

Bremervörde. Der TANDEM - soziale Teilhabe gestalten e. V. und die Bremervörder Beschäftigungsgesellschaft gGmbH (BBG) laden am Freitag, 6. Juni, zu einem ganz besonderen, innovativen und mit Sicherheit sehr kurzweiligen „Erlebnisabend“ ein. Die Veranstalter freuen sich auf das spannende Zusammenspiel von Martin Puttke und Peter Bergholz sowie auf ihre Erfahrungen. Laut dem Duo werden wir alle besser in unserem Handeln, wenn wir lockerer werden.
Gelassenheit beeindruckt
Martin Puttke lebt in Berlin. Er ist Professor für Ballettpädagogik und war Direktor verschiedener renommierter Tanztheater-Schulen und Ballett-Ensembles. Peter Bergholz wohnt in Bremervörde. Er arbeitet seit 40 Jahren als Psychotherapeut und Coach. Gemeinsam bringt das Duo 100 Jahre Praxiserfahrung mit, wenn es Ende Juni das Konzept einer „Positiven Psychomotorik“ auf dem internationalen Kongress „Movement Academy“ in Bensheim vorstellen wird.
Doch zuvor gibt es die Uraufführung ihres Konzepts in Bremervörde. „In der professionellen Ballett-Ausbildung dominiert Druck und Drill. Und in der Psychotherapie geht es häufig darum, anders, positiv denken zu können. Auch das ist Druck“, sagt Bergholz. Druck mache unsicher und blockiere nach Auffassung der beiden Männer jedes Weiterkommen in allen Lebensbereichen. Der Gegenspieler von Druck sei die Gelassenheit. „Gelassenheit entsteht durch ein stimmiges Zusammenspiel von Nervensystem und Psyche und macht dann alles leichter - Lernen, Runterkommen, Ballett-Tanzen, Singen, positives Denken, Schlafen“, führt Bergholz weiter aus. Auf Gelassenheit müssten wir jedoch nicht warten. „Wir können jetzt sehr einfache, angenehme Bewegungen vorstellen, die in jeder Situation Druck lösen und Gelassenheit aktivieren können. Martin Puttkes sieben Morpheme und meine Umschalt-Bewegungen. Sie sind der Kern der Positiven Psychomotorik.“
Flow-Stimmung ohne Drill
Puttke und Bergholz kommen aus unterschiedlichen Bereichen. Sie hatten keine Berührungspunkte, bis man vor rund zwei Jahren im Sportinstitut der Universität Darmstadt auf die Idee kam, beide zu einem gemeinsamen Projekt einzuladen. „Die Ballett-Dozentin der Universität hat den Kontakt hergestellt. Martins revolutionären Ansatz kannte sie. Bei mir entdeckte sie in einem Seminar sehr ähnliche Prinzipien, wollte diese dann ihren Studenten nahebringen. Wir haben uns dann immer wieder in Berlin getroffen und unser Konzept der Positiven Psychomotorik beschrieben. Und damit bisher vier Lehrveranstaltungen durchgeführt“, erinnert sich Bergholz an das Kennenlernen zurück. Seither arbeiteten beide intensiv an einem Konzept, mit Hilfe einfacher Bewegungen selbst schwierige Situationen gut bewältigen zu können.
Puttke erregte bereits Aufmerksamkeit inklusive eines heftigen Widerspruchs in der Ballettwelt, als er anfing, in seinem Verantwortungsbereich den üblichen Druck „Trainieren! Trainieren! Trainieren!“ abzuschaffen und durch ein eher lockeres, spielerisches Miteinander zu ersetzen. Er vermittelte den Tänzern sieben einfache Bewegungen, die er Morpheme nennt. Wenn diese erlernt würden, könnten Tänzer ohne Trainer-Drill aus einer Flow-Stimmung heraus anspruchsvollste Figuren tanzen. Würden sie diese Bewegungen nicht kennen, dann nütze ihnen auch das härteste Training nichts. „Sie werden ihr tänzerisches Potenzial nie ausschöpfen können.“ Was fürs Tanzen gelte, ließe sich auf alle Lebensbereiche übertragen. Bewegungen, die Sicherheit verschafften, bildeten die Basis der Selbst-Entwicklung. Die Morpheme wirkten so stark, weil sie die Erfahrung ermöglichten, dass sich die Tänzer sicher in sich selbst fühlten.
Motivation und Freude
Darauf zielen auch die von Peter Bergholz entwickelten fünf Umschaltbewegungen ab, die als „Gelassenheits-Schalter“ ebenfalls neue Wege eröffneten. Die Hirnforschung sei sich heute einig: „Erst wenn wir uns wirklich sicher fühlen, können wir zeigen und nutzen, was an Möglichkeiten in uns steckt. Weil nur dann ein Nerv aktiv wird, dessen Bedeutung erst vor wenigen Jahren erkannt wurde, und der als Ventraler Vagus, Glücksnerv oder Selbstheilungs-Vagus bezeichnet wird“, so Bergholz in seinem Info-Text.
Allerdings sei es hirntechnisch nicht möglich, den Ventralen Vagus herbeizudenken. Er reagiere nur auf positive Körpergefühle. Also vor allem auf angenehme Bewegungen. Einige dieser Bewegungen wird Bergholz auf der Kulturbühne vorstellen: „Sie sind der Kern der Positiven Psychomotorik. Und sie erfordern keine Tanzausbildung, sondern können Teil unserer Alltagsbewegungen werden. Wohlbefinden, Motivation, Freude und positives Denken kommen immer aus lockeren Gelenken.“
Der „Erlebnisabend“ am Freitag, 6. Juni, auf der Kulturbühne in der Bremer Straße 11 beginnt um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei, Spenden sind erwünscht. Um besser planen zu dürfen, bitten die Veranstalter um Anmeldungen unter: anmeldung@tandem-brv.de.