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Lena Stehr

„Anders sein“ ist ok

Niedersachsen. Für ein friedliches Miteinander sowie gegen Ausgrenzung und Diskriminierung ist Toleranz essenziell. Deshalb sollen Kinder schon in der Grundschule gezielt lernen, Andersartigkeit zu akzeptieren. Forschungsergebnisse zum Erfolg des neu eingeführten PARTS-Programms machen Mut.

PARTS steht für Präventionsprogramm zur Förderung von Akzeptanz, Respekt, Toleranz und sozialer Kompetenz. Niedersachsenweit haben in einer Pilotphase bereits rund 200 Lehrkräfte und Sozialarbeiter:innen PARTS an mehr als 100 Grundschulen durchgeführt.
Mit dem Programm werde nachweislich die Toleranz von Schulkindern der 3. und 4. Klasse gegenüber anderen Nationalitäten und Kulturen sowie schlicht dem „anders sein“ gefördert. Zudem würden sozial-kognitive Fähigkeiten gestärkt, heißt es aus dem Niedersächsischen Justizministeriums. Dort ist die Koordinierungsstelle des Landesprogramms für Demokratie und Menschenrechte angesiedelt, die in Kooperation mit dem Kultusministerium die PARTS-Fortbildungen fördert und anbietet.
 
Vorurteile und Toleranz
 
„Tolerant sein heißt, jeden Einzelnen so zu akzeptieren, wie er ist“, beschreibt es Alice Scridon, Trainerin für vorurteilsbewusste Bildung, Diversität, transkulturelle Kompetenzen und Kommunikation sowie Expertin im Bildungs- & Schulbereich. Kinder entwickelten sich bis zum dritten Lebensjahr völlig wertfrei gegenüber anderen Personen und beurteilten Menschen nur danach, wie sie sich ihnen gegenüber verhalten. Erst nach dieser Phase beginnen die Kinder sich nach Interessen, Freunden oder Geschlechtern zu gruppieren und Vorurteile gegenüber anderen Gruppierungen aufzubauen.
Dass jeder Mensch grundsätzlich Vorurteile habe, sei normal und auch wichtig, denn Vorurteile böten eine wichtige Orientierung und ermöglichten eine Reduzierung unserer komplexen Wirklichkeit. Eine gefährliche Grenze sei dann überschritten, wenn „Vor-Urteile“ nicht mehr als vorläufig gelten, sondern als alleinige Wirklichkeit ins Bewusstsein übernommen würden, um das eigene Welt- und Selbstbild zu stabilisieren und zu legitimieren. Die daraus resultierende negative Bewertung von Menschen und die Abwertung unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen könne dann zu Ausgrenzung, Diskriminierung, Mobbing oder Hate Speech (Hassreden) im Internet führen.
 
Geringere Affinität zu extremistischen Gruppen
 
Die Forschenden der Friedrich-Schiller-Universität Jena, die PARTS entwickelt und wissenschaftlich anhand von mehr als 500 Grundschulkindern evaluiert haben, fanden heraus, dass Kinder, die an dem Programm teilnahmen, später erkennbar weniger negative Vorurteile zeigten als Kinder, die dieses Programm nicht durchlaufen hatten. Noch im Jugendalter seien diese Kinder im Vergleich durch positivere demokratische Einstellungen sowie eine geringere Affinität zu extremistischen Gruppen aufgefallen.
Die PARTS-Fortbildung besteht aus insgesamt 15 Übungseinheiten zu je 45 Minuten und kann im Schulalltag in unterschiedlichen Fachstunden umgesetzt werden. Im Rahmen der Fachstunden wird unter anderem interkulturelles Wissen vermittelt, es wird trainiert, Perspektiven zu wechseln und soziale Problemlösungen zu erreichen. Über Freundschafts-Geschichten, die die Kinder lesen und diskutieren, werden positive Kontakte zu Kindern aus anderen Kulturen indirekt hergestellt.
So sollen Respekt gegenüber Mitmenschen, Toleranz gegenüber Fremden, soziale Kompetenz im Miteinander von kultureller und ethnischer Diversität, Erfolg in Kooperationen mit Menschen anderer Kulturkreise und produktives Lernen im interkulturellen Umfeld vermittelt werden.
 
Teilnehmende Schulen
 
Auch aus Schulen in der Region haben Lehrkräfte an der PARTS-Fortbildung teilgenommen. Mit dabei sind schon die Heideschule Schwanewede, die Grundschule Hüttenbusch in Worpswede, die Stadtschule Rotenburg, die Grundschule Sittensen und die Grundschule am Trochel in Bothel.
Wer sich zur Teilnahme ab 2023 vormerken möchte, schickt eine Mail an: kostlp@mj.niedersachsen.de.


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