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Ralf G. Poppe

„Der Domina-Effekt“

Deinstedt. Autorin aus der Region ist fasziniert von menschlichen Abgründen

Christine Glenewinkel alias C.G. Redgrave hat ihren ersten Thriller veröffentlicht.

Christine Glenewinkel alias C.G. Redgrave hat ihren ersten Thriller veröffentlicht.

 Im neuen Buch der ehemaligen Deinstedterin Christine Glenewinkel versucht ein Kriminalkommissar gemeinsam mit einer Domina eine brisante Mordserie aufzuklären.

Unter dem Künstlernamen C.G. Redgrave hat Christine Glenewinkel kürzlich im Berliner Verlag Redrum Books mit „Deep Cuts (Der Domina-Effekt)“ ihren ersten Thriller-Roman veröffentlicht. Die Autorin ist in Deinstedt in der Samtgemeinde Selsingen aufgewachsen. Nach dem Abitur in Bremervörde folgte ihr Studium der Kulturwissenschaften im Bereich der bildenden Künste in Bremen. Von dort aus verfolgte sie fortan die verschiedensten kulturellen Stilarten, wurde sesshaft, heiratete, und beschäftigte sich mit dem Schreiben von Drehbüchern.

 

Die Logik des Bösen begreifen

 

Normalerweise kümmert Glenewinkel sich um schöne Dinge, die das menschliche Miteinander erfreulich machen. Da in der Dualität des Lebens das Gute ohne das Böse jedoch nicht möglich ist, befasst sie sich gern mit der menschlichen Psyche, um auch die Logik des Bösen zu begreifen. Denn wie oft brodeln hinter scheinbar unauffälligen Charakteren wahre Vulkane, die kurz vor dem Ausbruch stehen. All das führte dazu, dass die Autorin die ursprüngliche Fassung ihres nun veröffentlichten Romans 2017 im Eigenverlag veröffentlichte. Da die Geschichte um den Kriminalkommissar Piet Szukay, der in Kooperation mit der Domina Katharina Jakob versucht, eine brisante Mordserie aufzuklären, sehr außergewöhnlich und dennoch grausam realistisch ist, ergab sich 2018 eine Option mit einer deutschen Filmproduktionsgesellschaft, die den Stoff für das TV verfilmen wollte.

„Mit der Domina war es tatsächlich so, dass ich fürs Fernsehen gedacht habe, und mich fragte, was es noch nicht gibt. Wo ist thematisch etwas drin, was ich gerne visualisieren würde. Dabei stieß ich auf die Domina. Sex and crime at its best. Allerdings interessiert mich die Psychologie der Figuren viel mehr. Für das Genre muss man so arbeiten“, findet die Autorin.

Die besagte Psyche ihrer Figuren machte sie anschließend an größeren Themen fest. Empathie spielt dabei als Manipulativ ebenso eine Rolle wie der fiktive Wunsch des Dienens, um damit herrschen zu können, bzw. Perfektionismus als das Gegenteil von Selbstliebe, weil man keine Fehler machen dürfe.

Im Roman geht es einerseits um zwei Menschen, die in ihrem Job hochgradig auf Perfektion angewiesen sind. Andererseits stehen sie mit ihren jeweiligen Vorlieben etwas abseits der Gesellschaft. Die Domina durch ihren Job, der Kommissar durch seine Trinkerei, die er durch intensiven Sport zu kompensieren versucht. „Er quält sich selbst, würde das aber nie von ihr machen lassen“, schmunzelt Glenewinkel. „Ich fand es spannend, dass eine Domina, der nichts Menschliches fremd ist, einen ganz anderen Zugang zu Täter:innen und Profiling hat“, führt die Autorin, die bereits einmal für eine Filmproduktionsfirma arbeitete, weiter aus.

 

Realität und Fiktion

 

Glenewinkel recherchierte. Sie sprach mit Rechtsmedizinern, die ihr erklärten, dass man den Angehörigen heutzutage - anders als im Fernsehen oft dargestellt - den Anblick der Leiche zwecks Identifizierung gar nicht mehr bzw. nur noch im absoluten Zweifelsfall zumutet: „Die Identifizierung läuft über die DNA. Aber ein Laborant mit einem Schälchen in der Hand ist halt nicht so aussagekräftig“, sagt Glenewinkel. Genau wie ein Journalist eignete die Roman-Autorin sich ihr Fachwissen durch viele Gespräche und Online-Recherche an: „Es ist eine Mär, dass man das, worüber man schreibt, vorher gut kennen muss. Es ist die Kunst eines Autors, es so wirken zu lassen, als wenn man Ahnung hat“, sagt sie. „Ich habe u.a. mit Damen aus dem `Gewerbe´ gesprochen. Weiterhin kenne ich mittlerweile auch Pärchen, die `das´ für sich praktizieren.“

Glenewinkel erläutert, dass einer Domina wahrscheinlich keine menschlichen Abgründe fremd sind und ihre Protagonistin daher ab dem kommenden zweiten Band der Serie mit Piet Szukay in eine neue Rolle als „Ermittlerin“ hineinwächst. Eine Domina bediene vielfach das, was in der Gesellschaft unterschwellig vorhanden sei. Sie bediene die abstrusesten Vorlieben, aber sie habe nicht das Sagen. Sie diene ihrem „Sklaven“, indem sie seine Wünsche ablese. Das sei fast vergleichbar mit einer Mutter, die über ihr Kind herrschen möchte, es jedoch - realistisch betrachtet - seinen Wünschen entsprechend bediene.

Auf Wunsch des Verlages, der den Roman nun veröffentlichte, hat Glenewinkel noch einige „harte“ Stellen in ihren Text eingebaut: „Sie sagten, mach mal etwas härter, da habe ich es härter gemacht. Das ist beim Drehbuchschreiben auch so. Das muss man dann als Autor mal machen.“

Ganz im Sinne der Parität wird es in ihrer Romanserie männliche und weibliche Täter:innen geben. Dafür ist ihr Künstlername neutral: C.G. Redgrave – wobei der Name nichts damit zu tun hat, dass sie im Landkreis Rotenburg aufgewachsen ist.

www.redrum-verlag.de/deep-cut.html

 


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