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Lena Stehr

Der Mensch ist, was er isst

Landkreis. Die Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sollen künftig in allen deutschen Mensen und Kantinen angewendet werden. In vielen Gemeinschaftseinrichtungen in der Region kommt längst gesundes Essen auf den Tisch.

Täglich essen rund 16 Millionen Menschen bundesweit in sogenannten Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung und haben somit selbst keinen Einfluss darauf, was auf ihren Teller kommt. Damit aber Kita- und Schulkinder, Berufstätige und Heimbewohner:innen sowie Menschen mit Behinderung in Mensen und Kantinen gesund und nachhaltig ernährt werden, fördert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft Projekte der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) mit knapp 3,8 Millionen Euro.
Die DGE stellt Fachthemen und Praxisbeispiele, nährstoffoptimierte Wochenspeisepläne, eine umfangreiche Rezeptdatenbank sowie Informationen, Handlungsempfehlungen und Hilfen zur Umsetzung der DGE-Qualitätsstandards online zur Verfügung. Zudem gibt es kostenpflichtige Seminare für Fachkräfte zur Umsetzung der DGE-Qualitätsstandards und digitale Workshops (teilweise kostenlos) zu unterschiedlichen Themen.
 
Was ist gesunde Ernährung?
 
Laut DGE-Ernährungskreis sind pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse, Salat, Obst sowie Getreide, Getreideprodukte und Kartoffeln die Basis einer vollwertigen Ernährung. Tierische Lebensmittel wie Milch und Milchprodukte sowie Fleisch, Wurst, Fisch, und Eier ergänzen in kleineren Portionen den täglichen Speiseplan. Wer sich ausgewogen und zuckerarm ernährt, beugt Übergewicht und daraus resultierenden Krankheiten vor.
 
Kein Schweinefleisch in Kitas
 
An den DGE-Standards orientiert sich auch die Stadt Bremervörde bei der Auswahl von Essensanbietern für die fünf städtischen Kindergärten und achtet zusätzlich darauf, dass aus Rücksicht auf muslimische Kinder kein Schweinefleisch verwendet wird. Gerade wurde ein neuer Anbieter für die Kitas Kunterbunt und Schatzkiste gefunden, sagt Erste Stadträtin Dr. Silke Fricke. Der frühere Anbieter sei zu teuer geworden und man achte darauf, dass der Preis pro Essen und Kind vier Euro nicht übersteige.
Die Kita Abenteuerland in Bremervörde wird derzeit von der DGE-zertifizierten apetito AG beliefert. Kita-Leiterin Änne Holst ist sehr zufrieden mit dem Essen, dass wöchentlich in tiefgefrorenen, gut portionierbaren Blöcken geliefert und in Kombidämpfern je nach Bedarf aufgewärmt wird. Mindestens einmal, aber meistens öfter in der Woche gibt es ein vegetarisches Menü, einmal die Woche Fisch und zusätzlich viel Obst und Rohkost.
 
Mittwochs immer Eintopf
 
Im Charleston Seniorendomizil Haus am Park in Bremervörde wird vor Ort gekocht, allerdings nicht nach den DGE-Richtlinien. Es gibt immer zwei Essen zur Auswahl und die Bewohner:innen können auch Wünsche äußern, sagt Einrichtungsleiterin Angelique Kück. Mittwochs gibt es Eintopf, freitags immer Fisch, ansonsten wechselnde Gerichte mit Gemüse, Salat und auch regelmäßig Obst.
 
Essen bei der Lebenshilfe
 
Die Lebenshilfe Bremervörde/Zeven hat zwei Kantinen in Bremervörde und Selsingen, in denen das Essen ebenfalls selbst zubereitet wird. Die DEG-Qualitätsstandards würden „im Rahmen der Möglichkeiten beachtet“, indem zum Beispiel zuckerarme, fettarme, frische und regionale Lebensmittel verwendet und die Speisen schonend gegart würden, so Annika Rossow von der Lebenshilfe. Zur Auswahl steht zusätzlich zum Standardgericht (hier gibt zum Beispiel in der kommenden Woche einmal vegetarisch und einmal Fisch) auch immer Schonkost und ein vegetarisches Gericht. Das Essen kostet 3,57 Euro pro Tag und wird über einen Zuschlag an der Teilnahme der Gemeinschaftsverpflegung finanziert.
Im Landkreis Osterholz gibt es keine Lebenshilfe-Kantinen, dafür aber zehn Lebenshilfe-Kindergärten, die sich alle an den DGE-Ernährungsrichtlinien orientieren, sagt Anne Hafner, Leiterin der Kita Moorblick in Osterholz-Scharmbeck. Während die anderen Kitas von unterschiedlichen Anbietern beliefert werden (die Kita Tinzenberg zum Beispiel von der Stiftung Maribondo da Floresta), hat Anne Hafner seit 26 Jahren eine „Küchenperle“, die das Essen für 81 Kinder vor Ort zubereitet und ausschließlich Fleisch in Bio-Qualität und wenn möglich auch Bio-Obst und Gemüse verwendet. Pro Monat beträgt die Pauschale für Krippenkinder 49 Euro und für die älteren Kinder 65 Euro und liegt damit nicht höher als die der Kita Tinzenberg.
Die Leiterinnen beider Kitas bestätigen, dass es den Kindern (meistens) sehr gut schmecke. Wichtig sei, die Kleinen ohne Zwang an eine Speisenvielfalt heranzuführen und Speisen gegebenenfalls auch immer mal wieder anders zuzubereiten.
 
1.300 Essen täglich für die Oberschüler:innen
 
Die Oberschule Lernhaus im Campus in Osterholz-Scharmbeck bekommt das Essen vom Geschmackslabor Bremen, das eine seiner Küchen direkt auf dem Campus betreibt. Küchenchef Mike Kühnl ist für drei Produktionsstandorte und 3.000 Essen täglich verantwortlich. In Osterholz-Scharmbeck werden täglich 1.300 Essen zubereitet. „Auch wir richten uns nach den DGE-Richtlinien, sind aber nicht zertifiziert. So ein Zertifikat kostet eben auch Geld“, sagt Kühnl. Er achte darauf, den Kindern statt Rosenkohl („eher unbeliebt“) mehr Karotten oder Blumenkohl anzubieten, täglich gibt es auch immer ein komplett vegetarisches Essen und regelmäßig frisches Obst und möglichst ungesüßte Milchprodukte zum Nachtisch.
Die Produkte kommen hauptsächlich aus dem Großhandel, das Gemüse aus der Region, zum Teil kämen auch Bio-Produkte zum Einsatz, die aber nicht als solche deklariert werden dürfen - auch dafür bräuchte das Geschmackslabor ein extra Zertifikat, sagt Kühnl.
Grundsätzlich würde er gern noch mehr Bio-Produkte verwenden, doch das sei eben auch eine Preisfrage. Ein Mensa-Essen kostet derzeit 3,49 Euro.


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