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Käte Heins

Nordpol wie ein Schweizer Käse

Bremerhaven/Lunestedt. Auf Einladung des Heimatvereins Beverstedt berichtete die Molekularbiologin Dr. Katja Metfies von der Teilnahme an der größten Arktis-Expedition aller Zeiten.

Die Polarforscherin arbeitet am Alfred-Wegener-Institut-Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven und war drei Monate während der von dem Institut angeleiteten MOSAiC-Expedition (Multidisciplinary drifting Observatory for the Study of Arctic Climate, „Multidisziplinäres Driftobservatorium zur Untersuchung des Arktisklimas“) mit der Polarstern im nördlichen Eismeer unterwegs - der größten Arktis-Expedition aller Zeiten, die vor rund einem Jahr zuende ging.
Dr. Metfies berichtete, dass sich die Arktis in den letzten Jahrzehnten sich verändert hat. Das Meereis hat sich in den letzten 40 Jahren halbiert. Der Nordpol sieht aus wie ein „Schweizer Käse“.
Forscher:innen, die bereits des öfteren am Nordpol waren, seien schockiert darüber, wie schnell sich der Nordpol verändert habe. Während der einjährigen Forschungsreise wurden sehr viele neue Erkenntnisse während der vier Jahreszeiten gewonnen. Gemessen wurden Veränderungen in der Atmosphäre. Die Ozonschicht über der Arktis ist um ein Viertel seit den letzten Messungen zurückgegangen.
Besorgniserregend sei die Tatsache, dass die Eisdicke und die Eisfläche im Sommer 2020 nur noch halb so dick und so groß waren, wie bei der letzten Beobachtung vor ein paar Jahrzehnten.
 
Die Genetik der Algen
 
Das Wasser im Eismeer und die molekulare Biodiversität mariner Mikroalgen sowie die Frage, welche Konsequenzen der Klimawandel für die Ökosysteme hat, sind die Forschungsschwerpunkte von Dr. Katja Metfies.
Die Genetik der Algen hat es ihr besonders angetan. Um den dunklen kalten Winter zu überstehen, können sich die Algen einfrieren lassen.
Die Algen im Meer bilden die Basis der marinen Nahrungskette und machen 50 Prozent der Sauerstoffproduktion weltweit aus. Im Rahmen der Expedition konnten ganzjährige Informationen über das Verhalten der Mikroalgen gewonnen werden.
„Für die Polarforschung ist diese Expedition wichtig gewesen“, sagt Dr. Katja Metfies. Dass die Öffentlichkeit der MOSAiC-Expedition inzwischen soviel Aufmerksamkeit schenkt, freut die Polarforscherin besonders.
 
Faszination ewige Dunkelheit
 
Dr. Katja Metfies berichtete zudem über die faszinierenden Momente während der Expedition im arktischen Winter mit seiner ewigen Dunkelheit. Jeden Morgen habe die Scholle anders ausgesehen. Eis und Schnee hätten viele verschiedene Facetten. Die Forscherin berichtete auch von Eisbären, die es geschafft hatten, ins Camp zu kommen.
 
Größte Arktis-Expedition aller Zeiten
 
Vor über einem Jahr endete die MOSAiC-Expedition. Über 600 Forschende aus 20 Nationen und 82 Forschungsinstituten hatten an der Reise teilgenommen, die insgesamt mehr als 300 Tage dauerte. Zehn Jahre allein dauerte die Vorbereitung für die bisher größte Arktis-Expedition aller Zeiten. Das Ziel: Die gesamten Prozesse in der Arktis besser zu verstehen, um daraus detaillierte Erkenntnisse für den Klimawandel zu gewinnen. Die Kosten beliefen sich auf mehr als 140 Millionen Euro. Es wurden Proben von Eis, Wasser, Schnee und Luft gesammelt.
Es gab noch nie eine Expedition, die sich in dem Maße mit dem Meereis, dem Schnee, der Atmosphäre und dem Wasser beschäftigt hat. Der Forschung stehen jetzt riesige Datenberge zur Verfügung. Die Auswertung wird Jahrzehnte in Anspruch nehmen. Das Forschungscamp auf der Scholle soll dazu beitragen, das Klimasystem besser zu verstehen. „Die Arktis geht uns alle an. Kernaufgabe der MOSAiC – Expedition ist es weiter handlungsfähig zu bleiben und den Klimawandel zu vermindern“, sagt Dr. Katja Metfies.
Denn in der Arktis werde unser Wetter gemacht. Wenn der Jetstream ins Schlingern gerate, habe das lang anhaltende Hitzewellen und Trockenheit zur Folge.


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