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Ingrid Mahnken

Berührende Songs und Balladen - Reinhold Beckmann auf dem Horizonte Festival in Höchstform

Bremervörde. Dass der aus Funk und Fernsehen bekannte Sport- und Talkshow-Moderator Reinhold Beckmann nicht nur reden, sondern auch noch singen kann, stellte er auf dem Horizonte Festival in dem bis auf den letzten Platz besetzten Bremervörder Ratssaal eindeutig unter Beweis.
Charmant, nachdenklich, humorvoll und selbstironisch erzählte Reinhold Beckmann (l.) begleitet von Johannes Wennrich durch seine Songs von großen Gefühlen auf dem Horizonte Festival.  Foto: im

Charmant, nachdenklich, humorvoll und selbstironisch erzählte Reinhold Beckmann (l.) begleitet von Johannes Wennrich durch seine Songs von großen Gefühlen auf dem Horizonte Festival. Foto: im

Bremervörde. Dass der aus Funk und Fernsehen bekannte Sport- und Talkshow-Moderator Reinhold Beckmann nicht nur reden, sondern auch noch singen kann, stellte er auf dem Horizonte Festival in dem bis auf den letzten Platz besetzten Bremervörder Ratssaal eindeutig unter Beweis.

Mit seinen tiefgründigen Liebesballaden, berührenden Songs, mit Anekdoten aus seinem Leben gespickt, und kleinen Lebensweisheiten, eroberte er als Sänger und Liedermacher mit seinem Duo-Partner Johannes Wennrich an der Gitarre, das Bremervörder Publikum im Sturm.
Nach einem Blick in die Zuschauerreihen kam er zu dem bedeutsamen Schluss: „Ich habe es gewusst … ich bin im Epizentrum des Nordens, in der absoluten Mitte angekommen.“ Vor Jahren schon einmal zu Gast in der Oste­stadt machte er die Erfahrung: „Erst wenn du hier aufgetreten bist, kannst du sagen, du hast es geschafft.“
So fühlte sich das Publikum nicht nur von der Musik, sondern auch von Beckmanns Anekdoten bestens unterhalten. Vor allem, weil der Wahl-Hamburger seine Hörer immer wieder mit ins Geschehen einbezog und sich seinen Beifall auch mit flotten Sprüchen verdiente: Zitat: „Wenn ich morgens zerknittert aufwache, dann habe ich immer noch beste Entfaltungsmöglichkeiten.“ Als „landschaftlicher Resthaarträger“ treibe ihn auch die Frage um, wie Donald Tramp es hinbekomme, diesen blond-orangen Überwurf, der an ein Vogelnest erinnere, hinzukriegen.
Je älter er werde, desto mehr beginne er, die Weiden der Vergangenheit abzugrasen. Die lieferten ihm reichlich Material für seine Songs. Dabei nahm er sich selbst nicht immer ernst. Mit seinem Hypochonder-Song „Ich bin meine größte Sorge“ brachte er das Publikum zum Lachen. Genauso schaffte er es aber auch, eine nachdenkliche Stille zu erzeugen, als er die Flüchtlingskrise aufgriff, die Politik in zerrissenen Zeiten kritisierte und in einem seiner Songs fragte: „Wohin in dieser Welt.“
Eine Liebeserklärung beinhaltete das Lied „Twistringen“, ein kleiner Ort südlich von Bremen, in dem der heute 64-jährige Beckmann seine Kindheit verbrachte und trotz aller Spießigkeit die schrägen und zumeist wilden 70er Jahre erleben durfte. So wurde er als 17-Jähriger als Kriegsdienstverweigerer in guter Absicht von der Mutter in eine wilde Marburger Wohngemeinschaft geschickt. Das war die Zeit, in der die Wände mit Kubas Diktator Che Guevara bepflastert waren, in der die Jungs Latzhosen trugen und die Stricknadeln wetzten, die Mädchen sich in einer Wolke von „Patschouli“ Parfüm hüllten und sich unter lautem Protest der Unterdrückung von ihren BHs befreiten. Und jeden Abend wurde über die bevorstehende Revolution diskutiert.
Mit Blick auf den Valentinstag, an dem Beckmann in Bremervörde gastierte, fragte er in die Menge nach dem Verrücktesten, was diese aus Liebe gemacht hätten. „Geheiratet“ kam es wie aus der Pistole geschossen. Die Liebe inspirierte auch Beckmann in wilden Wortkaskaden zu dem Titel „Ich bin der fünfte Beatle, die vierte Dimension“.
Bei dem Song aus seinem aktuellen Album „Freispiel“ „Reinschlagen, nein sagen“, konnte er nicht nur sanft, sondern auch rockig überzeugen. Diesem Aufruf nach Gewalt folgte eine weitere Liebesballade „Sei mein Lächeln“. Bei weiteren Songs wie „Noch einmal mit dir nachts durch Bremen“ sang das Publikum, so in Fahrt gekommen, auch lauthals mit. Auch bei der Zugabe „Charlotte“ konnten die Gäste ausgiebig ihre Stimmbänder zu Gehör bringen.
Nach einem dreistündigen musikalischen Hochgenuss stimmte er „für einen sicheren Nachhauseweg“ die kleine Ballade „Alles nur für dich“ an. Im Anschluss hatte der Entertainer mit dem Verkauf seiner CDs und Autogrammwünschen noch alle Hände voll zu tun.


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