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„Mama, ich hoffe, im März ist Corona endlich vorbei“

Catrin Brinkmann aus Glinstedt schreibt:

„Mama, ich hoffe, im März ist Corona endlich vorbei. Damit alles normal wird.“ Was soll man einem dreieinhalb Jahre alten Kind darauf antworten? Mit einer Träne im Auge sitze ich mit meinen beiden Kindern im Wohnzimmer. Dreieinhalb Jahr alt und fast ein Jahr alt sind die Jungs. Der Kleine kennt andere Menschen fast nur mit Maske, der Große war gerade glücklich im Kindergarten angekommen und muss nun seit Mitte Dezember zu Hause sein.
Na klar ist es total schön, wenn wir in Ruhe frühstücken, danach draußen butschern, wenn das Wetter gut ist, Mittag essen, drinnen spielen, danach wieder raus, und wenn Papa kommt, alle zusammen Abendessen. Was ist aber, wenn das Wetter, so wie heute, schlecht ist? Regensachen an und ab raus... der Kleine ist quengelig, weil er sein Regenverdeck vom Kinderwagen nicht mag, dem Großen werden die Finger kalt, aber Mama hat immerhin ihre 10.000 Schritte voll.
Ich bin ehrlich froh, dass ich in Elternzeit bin und nicht jeden Tag schauen muss, wie ich die Arbeit und die Kinder unter einen Hut bringe, weil ich keinen systemrelevanten Beruf habe. Ich bin gerade einfach Mutti... der mit unterbezahlteste Job der Welt, aber vor allem einer der wichtigsten Jobs der Welt, gerade in dieser Zeit. Ich bin wirklich auch froh, dass ich keine Schulkinder habe, da wir technisch einfach nicht gut ausgestattet sind und Homeschooling, von dem was man so hört, echt hart ist.
Trotzdem glaube ich auch, dass alle Muttis mit kleinen Kindergartenkindern auch das Recht haben, nicht auf dem Zahnfleisch zu laufen. Die Zwerge sind einfach noch nicht so weit, dass sie sich selber stundenlang beschäftigen können. Haushalt bleibt dann einfach mal liegen, damit die Kinder glücklich sind. Was soll man auch anderes machen? Wenn der Große vormittags im Kindergarten war, konnte man da den Haushalt schmeißen und sich nachmittags mit aller Liebe und Aufmerksamkeit den Kindern widmen. Dann hat das auch noch Spaß gebracht. Genauso wie am Wochenende oder wenn man Urlaub hat, aber wenn man erst mal an den Luxus des „freien“ Vormittags gewöhnt ist, dann ist es wirklich hart, dass man sieben Tage die Woche, rund um die Uhr immer immer und immer für zwei kleine Kinder parat sein muss.
Es ist keine körperliche anstrengende Arbeit, es ist geistig auch nichts Aufwändiges, aber man muss halt doch immer voll da sein. Keine Mittagsstunde, sondern eher Stunden voller Fragen. „Wie lange geht Corona noch?“ „Tut ein Piks weh gegen Corona?“ „Erst werden die alten im Krankenhaus gepikst, oder?“ „Darf ich morgen wieder in den Kindergarten?“ „Warum darf ich nicht mit einkaufen?“ „Kann ich nicht mit Maske auch mal mit?“ „Warum können wir nicht mehr mit MXXX und MXXX spielen?“ „Darf man nur mit einem Kind spielen?“ „Wann darf ich Oma Hamburg wieder besuchen?“ Und dann kommt so was, wie: „Ich hoffe, Corona ist im März vorbei. Damit alles normal wird.“ Einem selber fällt diese Situation ja schon schwer, aber ein Kind, was dreieinhalb Jahre alt ist, die Welt entdecken will, soziale Kontakte braucht, wissbegierig ist und einfach auch den Input braucht, um ausgepowert zu sein. Wie soll eine so kleine harmlose Kinderseele das alles so wegstecken und verkraften? Das tut mir als Mutter am meisten weh.
Wir haben hier auf dem Lande aber auch noch wirklich großes Glück. Man kann raus in die Natur und dort was „erleben“. Meine Freundinnen in Hamburg mit zwei kleinen Kindern - 3-Zimmer-Wohnung, 3. Stock - die haben es noch viel schwerer. Meine Mutter in Hamburg, 5. Stock, darf ihre Enkelkinder nicht sehen. Danke WhatsApp fürs Videotelefonieren.
Ich hoffe, dass Corona bald besiegt ist und alles wieder etwas normaler wird.


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