Mareike Kerouche

Von der „Euthanasie“ zum Holocaust

Sandbostel (eb). Der Gedenkstättenverein Sandbostel begibt sich Ende März auf Spurensuche zu der sogenannten „Aktion Reinhard“ im heutigen Osten Polens.
Bilder
„Euthanasie“-Anstalt Brandenburg. Auf einem Paddelboot sitzen (v. l. n. r.) die „Brenner“ Karl Pötzinger, Johann Niemann und Siegfried Graetschus am Zaun der „T4“-Anstalt Brandenburg. Im Hintergrund das Stadtbad, Sommer 1940. „Brandenburg“ notierte Niemann im Fotoalbum darunter. Foto: USHMM

„Euthanasie“-Anstalt Brandenburg. Auf einem Paddelboot sitzen (v. l. n. r.) die „Brenner“ Karl Pötzinger, Johann Niemann und Siegfried Graetschus am Zaun der „T4“-Anstalt Brandenburg. Im Hintergrund das Stadtbad, Sommer 1940. „Brandenburg“ notierte Niemann im Fotoalbum darunter. Foto: USHMM

Sandbostel (eb). Der Gedenkstättenverein Sandbostel begibt sich Ende März auf Spurensuche zu der sogenannten „Aktion Reinhard“ im heutigen Osten Polens. Vorbereitender Teil der Bildungsreise ist eine öffentliche Informationsveranstaltung am Dienstag, 10. März, um 19 Uhr mit dem Vortrag von Dr. Andreas Kahrs, Berlin und Michael Quelle, Stade im Gemeinderaum der Michaelskirche Rotenburg, in der die Hintergründe der „Aktion Reinhard“ erläutert werden.

Mit der Veranstaltung möchte der Gedenkstättenverein in die Geschichte der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik einführen. Insbesondere wird der Zusammenhang zwischen der sogenannten „Euthanasie“, beziehungsweise dem „Aktion T4“ genannten Mord an zahlreichen als vermeintlich unheilbar krank oder „lebensunwert“ deklarierten Patientinnen und Patienten und der industriellen Massenvernichtung von Menschen in den Todeslagern der sogenannten „Aktion Reinhard“ dargestellt.
Auch in Niedersachsen fielen hunderte Menschen dem nationalsozialistischen Patientenmord zum Opfer. Der Stader Regionalforscher Michael Quelle wird die verschiedenen „Euthanasieaktionen“ und ihre Auswirkungen auf Bewohnerinnen und Bewohner des Landkreises Rotenburg und auf die Bewohnerschaft der Rotenburger Anstalten darstellen. Dr. Andreas Kahrs ist Mitglied des Bildungswerk Stanislaw Hantz, das im Januar dieses Jahres unter großem öffentlichem Interesse einen Foto-Fund aus dem Nachlass des SS-Manns Johann Niemann präsentierte. Diese Fotos visualisieren die Entwicklung des nationalsozialistischen Mordprogramms aus der Perspektive eines Täters. Niemann war zunächst als sogenannter „Brenner“ in den Mordzentralen der „Euthanasie“ in Brandenburg, Bernburg und Grafeneck eingesetzt, danach brachte er sein „Expertenwissen“ in die neu eingerichteten Vernichtungslager der „Aktion Reinhard“, Belzec und Sobibor ein.
Dr. Andreas Kahrs (Berlin) ist Historiker und Mitautor des Buches „Fotos aus Sobibor - Die Niemann-Sammlung zu Holocaust und Nationalsozialismus“. Er organisiert seit vielen Jahren Bildungsprojekte zum Holocaust in Polen und begleitet auch die Bildungsreise des Gedenkstättenvereins Sandbostel e.V. in die Region Lublin.
Michael Quelle erforscht seit vielen Jahren die regionale Geschichte der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in den Landkreisen Rotenburg und Stade. Er war an der Geschichtsaufarbeitung der Rotenburger Anstalten beteiligt und forscht aktuell zu den verschiedensten NS-Opfergruppen mit Bezug zum Landkreis Stade.


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