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Die Freifunker von Minstedt

Bremervörde-Minstedt (eb). Viele Einwohner:innen haben bereits Freifunkrouter aufgestellt, sodass der ganze Ort mobil sein kann.
Marc Breitenfeld (v. li.), Minstedts Ortsvorsteher Fritjof Schröter, Informatiker Jan Karow und Stefan Imbusch sprachen über die Digitaliserung in kleinen Ortschaften.

Marc Breitenfeld (v. li.), Minstedts Ortsvorsteher Fritjof Schröter, Informatiker Jan Karow und Stefan Imbusch sprachen über die Digitaliserung in kleinen Ortschaften.

Stefan Imbusch und Marc Breitenfeld, die beiden CDU-Bürgermeisterkandidaten aus Bremervörde und Gnarrenburg, trafen sich kürzlich mit der Freifunker-Initiative und Minstedts Ortsvorsteher Fridtjof Schröter, um sich über das spannende Projekt zu informieren.
 
Funkloch Minstedt
 
In dem kleinen Ort mit sieben Straßen und einer Kreuzung ist ein Großteil der Ortsdurchfahrt ein sogenannter „weißer Fleck“, weil er in einer Senke liegt. Funktürme aus Bevern oder Bremervörde können hier nicht richtig genutzt werden. Gerade in Zeiten von COVID-19 findet aber mehr denn je das Dorfleben wieder im Dorf statt und viele arbeiten im Homeoffice.
Dank des Freifunk-Teams Sönke Holsten, Hendrik Schnakenberg und Jan Karow wird inzwischen der Ortskern nahezu flächendeckend mit freiem WLAN versorgt. Gerät und Anbieter müssen dazu nur Wifi-Calling (auch bekannt als „WLAN-Call“) unterstützen. So kann man auch spontan das Home-Office verlassen und bleibt erreichbar.
 
Freifunkrouter im Ort
 
Bereits zwölf Freifunkrouter wurden aufgestellt, die im besten Fall zusätzlich mit dem eigenen Internet-Anschluss verbunden sind. Zwölf weitere sollen folgen. Kosten und Risiko für die Teilnehmenden sind gering, denn es fallen nur Stromkosten von geschätzten zehn bis 15 Euro im Jahr an. Das, was über die Leitung geht, geht per VPN (Virtual Private Network) nach Hannover und dann erst ins freie Internet. Auch ist eine Grenze definiert, wie viel Leistung vom eigenen Router maximal dem Freifunk zur Verfügung gestellt wird.
Wer also einen Funkrouter aufstellt, unterstützt die Sache und kann für etwaige Aktionen im Netz nicht haftbar gemacht werden (Stichwort: Störerhaftung). Ein Vorteil dieser Lösung: Einmal angemeldet – immer angemeldet. Selbst wenn man sich im Dorf bewegt, meldet sich ein Gerät immer an dem am besten erreichbaren Freifunkrouter an und wechselt selbstständig die Verbindung (Roaming3). Dafür ist keine besondere Vorrichtung oder Software auf dem Smartphone nötig.
 
Unverschlüsseltes Netzwerk
 
Für das Anmelden an diesem frei verfügbaren Netz ist nur die Verbindung herzustellen und schon kann losgesurft werden. Keine vorgeschalteten Ansichten mit Werbung, keine AGBs, denen man zustimmen müsste. Ferner ist auch keine Eingabe eines Schlüssels nötig. Das heißt aber gleichzeitig: Achtung, Freifunk ist ein unverschlüsseltes Netzwerk, Bankgeschäfte oder andere wichtige Dinge sollten nicht ohne Weiteres im Freifunk-Netz getätigt werden.
 
Vorbild für andere Kommunen?
 
Die Idee des Freifunks fasziniert auch die beiden Bürgermeisterkandidaten Stefan Imbusch und Marc Breitenfeld. Beide sehen hier eine Möglichkeit, dies auch in anderen Kommunen einzusetzen, die infrastrukturell schlechter angebunden sind.
Fridtjof Schröter, Ortsvorsteher in Minstedt, begrüßt das Freifunk-Projekt ebenfalls und stellt Ortsmittel bereit, um das Projekt in Zukunft weiter finanziell zu unterstützen. Einige Router wurden auch über das Förderprogramm/Digitalpakt des Landes Niedersachsen gefördert. Die beiden leistungsstärksten Router sind direkt in der Ortsmitte verankert.
Ein paar kleine Lücken gebe es im Ort noch zu stopfen, sagt der Informatiker Jan Karow. Er sei aber zuversichtlich, dass dies mit den verbleibenden Routern gemanagt werden könne, wenn das „Meshing“, das Vernetzen der Router, dann flächendeckend sei.
 
Schnelles Internet für alle
 
Man könne so auch Haushalte die keine Möglichkeit haben, sich an das Glasfasernetz anschließen zu lassen, mit schnellem Internet versorgen. Das obere Dorfende Minstedts ist mit Glasfaser versorgt, aber nach den ersten zehn Häusern endet die Glasfaseroption. Mit Freifunk und dem bereits angesprochenen Meshing wäre es möglich, die am Dorfende durch Glasfaser erreichten Download-Geschwindigkeiten im Gbit/s-Bereich weiter in den Ort zu tragen, auch wenn das natürlich aufgrund technischer Limitierungen nur mit Abstrichen möglich sei.
Mit zwei Dutzend Routern wäre aber so ein flächendeckendes Netz möglich und so manch einer könnte auf die ungewöhnliche Idee kommen, seinen eigenen Internet-Anschluss zu kündigen und seine Festnetznummer, die in der Regel bereits eine VoIP-Nummer ist, einfach zu portieren.
 
Info und Kontakt
 
Wer sich über Freifunk in Minstedt informieren möchte oder sehen will, wo genau die Router stehen, besucht www.freifunk.minstedt.de oder informiert sich allgemein über die nicht-kommerzielle Freifunk-Initiative unter www.freifunk.net.


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