Sozialstation aus Schieflage geholt
Allerdings vor drei Jahren zogen dunkle Wolken auf, als es hieß, die Gemeinde hätte bereits einen Käufer für das über das gemeinnützige Unternehmen gefunden, welches sich damals in einer finanziellen Schieflage befand. Die gemeinnützige Einrichtung der Sozialstation Beverstedt/ Hagen drohte zu kippen.
Proteste stoppten Verkauf
Wären da nicht die Proteste der Mitarbeiter gewesen, die die Pläne verhinderten. Sie haben gekämpft. Auf Tariferhöhungen und Weihnachtsgeld verzichtet - alles nur um ihren Arbeitsplatz zu behalten.Trotz finanzieller Einbußen hielten und halten die Mitarbeiter ihrer Sozialstation auch weiterhin die Treue. Es hat bislang keine Kündigungen gegeben. Nach drei Jahren können sich die Mitarbeiter über eine Lohnerhöhung von fünf Prozent freuen.
Industriekauffrau führt Unternehmen
,,Eine tolle Teamleistung“, bekennt Monika Fißler, hauptamtliche Geschäftsführerin, „Es hat geklappt. Der Schritt hat sich bewährt. Es war die richtige politische Entscheidung“, betont Bürgermeister Guido Dieckmann (Parteilos). 2019 wurden alle Erwartungen übertroffen. Mit einem deutlichen Plus von rund 93.000 Euro wurde seit Jahrzehnten ein vorzeigbares Ergebnis erzielt.
Das gemeinnützige Unternehmen wurde bis vor drei Jahren nebenamtlich von führenden Verwaltungsbeamten in Teilzeit geleitet. Bürgermeister Guido Dieckmann (Parteilos) sieht heute ein. ,,Das war ein Fehler. Unternehmen wie eine Sozialstation, welche sich ständig neuen Herausforderungen, sei es der demografische Wandel, die kontinuierlichen Veränderungen in der Pflegereform und nicht zuletzt die Auseinandersetzung mit dem derzeitigen Coronavirus stellen müssen, gehören in die Hände einer hauptamtlichen Geschäftsführung“, so Dieckmann.
200 Patient*innen aller Pflegegrade werden in der Region Beverstedt/Hagen versorgt. Gute Versorgung braucht gutes Personal. ,,Man sollte immer das Wesentliche im Blick haben“, sagt Monika Fißler, „wir arbeiten mit Menschen, da muss man damit rechnen, dass es auch mal später wird. Allerdings wird schon darauf geachtet, dass wir die Wünsche der Patienten, was die Betreuungszeiten angeht, berücksichtigen“, fügt die Geschäftsführung hinzu. Seit Mai 2019 bietet die Sozialstation auch ,,Essen auf Rädern“ an.
Kurze Wege
Mit der Anschaffung von Tablets wurden die Arbeitsabläufe deutlich erleichtert. Das Pflegepersonal kann jederzeit die angeforderte Patientenakte einsehen. Die Anschaffung wurde zu 80% aus einem Landesprogramm zur Stärkung der ambulanten Pflege im ländlichen Raum gefördert. Dass das digitale Zeitalter auch bei den Patienten angekommen ist, erleben auch die Pflegekräfte. Da kommt es schon mal vor, dass Sprachassistenten wie Alexa, bei der Morgentoilette gebeten werden, Helene Fischer zu spielen. Das Patienten so lange wie möglich in ihrer vertrauten Umgebung bleiben können, dafür sorgt die bedarfsgerechte Versorgung der ambulanten Pflege im ländlichen Raum, die in den letzten Jahren den größten Zuwachs zu verzeichnen hatte.
Hygienekonzept erarbeitet
Die Pflegekräfte der Sozialstationen sind zur Zeit durch die Corona-Pandemie stark belastet. ,,Die Arbeit ist sehr anstrengend. ,,Durchgängig mit Maske zu arbeiten - da wird unseren Mitarbeitern schon Einiges abverlangt“, bestätigt Monika Fißler, ,,doch unser Hygienekonzept hat gegriffen. Wir haben zur Zeit keine Fälle von Corona“. Die Sozialstation Beverstedt/Hagen wurde 1977 gegründet und ist seit1995 eine gemeinnützigen Gesellschaft mit beschränkter Haftung (gGmbH). Daran sind mit 47% die Gemeinde Beverstedt, zu 42% Prozent die Gemeinde Hagen und mit 9% der DRK-Kreisverband Wesermünde beteiligt. Zurzeit sind 65 Mitarbeiter beschäftigt. Das Unternehmen bildet aus und erwirtschaftet einen Umsatz von 1,7 Millionen im Jahr.