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Ulrich Evers

Bis auf den Zentimeter genau - Modernste Karten für Kriegsgräberstätte Sandbostel

Sandbostel. Ungewöhnlichen aber lang ersehnten Besuch erhielten Vertreter der Gedenkstätte Lager Sandbostel vor Kurzem in Form einer Abordnung des Katasteramtes Bremervörde. Sie übergab auf dem Gelände der Kriegsgräberstätte einen Satz neu erstellter topografischer Karten des Friedhofes an die Stiftung.
 
Gemeinsam ein tolles Projekt für die Kriegsgräberstätte Sandbostel auf die Beine gestellt: Ernst Müller, Leiter des Katasteramtes Bremervörde, Diplomingenieur Dieter Reimer, Ausbildungsleiter Hans Murken, die Projekt-Azubis Leon Harms und Joshua Krusewitz, hier zusammen mit Günther Justen-Stahl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Lager Sandbostel, und Stiftungs-Archivar Ronald Sperling (von links).  Foto: ue

Gemeinsam ein tolles Projekt für die Kriegsgräberstätte Sandbostel auf die Beine gestellt: Ernst Müller, Leiter des Katasteramtes Bremervörde, Diplomingenieur Dieter Reimer, Ausbildungsleiter Hans Murken, die Projekt-Azubis Leon Harms und Joshua Krusewitz, hier zusammen mit Günther Justen-Stahl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Lager Sandbostel, und Stiftungs-Archivar Ronald Sperling (von links). Foto: ue

„Die letzten Pläne dieses Geländes wurden in den fünfziger Jahren durch den damals noch für das Areal zuständigen Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge erstellt“, berichtete Günther Justen-Stahl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Lager Sandbostel, zur Begrüßung. Längst ist das Gelände in den Besitz der Gemeinde Sandbostel übergegangen. „Und wir dachten, es wäre toll, ganz aktuelle, digitale Karten von der Kriegsgräberstätte zu haben“, so Justen-Stahl weiter. Diese seien besonders wichtig für die vielen anstehenden Baumaßnahmen auf der Anlage.
Vor fünf Jahren bereits hatten Auszubildende des Katasteramtes Bremervörde im Rahmen eines Azubi-Projektes die Gedenkstätte Lager Sandbostel neu vermessen. Was lag näher, ein ähnliches Projekt auch für die Kriegsgräberstätte anzugehen? „Die Azubis sollten eigenständig mit ganz modernen Techniken, unter anderem Satellitenvermessung, alle Objekte des Areals lagemäßig und höhenmäßig erfassen“, erklärte Hans Murken, Ausbildungsleiter des Katasteramtes Bremervörde, zu den Anforderungen des Ausbildungsprojektes. Leon Harms und Joshua Krusewitz, beide zu dem Zeitpunkt noch Auszubildende im zweiten Lehrjahr, nahmen das Projekt an. Fünf Wochen lang arbeiteten sie völlig eigenständig vor Ort und fertigten so brandneue und zentimetergenaue topografische Abbildungen der Kriegsgräberstätte. Die Daten liegen somit jetzt in Kartenform und auch als digitale Dateien vor, mit denen weiter wissenschaftlich gearbeitet werden kann. Fachliche Unterstützung erhielten sie dabei durch Diplomingenieur Dieter Reimer.
Für die beiden Azubis war das Projekt besonders spannend. „Der Reiz lag darin, dass wir hier draußen wirklich völlig eigenständig messen konnten“, sagte dazu Azubi Joshua Krusewitz.
Akribisch sammelten die beiden jungen Männer alle nötigen Daten, aus denen sie im Abschluss eine topografisch zentimetergenaue Karte der Kriegsgräberstätte mit allen Höhenlagen anfertigen konnten. Sogar an Details, wie die Art der Pflasterung oder die Höhe, Anzahl und Gattung der gepflanzten Bäume auf dem Gelände wurde gedacht.
„Wir kriegen immer wieder Anfragen aus aller Welt von Menschen, die nach ihren Angehörigen suchen“, berichtete Ronald Sperling, Archivar der Stiftung Gedenkstätte Lagersandbostel. „Wir wollten durch die neuen Karten in der Lage sein, genau sagen zu können, welche Person wo liegt.“Besonders die Leichname der von 1954 bis 1956 hierher umgebetteten KZ-Häftlinge seien durch ihre Nummerierungen und dem neuen Vermessungssystem nun in ihren Grablagen klar feststellbar. In naher Zukunft soll ein Projekt gestartet werden, die Gräber mit Hilfe von Namensziegeln wieder individuell auffindbar werden zu lassen.
Abschließend sprach Stiftungsvorsitzender Günther Justen-Stahl den Auszubildenden des Katasteramtes Bremervörde seinen persönlichen Dank aus: „Wir haben dadurch eine ganze Menge an Material, das unsere wissenschaftliche Abteilung verarbeiten kann. Wir werden Besuchern zukünftig konkretere Auskünfte auf ihre Fragen geben können.“


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