Smart City als Vorbild für Kommunen
Die SPD-Bremervörde hatte vor dem Hintergrund der Diskussion um die Ausweisung neuer Baugebiete zu einem Vortragsabend in das Hotel Daub eingeladen, um neue Wege aufzuzeigen, die dem Wunsch nach den eigenen vier Wänden ebenso entsprechen, wie sie zur Reduzierung von Flächenversiegelungen und CO2-Emissionen beitragen.
Energiesparende Smart City Harsefeld
Zunächst stellte Dr. Elena Paul das Harsefelder Projekt Smart City vor. Hier werden von der Firma Viebrockhaus derzeit 19 Einfamilienhäuser im Harsefelder Baugebiet „Am Rellerbach“ als besonders energiesparende KfW-Effizienzhäuser CO2-neutral gebaut, intelligent miteinander vernetzt, mit Wärmepumpensystemen beheizt sowie mit vor Ort produzierter Sonnenenergie versorgt.
Dabei wird der Anteil von versiegelten Flächen gegenüber der herkömmlichen Bauweise entscheidend verringert. Die Öko-Siedlung mit Namen Smart City sieht im Gesamtkonzept vor, dass CO2-neutrales Bauen, nachhaltige Energieerzeugung und -speicherung bis hin zur Elektromobilität verbunden werden. So werden die Smart City-Gebäude z.B. mit mehrfach wiederverwertbaren Kunststofffenstern und -dachpfannen gebaut. Der verarbeitete Beton besteht dabei zu großen Teilen aus verarbeiteten Feldsteinen von Ackerflächen.
Weiterhin werden Lehmbauplatten sowie klimaneutrale Klinkersteine aus Kirschkernbrand produziert. Die dazu nötigen Kirschkerne kommen als Abfallprodukt aus einer Marmeladenfabrik. Dachstühle werden aus Altholz gefertigt, Solar- und Gründächer stellen eine vorbildliche Kombination dar, und das Regenwasserkonzept ist derart ausgefeilt, dass die Gebäude theoretisch nicht einmal mehr an das Abwassernetz angeschlossen werden müssten.
Das ausgeklügelte Energiekonzept zieht eine hundertprozentige Eigenversorgung mit Strom nach sich. Die fertigen Häuser werden vom Viebrockhaus zunächst für zehn Jahre zu Preisen zwischen 800 bis 1.000 Euro vermietet, bevor sie den Bewohnenden bereits jetzt zu einem vorab festgelegtem Preis fest zum Kauf angeboten werden. Das Interesse ist riesig, alle Wohneinheiten sind bereits vermietet. Zwischen Mai und September nächsten Jahres werden die Häuser der Öffentlichkeit vorgestellt werden, der Einzug ist für/ab September 2023 geplant.
Umweltfreundliches Bauen
In einem weiteren Vortrag beleuchtete Kersten Schröder-Doms, Mitglied der Architektenkammer Niedersachsen, Dipl.-Ing. ao.M. BDA sowie Stader Stadtbaurat a.D., mögliche Vorgaben von Bebauungsplänen für umweltfreundliches Bauen. Die Größe der versiegelten Flächen pro Baugrundstück könnte z.B. exakt festgelegt werden. Würde sie standardmäßig bei 40-60% liegen, seien bebaute Flächen von 25% möglich. In einem städtebaulichen Vertrag könnte geregelt werden, dass CO2-reduzierte bzw. CO2-neutrale Baustoffe verwendet werden sollten. Gründächer könnten vorgeschrieben, eine Auswahl an Heckenpflanzen beschränkt, und Kirschlorbeer sowie Nadelgehölze verboten werden. Eine geringere Grundflächenzahl sowie die ökologischen Aspekte führten schließlich dazu, dass sich die vorgeschriebene Ausgleichsfläche reduziere, der Landwirtschaft so weniger Flächen entzogen würden.
Eine Kommune müsste obendrein weniger Ausgleichsflächen anlegen. Um die Sensibilität von Eigentümerinnen für von ihnen nicht zum Verkauf angebotene mögliche Baugrundstücke zu stärken, brachte Schröder-Doms den Gedanken an eine Grundsteuer C für derartige Grundstücke ins Gespräch.
Anschließend bedankte sich SPD-Stadtratsmitglied Doris Brandt bei beiden Referierenden, bevor von den Anwesenden - unter ihnen z.B. Architekt Lothar Tabery, Bürgermeister Michael Hannebacher, Fachbereichsleiter Städtebauförderung Ulf Busch und Baudezernent Frank Quell - diverse Detailfragen gestellt wurden.