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Überall fehlt Personal

Landkreis Rotenburg (lst). Landrat Marco Prietz spricht über Herausforderungen und Pläne für 2023

Landrat Marco Prietz übte im Jahrespressegespräch auch deutliche Kritik an der Regierung.

Landrat Marco Prietz übte im Jahrespressegespräch auch deutliche Kritik an der Regierung.

 Corona ist kein Schwerpunkt-Thema mehr, dafür gibt es neue Baustellen wie Windkraft-Ausbau, Fachkräftemangel und Zuwanderung, die den Landkreis in diesem Jahr besonders beschäftigen werden.

Als größte Herausforderung für 2023 bezeichnete Landrat Marco Prietz im Jahrespressegespräch den sich über alle Bereiche erstreckenden Fachkräftemangel. Egal, ob in der Pflege, in Kita und Schule oder in der Verwaltung - überall sei es schwer, qualifizierte Mitarbeitende zu finden. „Es fehlen Busfahrer, Psychologen, Lehrkräfte, Ingenieure, Erzieher, Lehrer, Ärzte und Verwaltungsfachkräfte, die Politik muss handeln“, appellierte der Landrat in Richtung der Landes-und Bundesregierung.

Die desolate Situation hinsichtlich der Schüler:innenbeförderung, die auch eine Folge des Fachkräftemangels sei, bezeichnetet Prietz als Vorgeschmack auf das, was noch komme. Die Menschen müssten sich grundsätzlich darauf einstellen, dass Leistungen eingeschränkt statt ausgebaut werden.

 

Zuwanderung

 

Kritik übte Prietz zudem am Umgang mit der Flüchtlingskrise. Die Dramatik der Situation schlage sich leider nicht im Handeln der Regierung nieder. Deutschland stehe vor vielen ungelösten Problemen und fahre sehenden Auges gegen die Wand.

Der Landkreis Rotenburg habe gerade vom Land mitgeteilt bekommen, dass in den kommenden drei Monaten 700 neue Geflüchtete aus aller Welt hier ankommen werden. Im letzten Jahr seien allein aus der Ukraine mehr als 2.000 Menschen auf die Kommunen verteilt worden. Große Herausforderungen für alle Beteiligten seien dabei die Unterbringung, die Beschulung bzw. Betreuung der Kinder in Schulen und Kitas, der Spracherwerb sowie die Vermittlung in Arbeit. Im Zusammenhang mit dem knappen Wohnraum im Kreisgebiet werde sich der Kreistag auch mit der Frage der möglichen Gründung einer eigenen Wohnungsbaugesellschaft beschäftigten, so Prietz.

 

Bürger- und Wohngeld

 

In Bezug auf das neue Bürger- und Wohngeld zeigte Prietz sich erleichtert darüber, dass noch einmal nachjustiert wurde und es weiterhin die Möglichkeit von Sanktionen gebe. Er habe die Rückmeldung bekommen, dass alleine die Androhung von Sanktionen bewirke, dass der eine oder die andere doch zum Termin im Jobcenter erscheine. Sowohl beim Bürger- als auch beim Wohngeld habe es einen Anstieg bei den Neuanträgen gegeben. Viele Bürger:innen hätten das Angebot der Wohngeldstelle genutzt und sich vor der Antragstellung beraten lassen. Prietz appellierte an alle, die nicht sicher seien, ob ihnen zusätzliches Geld zustehe, einen Beratungstermin mit dem Sozialamt zu vereinbaren. Auch Menschen mit geringem Einkommen und Alleinerziehende, die in Teilzeit arbeiten, könnten womöglich Ansprüche geltend machen.

 

Windenergie

 

Ein großes Thema wird in diesem Jahr der Ausbau der Windenergie sein. Das Land hat Mitte Januar angekündigt, dass der Landkreis Rotenburg (Wümme) 4,89 Prozent seiner Fläche als Vorranggebiete für die Windenergie ausweisen soll (der Anzeiger berichtete). Angesichts dieses Spitzenwerts in Niedersachsen spricht Prietz von fehlender Verteilungsgerechtigkeit. Er sei skeptisch, ob alle Landkreise die Vorgaben de Landes schlucken würden oder womöglich eine Verfassungsklage erheben könnten.

 

Investitionen in Bildung

 

Nachdem im letzten Jahr der Neubau des Gymnasiums Bremervörde fertiggestellt wurde, wird das alte Gebäude abgerissen und in diesem Jahr an gleicher Stelle mit dem Neubau des BBS-Gebäudes begonnen. Bei diesem Projekt investiert des Landkreis insgesamt mehr als 80 Millionen Euro.

Mehr als 28 Millionen Euro kosten Umbau, Teilneubau und Sanierung des Ratsgymnasiums in Rotenburg (Wümme). Der Bau startet im Sommer.

Auch in Zeven werden große Investitionen getätigt. Rund 20 Millionen Euro sind für den Neubau eines Oberstufenhauses an der BBS in Zeven veranschlagt. Die Planungen dazu laufen bereits, für 2025 ist der Start der Arbeiten geplant.

 

Kreishaus Bremervörde

 

In diesem Jahr startet der Umbau des Kreishauses in Bremervörde. Hier werden diverse Brandschutzmaßnahmen umgesetzt und viele Bereiche saniert. Die Kosten belaufen sich auf rund 3,7 Millionen Euro. Aufgrund des Umbaus kann in diesem Jahr keine Kreistagssitzung in Bremervörde stattfinden.

 

Dienstleistungsportal

 

Weil viele oft nicht wüssten, wo der richtige Ansprechpartner sitze, führt der Landkreis zusammen mit allen Kommunen in diesem Jahr ein einheitliches Serviceportal ein, über das alle verfügbaren Dienstleistungen abgerufen werden können.

 

Breitbandausbau und Mobilfunklöcher

 

Positiv sei, dass es im Hinblick auf den Breitbandausbau im Kreisgebiet keine weißen Flecken mit weniger als 30 Mbit/s mehr gebe. Und auch graue Flecken mit weniger als 1 Gbit sollen innerhalb der kommenden dreieinhalb Jahre der Vergangenheit angehören. Rund 20.000 Adressen seien laut Prietz davon betroffen.

Nicht zufrieden ist der Landrat damit, dass es immer noch Mobilfunklöcher im Kreisgebiet gibt. Während seiner Amtszeit seien zwar zehn neue Mobilfunktürme errichtet worden, mehr als 20 steckten aber noch in Genehmigungsverfahren.


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