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Ralf G. Poppe

Warum braucht man die A20?

Bremervörde. Unter dem Motto „Jahrhundert-Projekt A20“ betonten Befürworter der Küstenautobahn die Wichtigkeit des Projekts für die Region. Kritik kam aus dem Publikum. Und der BUND erzielte am heutigen Donnerstag einen Teilerfolg vor Gericht.
Kristin Harms (v. li.), Marco Tulodetzki, Enak Ferlemann, Olaf Orb, Holger Bartsch und Andreas Meyer wollen, dass die Küstenautobahn endlich realisiert wird.

Kristin Harms (v. li.), Marco Tulodetzki, Enak Ferlemann, Olaf Orb, Holger Bartsch und Andreas Meyer wollen, dass die Küstenautobahn endlich realisiert wird.

Als der Bremervörder CDU-Vorsitzende Dirk Frederik Stelling kürzlich im Namen seiner Partei zur Bremervörder Runde zum Thema „Jahrhundert-Projekt A20“ in das Mercedes Autohaus in der Industriestraße einlud, war klar, dass es sich bei den Teilnehmenden der Diskussionsveranstaltung um Befürworter des Autobahn-Baus handelte.
Kaum ein Thema sei für die Zukunft von Bremervörde so entscheidend wie der Bau der Küstenautobahn A20, ließ bereits die Einladung verlauten.
Stelling betonte, dass es an dem Abend nicht um „Pro“ oder „Contra“ gehen würde. In den vergangenen Jahren wären die A20-Befürworter:innen einfach zu leise gewesen. So führte Kristin Harms, stellvertretende Vorsitzende der Bremervörder Christdemokraten, souverän durch ein Programm, dessen Titel die Richtung der Wortbeiträge vorwegnahm: Jahrhundert-Projekt A20 - Warum wir sie brauchen und wie es weitergeht.
Dieser Maxime schlossen sich die Diskussions-Teilnehmer Marco Tulodetzki (stellvertretender Vorsitzender der Bremervörder Wirtschaftsgilde), Enak Ferlemann (MdB über einen Listenplatz), Olaf Orb (Förderverein A20), Holger Bartsch (Hauptgeschäftsführer der IHK Stade) und Andreas Meyer (Bremervörder Spediteur) an.
 
Wirtschaftliche Chancen
 
Ferlemann ließ verlauten, dass die A20 eigentlich bereits gebaut werde, da im Zuge vorbereitender Arbeiten bereits Leitungen verlegt bzw. Trassen freigeschnitten werden würden. Eine anstehende Überprüfung des bis ins Jahr 2030 gültigen Plans mache ihm trotz der Bestrebungen von Bündnis 90/Die Grünen-Mitgliedern, Änderungen vorzunehmen, keine Sorge.
Auch Andreas Meyer, just an jenem Tag zusammen mit Martin Bockler (Experte der IHK Stade für Standort- und Wirtschaftspolitik) per Bahn von Hamburg nach Berlin gereist, um mit der Parlamentarischen Staatssekretärin für Digitales und Verkehr, Daniela Kluckert (FDP) zu sprechen, berichtete von einem ganz klaren Bekenntnis aus dem Ministerium zur A20. Die Planungen bzw. vorbereitende Maßnahmen wären derart fortgeschritten, dass sie bereits kurz vor der Schwelle stünden, an der es kein Zurück mehr geben würde.
Alle fünf Gesprächspartner waren sich einig darüber, dass die Küstenautobahn große wirtschaftliche Chancen mit sich bringe. Holger Bartsch betonte die Notwendigkeit für eine entsprechende Infrastruktur, da der Wirtschaft große Veränderungen bevorstünden. Marco Tulodetzki lobte, dass unter Beteiligung der IHK sowie der Bremervörder Wirtschaftsgilde eine erste Videokonferenz mit Vertretenden der Stadt Bremervörde und der Samtgemeinde Geestequelle stattgefunden hätte. Er würde sich freuen, könnte ein derartiges Format regelmäßig wiederholt werden.
Olaf Orb dagegen mahnte, dass zumeist von Befürwortenden lediglich auf Kritik reagiert werde, während die Gegner:innen der Küstenautobahn sehr öffentlichkeitswirksam agierten. Er sei dennoch der Meinung, es würde eine schweigende Mehrheit geben, die sich die A20 sehnlichst herbeiwünsche. Damit sprach er Enak Ferlemann aus der Seele, denn das MdB wünsche sich, die Region würde selbstbewusst für den Ausbau der hiesigen Infrastruktur eintreten.
 
Kritik aus dem Publikum
 
Ferlemann bemängelte am Beispiel der lang geplanten Elbfähre weiterhin die langen Wartezeiten bei Bauprojekten in der Region. Im Ruhrgebiet würde es derartige Wartezeiten nicht geben. Weiterhin kritisierte Ferlemann permanent die „Grünen“. Den anwesenden örtlichen Partei- und Kreistagsmitglied Reinhard Bussenius ließ er zwar kurz einen Wortbeitrag vortragen, kanzelte den Inhalt jedoch kurzerhand ab. Bussenius bestätige später auf Nachfrage, dass er für eine Verkehrswende sei, um die A20 noch zu stoppen. Bussenius gab zu bedenken, dass in den ersten Bauabschnitten durch den Aushub fast 450.000 Tonnen CO2 freigesetzt worden waren, durch den Bau bislang unzerschnittene Natur- und Landschaftsräume zerstört, seltene Tier- und Pflanzenarten gefährdet würden.
Er halte die Verkehrsprognosen für veraltet bzw. nicht mehr tragbar. Weiterhin kritisierte Bussenius im Nachgang, dass die A20 aus der Zeit gefallen sei und „wir“ das Geld dafür aufgrund von Corona-Pandemie, des russischen Überfalls auf die Ukraine, Teuerung und Aufrüstung gar nicht mehr hätten.
Einig waren sich allerdings alle Gesprächsrunden-Teilnehmer und Besucher:innen darüber, dass die Schiene für den Schwerlastverkehr der Zukunft unverzichtbar sein wird.
 
BUND erzielt Teilerfolg vor Gericht
 
Die Planungen für ein erstes Teilstück der Küstenautobahn A20 in Niedersachsen müssen laut dpa nachgebessert werden. Das Bundesverwaltungsgericht erklärte am Donnerstag den Planfeststellungsbeschluss für den Abschnitt zwischen Westerstede und Jaderberg für „rechtswidrig und nicht vollziehbar“. Der BUND, der gegen den Autobahnbau geklagt hatte, erzielte damit einen Teilerfolg vor Gericht.


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