Wohnungsbau in der Krise
Landkreis Rotenburg. Im Landkreis Rotenburg fehlen rund 5.000 Wohnungen. Gleichzeitig stehen 1.590 Wohnungen bereits seit einem Jahr oder länger leer – doch die Hoffnung, dass diese wieder vermietet werden, ist gering .Das zeigt die aktuelle regionale Wohnungsmarkt-Untersuchung des Pestel-Instituts, das Wohnungsbestand, Bevölkerungsentwicklung und Arbeitsmarktprognosen im Landkreis analysiert.
„Vom Arbeitskräftebedarf über die Geburten bis zu den Sterbefällen: Es wird sich im Kreis Rotenburg eine Menge tun - und auf dem Wohnungsmarkt tun müssen. Das bedeutet konkret: In den nächsten fünf Jahren müssen rund 1.570 neue Wohnungen m Landkreis Rotenburg gebaut werden – und zwar pro Jahr“, sagt Matthias Günther, Chef-Ökonom des Pestel-Instituts. Doch dieses Pensum hält Günther für „nicht machbar“. Im ersten Halbjahr wurden laut Statistischem Bundesamt (Destatis) lediglich 124 Baugenehmigungen für neue Wohnungen im Landkreis erteilt. „Das reicht natürlich nicht. Der Neubau läuft mit angezogener Handbremse. Da muss vor allem bundespolitisch mehr passieren, um den Neubau von Wohnungen wieder anzukurbeln. Und das möglichst schnell“, so Günther.
Zins-Programm
Als wirksames Mittel sieht der Leiter des Pestel-Instituts ein staatliches Niedrigzins-Programm: „Dringend notwendig ist günstiges Baugeld. Der Bund muss ein Zins-Programm auflegen: Maximal zwei Prozent Zinsen – teurer darf die Finanzierung nicht sein. Dann wären deutlich mehr private Bauherren, aber auch Investoren in der Lage, neue Wohnungen zu bauen.“ Mit einem solchen Programm ließe sich laut Günther kurzfristig ein echter Neubau-Turbo zünden.
Kritik an der Bundesregierung
Die regionale Wohnungsmarkt-Analyse wurde im Auftrag des Bundesverbands Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) erstellt. Dessen Präsidentin Katharina Metzger kritisiert die aktuelle Wohnungsbaupolitik der Bundesregierung scharf: „In Sachen Wohnungsbau passiert zu wenig. Nur das Schlagwort ‚Wohnungsbau-Turbo‘ geistert seit Monaten durch die Republik. Doch von einem ‚Turbo‘ kann keine Rede sein. Die Maßnahmen wirken nur mittel- bis langfristig.“
Selbst dort, wo die Zahl der Baugenehmigungen leicht steige, geschehe dies „auf denkbar niedrigem Niveau“. Metzger fordert: „Läuft der Wohnungsbau, dann läuft auch die Wirtschaft. Deshalb ist es höchste Zeit, dass Bundeskanzler Merz den Wohnungsbau jetzt zur Chefsache macht.“
Das Pestel-institut und der Baustoff-Fachhandel sehen auch in der Bürokratie ein Kernproblem. „Deutschland muss dringend wieder einfacher bauen. Wenn der Bund alle Auflagen und Vorschriften der letzten zehn Jahre komplett zurücknehmen würde, dann könnten im Landkreis Rotenburg ziemlich schnell wieder deutlich mehr und deutlich günstigere Wohnungen gebaut werden – und zwar mit gutem Standard“, sagt Günther.
Er wirft dem Bund vor, dem Wohnungsbau „zehn Jahre lang durch immer schärfere Gesetze und Verordnungen viel unnötigen Ballast zugemutet zu haben.“ Diese Regulierung habe Baukosten und Mieten massiv nach oben getrieben. BDB-Präsidentin Metzger ergänzt: „Vor allem völlig überzogene Energiespar-Auflagen beim Neubau haben unterm Strich für die Umwelt wenig gebracht, das Wohnen aber enorm viel teurer gemacht.“
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