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Deichbrand scheitert an Selbstanspruch

Macklemores Auftritt auf dem Deichbrand Festival hat bei Beobachtern erneut Kritik ausgelöst – seine Aussagen werden als einseitig, undifferenziert und israelfeindlich wahrgenommen.

Cuxhaven. Der US-Rapper Macklemore soll an dem von ihm wiederholt vertretenen Antisemitismus festgehalten haben. Das hat am Sonntagabend eine Gruppe von Beobachtern des Niedersächsischen Landesbeauftragten gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens, Dr. Gerhard Wegner, festgestellt.

Macklemore hat eine Stellungnahme verlesen, in der er sich als Opfer staatlicher Zensur in Deutschland und des Drucks von Sponsoren stilisiert habe, die ihn angeblich mundtot machen wollten. Diese Erklärung hat er von der Hauptbühne des Festivals vor 60.000 Besuchenden abgegeben.

Einseitige Darstellung des Nahostkonflikts

Er habe das Leid der Menschen in Gaza unter der Kriegsführung Israels angeprangert und dies mit Aussagen über einen Genozid, über Israel als Kolonialstaat sowie weiteren israeldämonisierenden Zuschreibungen verbunden. Im Tonfall gemäßigter als früher, sei Macklemore inhaltlich bei einer zumindest teilweisen Rechtfertigung der Politik der Hamas geblieben.

„Was mich besonders schockiert, ist die Art und Weise, wie Macklemore seine knallharte toxische Botschaft in seine von Liebe und Leben, Freiheit und Vielfalt nur so strotzende Show eingebaut hat. So etwas hören die Menschen gerne und jubeln ihm zu, um dann in eine geradezu mörderische Anklage hineingezogen zu werden“, so Wegner. Eine differenzierte Darstellung des Konflikts habe Macklemore aus Sicht der Kritiker unterlassen: Weder sei die Tötung von 1200 Israelis, die den Ausgangspunkt des Krieges im Oktober gebildet habe, noch die Entführung von Geiseln erwähnt worden, von denen viele weiterhin festgehalten werden – darunter auch Deutsche. Auch das Existenzrecht Israels sei nicht zur Sprache gekommen.

„Das wäre eine Kleinigkeit gewesen, die seine ja durchaus berechtigte Kritik am Vorgehen der israelischen Armee in Gaza glaubwürdig hätte erscheinen lassen“, kommentierte Wegner.

Symbolik und Parolen im problematischen Kontext

Macklemore habe unter Zustimmung vieler Besucher die Parole „Free Palestine!“ skandiert. Diese vermeintlich unverfängliche Aussage sei im Zusammenhang mit seinen sonstigen Äußerungen und Social-Media-Auftritten zu bewerten. Besonders deutlich werde dies in einem seiner Musikvideos, in dem das gesamte Gebiet Israels und der palästinensischen Autonomiegebiete in den Farben der Palästinaflagge dargestellt werde – aus Sicht der Kritiker ein Symbol für die Delegitimierung des Staates Israel.

Appell an Veranstalter

„Dem Selbstverständnis des Deichbrand Festivals, das für Offenheit und Vielfalt steht, hat der Auftritt von Macklemore geschadet. Das Deichbrand Festival hätte ihn als bekannten Antisemiten nicht einladen sollen. Es bleibt zu hoffen, dass die Veranstalter die kritische Selbstreflexion und Bildungsarbeit in angemessener Weise vertiefen, um zukünftig ihrem Selbstanspruch – auch mit Blick auf jüdisches Leben in Deutschland – gerecht zu werden“, so Wegner


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