Film um ein ziemlich heftiges Thema! Die Besonderheit bei „Sörensen hat Angst“ ist vielleicht die Mischung von Komik und Tragik. Das wahnsinnig harte Thema des Kriminalfalles, das aber trotzdem mit einer Leichtigkeit erzählt wird. Der Humor ist auch ein anderer als bei „Mord mit Aussicht“. Es fällt mir schwer, eine Verbindung zwischen den beiden Beiträgen zu finden. Außer, dass ich in beiden mitgespielt habe.“
 
Katenbüll ist grau und trostlos. Es regnet ununterbrochen, und Sörensen leidet unter einer Angststörung. Gedreht wurde in Bremerhaven, Butjadingen, Jade, Rastedt und Varel…
 
„Dort haben wir alles gefunden, was für den Film notwendig ist. Das Düstere, Triste, Graue konnten wir dort Anfang des Jahres sehr gut inszenieren. Der Ort „Katenbüll“ sollte die äußere Entsprechung von Sörensen innerem Zustand sein. Ich wollte, dass die Zuschauer:innen verstehen, was es bedeutet, wenn man ständig Angst davor hat, dass etwas passieren könnte. Sörensen leidet unter der Generalisierten Sorgenangst. Das ist die fortwährende Angst davor, dass etwas Schlimmes passiert.“
 
Einerseits gibt es ein blutiges Verbrechen. Andererseits ist Sörensen Vegetarier.
 
„Ja. Einerseits schwer verdaulich. Andererseits auf dem Land schwer zu realisieren. Sich vegan zu ernähren, ist fast so schwer, wie zuckerfrei zu essen.“
 
Wie oft musste der Regisseur Mädel den Schauspieler Mädel korrigieren?
 
„Der Regisseur war meistens sehr zufrieden mit seinem Hauptdarsteller. Er konnte ihn sehr viel loben. Er hat auf Anhieb vieles richtig gemacht. Ich würde fast von einem blinden Verständnis zwischen den beiden sprechen.“
 
Sind beide abends in der Kneipe nochmal in sich gegangen, um das Geschehen zu verarbeiten?
 
„Die haben oft noch nächtelang diskutiert. Die Nachbearbeitung war intensiv. Und ich musste dann ja auch immer für zwei trinken (Mädel lacht). Insofern waren das immer schwere Abende.“
 
Apropos Alkohol. Schauspieler Matthias Brandt ist unrasiert, mit fettigen Haaren in schmuddeligen Klamotten mit Rotweinflasche in einer völlig unaufgeräumten Wohnung zu sehen. So kannte man ihn noch gar nicht…
 
„Ich habe ja gehört, dass er privat so leben soll. Es ist schön, wenn Schauspieler:innen Angebote bekommen, die unterschiedlich sind. Man steckt uns ja gern in eine Schublade. Aber wir freuen uns eigentlich immer, wenn uns jemand etwas anderes anbietet, als das, was wir schon einmal glaubwürdig gespielt haben. Ich glaube, Matthias hat sich auch über dieses Spielangebot sehr gefreut. Ich habe ihn vorher so auch noch nicht gesehen, obwohl er bei einer Folge „Tatortreiniger“, wo ich mit ihm gespielt habe, auch schon einmal in Unterhose vor mir lag. Insofern war das erschreckend, aber kein ganz neuer Anblick für mich.“
 Vielen Dank für das Gespräch, Bjarne.


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