Seitenlogo
Lena Stehr

"Dreisprung" in die Freiheit

Niedersachsen. Bund und Länder haben sich darauf geeinigt, dass ab dem 20. März alle tiefgreifenden Schutzmaßnahmen entfallen sollen. Ausschlaggebend bleibt aber die Situation in den Krankenhäusern. Und auch die Maske bleibt vorerst.

Bild: Shad0wfall auf Pixabay

Von einem „großen Sprung“ spricht Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil angesichts des bei der Ministerpräsidentenkonferenz am vergangenen Mittwoch beschlossenen „Dreisprungs“ - also des in drei Schritte aufgeteilten Lockerungsplans. Dieser beinhaltet unter anderem den Wegfall einer Obergrenze von Personen bei privaten Treffen (sofern diese geimpft oder genesen sind), den Wegfall von Zugangsbeschränkungen im Einzelhandel (FFP2-Maskenpflicht bleibt), die Öffnung von Clubs und Diskotheken (2G+ und Maskenpflicht) sowie den Wegfall der 500er Grenze bei Sport- und Kulturveranstaltungen. In den Schulen und Kitas soll zudem schrittweise die Masken- und Testpflicht gelockert werden.
Doch obwohl man sich nun nicht mehr streng an Infektionszahlen und Hospitalisierungswerten orientiere und viele Sicherungsmaßnahmen bald abgebaut sein würden, betont Weil ausdrücklich, dass am 20. März kein „Freedom-Day“ ausgerufen werde. „Die Pandemie ist nicht vorbei“, sagt er. Spätestens im Herbst werde man es voraussichtlich mit einem neuen Gegner zu tun haben, entweder mit einer zurückgekehrten Corona-Variante oder mit einer neuen. Um dann gut gerüstet zu sein, sei vor allem eine hohe Impfquote nötig. Er befürworte deshalb auch eine allgemeine Impfpflicht, so Weil.
 
Perspektiven bieten und nicht im Krisenmodus verharren
 
Der Osterholzer Landrat Bernd Lütjen begrüßt die Absichten von Bund und Ländern, in „vernünftigen Schritten wieder zur Normalität zurückzukommen“. Es sei wichtig, dass jetzt Perspektiven geboten würden. „Ich bin zuversichtlich, dass den Menschen ein guter Frühling bevorsteht – auch wenn uns die Pandemie natürlich weiter begleiten wird.“
Ähnlich sieht das auch Lütjens Amtskollege aus dem Landkreis Rotenburg, Marco Prietz. Die beschlossenen Lockerungen seien vertretbar. Der vergleichsweise milde Verlauf bei der Omikron-Variante in Kombination mit der in der Region erfreulicherweise ganz guten Impfquote hätten dafür gesorgt, dass man bis jetzt gut durch den Winter gekommen sei. Man könne nicht ewig im Krisenmodus verharren, weil auf Dauer sonst die gesellschaftlichen Schäden das medizinische Risiko übersteigen würden. Man dürfe aber auch nicht vergessen, dass jeder positiv getestete Fall in den Krankenhäusern einen höheren Personalaufwand bedeute. „Wir sollten es deshalb behutsam angehen“, so Prietz. Nicht alles, was ab einem gewissen Stichtag rechtlich wieder zulässig werde, sei auch sofort wieder sinnvoll.
 
Situation in den Krankenhäusern
 
Die Situation in den Krankenhäusern sei mit Blick auf das hohe Niveau der Hospitalisierungen sowie krankheits- und pandemiebedingte Personalausfälle grundsätzlich angespannt, betont Piet Schucht von der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft (NKG). Aktuell lägen aber keine Überlastungsanzeigen aus den Kliniken vor. Schucht gibt aber zu Bedenken, dass sich die hohen Infektionszahlen der vergangenen Wochen erst mit zeitlicher Verzögerung in der Krankenhausbelegung niederschlagen würden. Besonders wichtig sei es, bereits jetzt die Weichen für den kommenden Herbst und Winter zu stellen. An den Plänen für eine allgemeine Impfpflicht sollte unbedingt festgehalten werden.
 
„Die Maskenpflicht ist für uns eine Katastrophe“
 
Über die geplanten Lockerungen kann sich Stefan Plambeck, Inhaber der Diskothek Haase in Bremervörde, derweil nicht so wirklich freuen, obwohl er am 4. März nach gut drei Monaten Lockdown endlich wieder öffnen darf. „Dass die Maskenpflicht bestehen bleibt, ist für uns eine Katastrophe“, sagt er. Eine Umfrage unter seinen rund 12.000 Followern bei Instagram habe ergeben, dass 91 Prozent der potenziellen Gäste auf einen Diskobesuch mit Maske keine Lust haben. Zudem sei die Kontrolle nahezu unmöglich, so Plambeck.
Den Kopf in den Sand stecken will er aber trotzdem nicht und freut sich schon auf die für den 13. und 14. Mai geplanten Mallorcapartys mit vielen Live-Acts. Die Nachfrage sei riesig. „Die Leute wollen feiern“, sagt Plambeck. Seine Hoffnung, dass das dann ohne Maske möglich sein wird, stirbt zuletzt.
Die Öffnungsschritte im Überblick finden Sie hier


UNTERNEHMEN DER REGION