Seitenlogo
Ralf G. Poppe

„Schmerzherz“ überzeugt

Bremervörde. Antonia Flachsenberg, Lilien Grupe und Julian Fahrenholz sind die Gewinner:innen des Kunstpreises „Seelische Gesundheit“.

Die fünfköpfige Jury um EIGENART-Impulsgeberin Anja Schlesselmann und Schirmherr Michael Hannebacher gab die ERgebnisse jüngst in Bremervörde bekannt. Bei der Finissage waren auch die Künstler:innen Andrea Streit, Sandra Riche, Frank Markowski (alle aus Berlin), Robert Puls (Rostock) und Ilka Sander (München) zugegen. Insgesamt hatten sich 250 Künstler:innen aus ganz Deutschland um den Kunstpreis beworben.

 

Besondere Strahlkraft

 

Der „EIGENART-Kunstpreis – seelische Gesundheit“ wurde in diesem Jahr erstmals verliehen. Zukünftig soll die auf Initiative des Tandem e.V. entstandene Anerkennung alle zwei Jahre verliehen werden. Dabei wird jedes Mal ein Thema für alle Wettbewerbsbeiträge festgelegt. Thema für dieses Jahr war: „Mal bin ich leise, mal bin ich laut, mal bin ich Seele, mal bin ich Haut.“ Schirmherr des Wettbewerbs war Bremervördes Bürgermeister Michael Hannebacher. Er dankte allen Beteiligten und freute sich darüber, dass mit dem EIGENART Kunstraum mitten im Herzen der Ostestadt ein Standort entstanden ist, dessen Strahlkraft weit über die Stadtgrenzen hinausgehe.

Der Tandem-Vorsitzende Andreas von Glahn verwies noch einmal darauf, dass Projektleiterin Anja Schlesselmann mit ihren Impulsen bereits viele Menschen inspiriert hätte, während Jury-Sprecherin Sabine Emmerich die fünf verschiedenen Perspektiven der einzelnen Jury-Mitglieder thematisierte. Folglich habe es auch „fünf“ individuelle Favoriten gegeben. Da die Schnittmenge der gesamten Jury jedoch mehr sei, als deren einzelne Teile, habe man sich gut auf die drei Preisträger:innen einigen können.

 

„Schmerzherz“ dem toten Vater gewidmet

 

Gewonnen hat den mit 1.000 Euro dotierten EIGENART-Kunstpreis Antonia Flachsenberg aus Hamburg. Ihr Siegermotiv „Schmerzherz“, ein Mehrfarbentiefdruck (Radierung mit Aquatinta) in der Größe von 50 x 38 cm, entstand in diesem Jahr in Mailand. Mit dem Werk hat Flachsenberg die Trauer um ihren verstorbenen Vater verarbeitet. Vieles, was sie in dieser Zeit gefühlt habe, findet seinen Ausdruck in dem Bildnis. Aus diesem Grund wolle sie das Bild wie auch den Preis ihrem Vater widmen.

In ihren Druckgrafiken interessiert sich die EIGENART-Kunstpreis-Siegerin vor allem die Frage nach der Verkörperung von Gefühlen: „Ich denke – Ein seelischer Zustand, der sich der Sprache entzieht, schlägt sich umso stärker körperlich nieder (Er schlägt den Körper nieder).“ Flachsenberg war sehr berührt, als sie erfahren hat, wofür der Verein Tandem e.V. mit seiner bewegenden Arbeit stehe.

 

„Die Suche nach sich selbst“

 

Der mit 500 Euro dotierte zweite Platz ging an Lilien Grupe. Ihr Bild „Die Suche nach sich selbst“ (Acryl auf Leinwand; 120 x 90 cm) ist, im Stil des modernen Realismus erarbeitet, ein Selbstporträt, dass sie -wie sie bereits vor vier Wochen bei der Vernissage erzählte- nach einem Foto gefertigt hat. Das Bild stellt ihre Selbstfindung mit „Haut und Seele“ im Zusammenspiel von Körper und Geist dar.

Grupe ist 25 Jahre jung, und in Ludwigsburg geboren. Ihre frühe Kindheit verbrachte sie im Frankfurter Raum, bevor sie nach Gifhorn zog. Nach dem Schulabschluss an der IGS Wolfsburg folgte eine Lehrzeit bei einem freiberuflichen Bildhauer und Steinmetz. Anschließend besuchte sie die Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig. 2022 beendete sie ein fünfjähriges Studium der Freien Kunst erfolgreich mit dem Diplom für bildende Künste. „Aufgewachsen mit dem Pinsel in der Hand“, wurde bereits 2018 ein Interview mit ihr auf Spiegel-Online kommuniziert.

 

„Stadtmensch“

 

Den ebenfalls mit 500 Euro dotierten dritten Platz belegte (in Abwesenheit) Julian Fahrenholz aus Berlin. Er ist seit seinem Abitur neben einer Teilzeit-Tätigkeit als freischaffender Künstler aktiv. Sein Bild „Stadtmensch“ ist eine digital erstellte Collage aus den Jahren 2012-2015, die er mit den Maßen 70 x 70 cm archivfest auf FineArt Papier des Herstellers Hahnemühle hat drucken lassen. Das Motiv ist Teil einer noch nicht abgeschlossenen Werkserie namens „Psychonautik“.

„Wie bei allen Bildern dieser Werkserie, handelt auch diese Arbeit von etwas, was alle Anwesenden in diesem Raum von sich selbst kennen: Verrückt sein!“, heißt es in einem Begleitschreiben des Künstlers. „Wenn man etwas von dem negativ besetzten Begriff `verrückt sein´ abrückt, bedeutet `verrückt sein´ vielleicht nichts anderes, als nicht in der ‚eigenen Mitte‘ zu sein. Mit anderen Worten - etwas `verrückt´ von dem Gemütszustand, mit dem man sich am wohlsten fühlt. Wo man so ist, wie man sein möchte.“


UNTERNEHMEN DER REGION