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„Wir sind unendlich traurig“

Polizei stellt Suche nach vermisstem Arian schweren Herzens ein

Elm (red). Im Rahmen einer Pressekonferenz in Elm erklärte Polizeisprecher Heiner van der Werp, warum die Polizei nun von der Einsatz- in die Ermittlungsphase übertritt und dass es weiter keine Anhaltspunkte für ein Verbrechen gibt.

Sichtlich bewegt, trat Polizeisprecher Heiner van der Werp am späten Montagnachmittag am Elmer Feuerwehrhaus vor die Pressevertreter:innen, die kurzfristig zahlreich erschienen waren.

„Wir wollten alles menschenmögliche tun, um Arian zu finden und im besten Fall auch wohlbehalten nach Hause zu bringen. Dass wir am Ende der großen und kreativen Suchaktion mit leeren Händen dastehen, macht uns unendlich traurig“, so van der Werp. Man müsse nun in eine „realistische Betrachtung eintreten, wie es weitergehen soll.“

 

Ermittlungsgruppe eingerichtet

 

Konkret bedeutet das, dass die Polizei nun von der sogenannten Einsatzphase in einer Ermittlungsphase übertritt. Polizeidirektor Jörg Wesemann hat dafür die Ermittlungsgruppe „EG Arian“ mit Sitz in Zeven einrichten lassen. Von hier aus wird die Arbeit in dem Vermisstenfall ab sofort koordiniert und weitergeführt. Die Familie von Arian werde auch in der kommenden Zeit engmaschig durch die Notfallseelsorge, Polizei und Angehörige betreut und vorab über alle Ermittlungsschritte und Maßnahmen informiert. Die Ermittlungsgruppe Arian erhält zudem personelle Unterstützung mit spezieller fachlicher Expertise in Vermisstenfällen aus der Polizeidirektion Lüneburg. Ziel der weitergeführten Maßnahmen ist und bleibe das Auffinden von Arian.

Zur Wahrscheinlichkeit, ob der sechsjährige Autist, der vor mehr als einer Woche aus seinem Elternhaus in Elm in Richtung Wald gelaufen war, noch am Leben ist, wollte Heiner van der Werp keine Aussage machen. Er stellte klar, dass die Polizei auch ein Verbrechen nicht ausschließen könne, dass es aber weiterhin keine Anhaltspunkte dafür gebe, dass der Junge einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein könnte.

Die Polizei werde nun anlassbezogen weitersuchen, wenn es konkrete Hinweise gebe. Das sei momentan aber nicht der Fall.

 

Hintergrund

 

Seit Montag, 22. April, wird der sechsjährige Arian aus Elm vermisst. Sein Vater meldete sein Verschwinden in den Abendstunden, Suchmaßnahmen nach dem Jungen mit Autismus wurden unverzüglich eingeleitet.

Insgesamt wurde eine Fläche von 1.450 Hektar zu Land, zu Wasser und aus der Luft mit Kräften von Feuerwehr, Bundeswehr, THW, DLRG und Polizei abgesucht. Dies entspricht der Fläche von 2071 Fußballfeldern. Es waren täglich rund 800 Personen im Suchgebiet im Einsatz, darunter auch viele polizeiliche Spezialkräfte mit Hunden, Pferden, Helikoptern, Drohnen, Booten und Tauchequipment.

Durch externe Organisationen und zivile Hilfskräfte wurden die polizeilichen Maßnahmen neben einer großen Menge an Suchkräften unter anderem mit einem Tornado-Flieger, SAR-Helikoptern und Hovercraft-Fahrzeugen der Feuerwehr, einem Amphibienfahrzeug, Drohnen, Nachtsichtgeräten und vielem mehr unterstützt.

Kreative Maßnahmen, wie zum Beispiel das Aufstellen von sogenannten „Skybeamern“, um Arian aus einem möglichen Versteck zu locken, wurden von Privatfirmen ermöglicht. Zusätzlich zu den genannten Maßnahmen wurde eine „Fachberatung Autismus“ in die Suche eingebunden. Trotz dieses intensiven Einsatzes seitens Feuerwehr, Bundeswehr, Polizei und weiteren Hilfs- und Rettungsorganisationen konnte Arian bisher nicht gefunden werden. Nach über 160 Stunden durchgehender Suche wurden alle Auffälligkeiten im Gelände und unter der Erdoberfläche, auf dem Wasser sowie sämtliche Hinweise aus der Bevölkerung durch die eingesetzten Kräfte aufgenommen und abgearbeitet.

 

Dank an Einsatzkräfte und Bevölkerung

 

Der ausdrückliche Dank des Inspektionsleiters und Polizeiführers, Jörg Wesemann, gilt allen bislang eingesetzten Kräften. Für die Suche nach Arian seien alle Helferinnen und Helfer Tag und Nacht an die Belastungsgrenze gegangen. Ein herzlicher Dank gelte darüber hinaus der Bevölkerung für die überwältigende Anteilnahme und die zahlreichen Unterstützungsangebote.

 

Seelsorgeangebote für alle

 

Auch nach dem Ende der groß angelegten Suche nach dem sechsjährigen Arian aus Elm hält der Evangelische Kirchenkreis Bremervörde-Zeven Menschen das Angebot offener Kirchen und die Einladung zu Gespräch und Gedenken aufrecht. „Die Offenheit und Ungewissheit der Situation lässt vielen Menschen keine Ruhe“, so der Pastor und Öffentlichkeitsbeauftragte Simon Laufer. „Deshalb wollen wir Räume der Stille und Begegnung sowie die Möglichkeit zum Gespräch anbieten.“

Bis mindestens Samstag, 4. Mai, wird die Elmer Kirche täglich von 17 bis 18 Uhr für Andacht, Stille, Gebet und Gedenken geöffnet sein. Für Menschen aus der Umgebung, denen die bisher vergebliche Suche nach Arian nahe geht, steht die St. Liborius-Kirche in Bremervörde täglich von 15 bis 18 Uhr offen. „Niemand muss mit seinen Ängsten und Sorgen alleine sein. Gebet und Gemeinschaft, aber auch die Stille im geschützten Raum der Kirche, können Kraft und Hoffnung geben“, so Laufer. Hilfesuchende können sich zudem jederzeit vertraulich und anonym an die Telefonseelsorge wenden. Sie ist rund um die Uhr erreichbar unter den Nummern 0800/111 0111 , 0800/1110222 oder 116 123 sowie per Mail und Chat unter online.telefonseelsorge.de.

Besonders für Kinder und Jugendliche sind Ansprechpartner unter 116111, der „Nummer gegen Kummer“ zu erreichen. „Und natürlich sind auch die Pastorinnen und Pastoren, Diakoninnen und Diakone in den Kirchengemeinden immer ansprechbar“, so Simon Laufer.


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