Monika Hahn

3D-Druck revolutioniert Baubranche

Das Bauunternehmen Matthäi in Selsingen ist aktuell dabei, das erste 3D-gedruckte Gebäude Norddeutschlands zu errichten.

 

Selsingen. Die Firma Matthäi hat kürzlich eine ganz besondere Technik vorgestellt. Zurzeit arbeitet das Bauunternehmen daran, neben dem Selsinger Rathaus ein Gebäude mit dem 3D-Drucker herzustellen - zumindest dessen Wände. Der Boden und die

Decken werden in herkömmlicher Bauweise fertiggestellt. Die ganze Unternehmensgruppe erhofft sich von der Errichtung des ersten 3D-gedruckten Hauses in Norddeutschland zu profitieren: „Schließlich wird nicht nur ein Bürogebäude in beeindruckendem

Tempo errichtet, sondern auch der eigene Erfahrungsschatz als Bauunternehmen vergrößert“, heißt es in der Pressemitteilung von Matthäi Schlüsselfertigbau.


Raus aus der Nische: Erfahrene Partner im 3D-Druck

Unter anderem in Zusammenarbeit mit der Firma Peri 3D Constructions und dem Ingenieurbüro Mense-Korte wird dieses innovative Projekt realisiert. Peri leiht den Bauherren den Portaldrucker und einen Supervisor auf der Baustelle. Das Ingenieurbüro

Mense-Korte hat alle in Deutschland befindlichen 3D-Häuser geplant und realisiert. Das erste entstand 2021 in Beckum als Einfamilienhaus.

Christian Mohr von Peri erklärt, dass die gedruckte Wand ohne Stahlbewehrung auskommt und dennoch stabil ist. „Es können ganz neue Formen gedruckt werden. Der Drucker kennt jede Öffnung. Auf der Baustelle sind nur noch zwei Mitarbeitende nötig, um

den Drucker zu steuern und die Verbinder zu setzen.“


Große Erwartungen geweckt

Waldemar Korte vom Ingenieurbüro Mense-Korte sieht in der Technologie großes Potenzial, um die Baukosten zu senken. „Wir sind 2020 mit ein paar Verrückten einfach gestartet, weil wir daran glauben, dass die Technologie geeignet ist, den Wohnungsbau

zu revolutionieren“, sagt er. Ziel sei es nun, die Baukosten auf unter 3.000 Euro pro Quadratmeter Grundstücksfläche zu drücken. Die beteiligten Unternehmen hoffen, dass durch den Einsatz von 3D-Druck das Wissen und die Akzeptanz für diese Bauweise

wachsen. „Auf der Baustelle muss niemand mehr schwitzen“, meint Henryk Busch, Prokurist bei Matthäi Schlüsselfertigbau und hofft, künftig weniger mit Personalmangel auf dem Bau zu kämpfen zu haben.

Jeder kann sich selbst ein Bild machen

Matthäi Schlüsselfertigbau hat eine Infobox an der Baustelle eingerichtet, die Musterdrucke und ein Modell des fertigen Bürogebäudes zeigt. An Öffentlichen Schautagen am Mittwoch, 4. Juni, und Donnerstag, 5. Juni, sowie am Mittwoch, 9. Juli, und

Donnerstag, 10. Juli, können Interessierte den Druckprozess in der Zeit von 10 bis 14 Uhr beobachten und einem Mitarbeitenden von Matthäi Fragen zur Technologie stellen. Zudem haben sich schon verschiedene Berufsschulgruppen und Studierende zum

Baustellenbesuch angekündigt, um mehr über die innovative Bauweise zu erfahren.

 

Zukunftsperspektiven

Das Projekt in Selsingen soll als Pilotprojekt Matthäi dienen, um Erfahrungen für zukünftige Bauvorhaben zu sammeln - getreu dem Firmenmotto: „Wir bauen die Zukunft“. Matthäi plant, nach Abschluss des Projekts den 3D-Drucker selbstständig bedienen zu

können. Ob sich das Unternehmen danach einen eigenen Portaldrucker für den Häuserbau zulegt, ist derzeit ungewiss. Der Bau des Bürogebäudes könnte ein wegweisender Schritt in Richtung einer nachhaltigeren und effizienteren Bauweise, die den

Herausforderungen des Wohnungsmarktes begegnet.


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