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Grabsteine beschmiert

Reihe von Angriffen auf Gedenkstätten

Acht Grabsteine wurden in Stade beschmiert, nachdem die Anlage gerade neu gestaltet worden war.

Acht Grabsteine wurden in Stade beschmiert, nachdem die Anlage gerade neu gestaltet worden war.

Stade (eb). Auf dem Garnisonsfriedhof in Stade sind die Gräber von acht polnischen Kriegsgefangenen und eines französischen KZ-Häftlings aus dem Stalag X B Sandbostel beschmiert worden.

Erst in diesem Jahr waren die Grabsteine teilweise ergänzt, Namen und Lebensdaten korrigiert und die Grabanlage neu gestaltet worden, berichtet Andreas Ehresmann, Leiter der Gedenkstätte Sandbostel.

Der Vorfall in Stade sei die Fortsetzung einer langen Reihe von Angriffen auf Gedenkstätten und Aktive der Erinnerungskultur sowie rechtsextremen Provokationen in den vergangenen Monaten: Berlin, Hamburg, Weimar und Celle sind nur einige der Orte.

„Wir sind wütend über die Taten und die gesellschaftlichen Zustände, von denen sich die Täter:innen bestärkt fühlen“, sagt Ehresmann. Sein Dank gelte Bürgermeister Sönke Hartlef und den Mitarbeitenden der Hansestadt Stade für die zeitnahe Beseitigung der Schäden. „Wir hoffen, dass die gestellte Strafanzeige zu einer schnellen und vollständigen Aufklärung der Tat führt“, so Ehresmann.

 

Die Geschichten hinter den Gräbern

 

Jerzy Kobylinski kämpfte 1944 im Warschauer Aufstand gegen die deutsche Besatzung. Nach der Niederschlagung des Aufstands wurde er von der Wehrmacht in Kriegsgefangenschaft genommen. Im April 1945 wurde Kobylinski während der Verlegung polnischer Offiziere aus dem Stalag X B Sandbostel in das Oflag X C Lübeck von Wachsoldaten erschossen.

Fernand Deffaux aus Paris überlebte das Konzentrationslager Neuengamme, und das Außenlager Meppen-Versen sowie einen Todesmarsch in das Stalag X B Sandbostel, wo er am 29. April 1945 befreit wurde. Im Juni 1945 sollte Deffaux von Stade in seine Heimat ausgeflogen werden. Er starb jedoch vorher an den Folgen seiner KZ-Haft.

Kazimierz Klimko, Franciszek Kubaszewski, Jan Rydlewski, Jan Wojewoda, Czeslaw Szabat, Josef Przytula und Alexander Jisgielick (oder Giergulek) waren nach dem deutschen Überfall auf Polen 1939 von der Wehrmacht in Kriegsgefangenschaft genommen worden. Sie starben als sogenannte Displaced Persons zwischen Kriegsende und April 1946 in Stade.


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