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„Der kalte Blick“

Sandbostel (eb). Sonderausstellung im Lager Sandbostel bis zum 10. Mai.

Letzte Bilder jüdischer Familien aus dem Ghetto von Tarnów sind noch bis zum 10. Mai in Sandbostel zu sehen.

Letzte Bilder jüdischer Familien aus dem Ghetto von Tarnów sind noch bis zum 10. Mai in Sandbostel zu sehen.

„Der kalte Blick. Letzte Bilder jüdischer Familien aus dem Ghetto von Tarnów“ wird am 1. März um 18 Uhr in der ehem. Lagerküche in der Gedenkstätte Lager Sandbostel eröffnet und kann bis zum 10. Mai besichtigt werden.

Ende 1941 entwickelten die beiden Wiener Anthropologinnen Dr. Dora Maria Kahlich und Dr. Elisabeth Fliethmann ein „rassenkundliches“ Projekt zur „Erforschung typischer Ostjuden“. Dafür wurden 1942 in der deutsch besetzten polnischen Stadt Tarnów mehr als hundert jüdische Familien, insgesamt 565 Männer, Frauen und Kinder fotografiert. Von diesen überlebten nur 26 den Holocaust und konnten später davon berichten. Erhalten geblieben sind rund 2.000 Fotos und Kurzbiografien der Ermordeten.

 

Fotograf aus Worpswede

 

Die anthropometrischen Zwangsporträts fertigte mit „kaltem Blick“ ein ambitionierter junger Fotograf an: Rudolf Dodenhoff aus Worpswede. In den meisten Fällen sind es die einzigen Bilder der Menschen, die sich erhalten haben. Nach 1945 kehrte Rudolf Dodenhoff (1917-1992) nach Worpswede zurück und wurde ein einfühlsamer Porträtist und geschätzter Fotograf norddeutscher Moorlandschaften. Seinen Nachlass hat Dodenhoff von sämtlichen fotografischen Aktivitäten im Nationalsozialismus gereinigt.

Ausgehend von dem unschätzbaren Fotobestand erarbeiteten Dr. Götz Aly, Dr. Ulrich Baumann, Dr. Margit Berner und Dr. Stephanie Bohra die Wanderausstellung „Der kalte Blick. Letzte Bilder jüdischer Familien aus dem Ghetto von Tarnów“. Die Ausstellung dokumentiert zum einen das ehrgeizige Vorgehen der beiden Wissenschaftlerinnen. Zum anderen erzählt sie vom Leben der Juden in Tarnów vor 1939 und von deren Ermordung unter deutscher Herrschaft – exemplarisch für die Verfolgung und Vernichtung hunderter jüdischer Gemeinden in dem von Deutschen beherrschten und terrorisierten Polen. Ein zentrales Element ist das „Archiv der Bilder“ in dem die Fotos in Originalgröße gezeigt werden – zwar sichtbar, aber doch verdeckt in einem Kubus.

Die Ausstellung wurde erarbeitet von der Stiftung Topographie des Terrors, der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und des Naturhistorischen Museums Wien und wird in Sandbostel von der Gedenkstätte Lager Sandbostel in Kooperation mit der Arbeitsgruppe Aufarbeitung NS-Zeit in Worpswede im Heimatverein Worpswede e.V. präsentiert.

 

Eröffnung und weitere Termine in Sandbostel und Worpswede

 

Am Tag der Ausstellungseröffnung am 1. März um 18 Uhr erwartet die Gäste nach der Begrüßung durch den Gedenkstättenleiter Andreas Ehresmann ein Grußwort von Burckhard Rehage, Arbeitsgruppe Aufarbeitung NS-Zeit in Worpswede im Heimatver-ein Worpswede e.V. sowie ein Abendvortrag von Dr. Margit Berner, Kuratorin und Mitarbeiterin des Naturhistorischen Museums Wien. Anschließend erfolgt ein Rundgang durch die Ausstellung.

Am Donnerstag, 2. März, um 17 Uhr, findet eine Kuratorinnenführung mit Dr. Margit Berner statt.

Am Mittwoch, 15. März, hält um 19 Uhr, Gabriele Jannowitz-Heumann aus Bremen einen Vortrag über Rudolf Dodenhoff in der Ratsdiele im Rathaus Worpswede, Eintritt frei.

Am Dienstag, 18. April, folgt um 19 Uhr ein Vortrag von Dr. Karin Walter, Fotohistorikerin, Kuratorin am Focke-Museum zum Thema „Land und Leute im Teufelsmoor - Die Fotografen Julius Frank und Hans Saebens“ in der Ratsdiele Worpswede, Eintritt frei.

Am Samstag, 22. April, findet um 17 Uhr ein Rundgang mit Textlesung mit Barbara Millies, Fotografin und Buchautorin aus Worpswede in Worpswede statt. Thema: „Inmitten. Spuren des Nationalsozialismus in Worpswede – heute“. Treffpunkt: Tourist-Information Worpswede, Bergstr. 13.


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