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Lena Stehr

Erste Hilfe für den Wald

Elbe-Weser-Region. Dürre, Stürme, Schädlinge - der Wald hat mit einigen Problemen zu kämpfen und in den letzten Jahren stark gelitten. Doch zumindest in unserer Region geht es dem Wald verhältnismäßig gut.

Bild: Shutterstock

Die Bundesregierung hat ihre Klimaziele für 2021 verfehlt. Und der Krieg in der Ukraine sowie die daraus resultierende Verschlechterung der Beziehungen zwischen West und Ost lassen zusätzlich in eine eher düstere Zukunft in Sachen internationalem Klimaschutz blicken. Umso wichtiger sind natürliche Ressourcen für ein gutes Klima - allen voran der Wald. In Niedersachsen gibt es 1.204.591 Hektar Wald, das entspricht einem Anteil von 25 Prozent an der Fläche Niedersachsens. Mit einem Flächenanteil von 59 Prozent dominiert der Privatwald (706.823 ha), der Rest ist im Besitz der Niedersächsischen Landesforsten (NLF).
 
Neue Waldkampagne
 
Anlässlich des Internationalen Tages des Waldes am 21. März stellte Forstministerin Barbara Otte-Kinast jetzt die neue Waldkampagne „Forst Aid – Erste Hilfe für den Wald“ vor, die bis Ende 2022 läuft. Denn seit 2018 haben Stürme, Dürren und die Massenvermehrung von Borkenkäfern gravierende Spuren hinterlassen. In Niedersachsen seien rund 60.000 Hektar Wald geschädigt - das entspricht etwa 85.000 Fußballfeldern. Um die klimaangepasste Wiederbewaldung nach dem Programm LÖWE+ (Langfristige ökologische Waldentwicklung) voranzutreiben, erhalten die Landesforsten deshalb bis 2025 75 Millionen Euro. Am Ende der Pflanzsaison sollen mehr als 6 Millionen Bäume neu gepflanzt werden - in den Jahren zuvor waren es meist 4 bis 5 Millionen.
 
Für eine Waldwende
 
Für die hohen Schäden macht NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger auch eine zu einseitige Ausrichtung der Forstwirtschaft auf Holzernte und ein nicht nachhaltiges Waldmanagement verantwortlich. Es brauche eine Waldwende mit dem Ziel, die natürliche Widerstandskraft der Wälder langfristig wiederherzustellen.
Dafür müssten sich nun vor allem die großen Wirtschaftswaldflächen in Richtung naturnaher Mischwälder mit heimischen Baumarten entwickeln können. Und für die dabei erbrachten Ökosystemleistungen müssten Waldbesitzer:innen angemessen honoriert werden, so Krüger.
Von großen Sturmschäden in den Privatwäldern spricht Nils Ermisch von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Ermisch ist Leiter des Forstamtes Nordheide-Heidmark in Bremervörde und berät mit seinem Team Privatwaldbesitzer:innen von Cuxhaven bis Hannover. Die großen Sturmschäden seien unter anderem darauf zurückzuführen, dass der Boden aufgrund der hohen Regenfälle vielfach so aufgeweicht war, dass insbesondere flach wurzelnde Fichten umstürzten. Je nachdem, wie heftig die Böen gewesen seien, gebe es große lokale Unterschiede. Ermisch weist darauf hin, dass ein Schwerpunkt der Beratung der Umbau hin zu widerstandsfähigem Mischwald sei und es dafür auch entsprechende Förderprogramme des Landes gebe.
 
Keine Probleme, nur Herausforderungen
 
Keine Probleme, nur Herausforderungen, die in den Griff zu bekommen seien, sieht Arne Riedel, Leiter des Forstamtes Harsefeld für den Wald in der Region. Er ist für rund 11.500 Hektar Landeswald im Elbe-Weser-Dreieck verantwortlich. Im Gegensatz zu weiter südlich gelegenen Waldflächen - insbesondere denen im Harz und im Solling - sei der Wald im Elbe-Weser-Raum nicht so stark von Wetterextremen und Schädlingen betroffen. Das bestätigt auch Revierförster Heiko Ehing, Leiter der Revierförsterei Heidhof im Landkreis Osterholz. Allerdings würden die sturmbedingten Aufräumarbeiten noch andauern und Waldbesucher:innen sollten noch immer achtsam sein. Wichtig sei jetzt insbesondere, die vielen umgestürzten Fichten aus dem Wald zu bringen, da diese eine ideale Brutstätte für die Borkenkäfer seien.
 
Der Wald wird diverser
 
Deutlich spürbar seien die positiven Auswirkungen des LÖWE-Programms, das bereits seit 1991 läuft, betont Ehing und widerspricht damit auch der Kritik des NABU-Präsidenten, es müsse mehr für Mischwälder getan werden. Durch die gute Arbeit in den vergangenen Jahrzehnten finde inzwischen eine natürliche Verjüngung mit allen möglichen Baumarten statt, Lücken würden ganz automatisch aufgefüllt, der Wald werde diverser.
Mehr Diversität soll auch mit einem Projekt des Lions Club Osterholz in Zusammenarbeit mit den Niedersächsischen Landesforsten geschaffen werden. Am vergangenen Freitag wurden dabei verschiedene Waldinnenränder im Waldgebiet Langes Holz/Elm zwischen Heilshorn, Garlstedt und Hülseberg mit unterschiedlichen Kräutern und Sträuchern bepflanzt. Mehr dazu lesen Sie in der kommenden Ausgabe.


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