

Selsingen. Eine große Zahl Interessierter Zuhörer war zum Vortragsabend des NABU Bremervörde-Zeven in den Landgasthof Martin gekommen, um von Imker Dirk Israel von seinen Erfahrungen mit den Bienen zu erfahren. Der Referent, lange Jahre als Förster und Imker tätig, konnte dabei mit einer erstaunlichen Reihe an Fakten über die emsigen Insekten aufwarten.
„Bienen gibt es seit rund 110 Millionen Jahren auf unserem Planeten“, begann Dirk Israel seinen Vortrag. Schon die Ägypter hätten vor 11.000 Jahren die Imkerei betrieben. „Honig war schon immer sehr begehrt. Rund 1.000 Euro muss man schon mitbringen, wenn man mit der Imkerei beginnen will.“ Diese fließen vor allem in die sogenannten Bienenbeuten. Diese viereckigen Kästen nutzen die Imker, um ihren Völkern ein möglichst komfortables Zuhause zu bieten. Eine dieser Beuten hatte Dirk Israel zu Anschauungszwecken gleich mitgebracht. Wo man früher noch geflochtene Körbe benutzt habe, halten heute praktischere Konstruktionen aus Styropor oder Holz Einzug.
Bienen leben im Sommer zwischen 35 bis 42 Tagen und durchleben in ihrer Lebensspanne alle Funktionen einer Arbeiterin. Beginnend mit dem Zellenputzen über das Füttern der Larven bis hin zum Transport von Futter. „Eine Biene arbeitet sowohl als Bauarbeiterin als auch als Wächterin oder Flugbiene außerhalb des Stockes.“ Dabei passt sie ihre Physiognomie genau der Aufgabe an. Mal entwickelt sie als Bauarbeiterin spezielle Wachsdrüsen, während sie als Wächterin eine deutlich vergrößerte Giftdrüse ausbildet.
In seinem Vortrag ließ Dirk Israel ein ganzes Bienenjahr Revue passieren. Beginnend im Dezember, wenn das Volk nur noch zwischen 5.000 und 10.000 Tiere umfasst. Dann ballen sich die Bienen im Stock zu sogenannten Wintertrauben zusammen, um sich gegenseitig Wärme zu spenden. Allein durch ihre Muskelkontraktionen können sie dabei in dieser Traube Temperaturen von bis zu 22 Grad erreichen.
Für den Imker ist es jetzt die Zeit die Restentmilbung im Jahr durchzuführen. Der Kampf gegen die für Bienen so gefährliche Varroa-Milbe begleitet die Imker das ganze Jahr über.
„In den 80er Jahren kam der Schädling in den Raum Selsingen und Bremervörde“, erinnerte sich Dirk Israel. Damals haben nach seinen Worten viele Imker nach massenhaftem Sterben ihrer Völker aufgegeben. Mittlerweile gebe es aber ausgefeilte Strategien gegen die Parasiten.
Wenn das Frühjahr anbricht, brauchen die Bienen möglichst früh frische Pollen. Hier ist das Problem, dass durch die vom Menschen durchgeführte Flurbereinigung und die monotonen Gärten die Zahl der Frühjahrsblüher drastisch zurückgegangen ist.
„Der Nektar ist für die Bienen so etwas wie Flugbenzin. Der Nachwuchs aber ernährt sich von Pollen“, erklärte Dirk Israel. Gewächse wie Weiden oder die Kornel-Kirsche seien zu dieser Jahreszeit unerlässlich für die Bienenstaaten.
Der Frühjahrshonig setze sich sehr oft aus Löwenzahn und Kirsche zusammen. „Das ist ein ganz fantastischer Honig“, zeigte sich Israel leidenschaftlich.
Die Rapsblüte im Norden sei die Zeit, in der die Imker immer besonders viel zu tun hätten. Hier habe sich nach seinen Worten inzwischen eine enge Zusammenarbeit zu den Landwirten entwickelt. „Die können bis zu 30 Prozent Mehrertrag verbuchen, wenn ihre Rapsfelder von unseren Bienen bestäubt werden.“ Enge Kooperationen und Schulungen der Landwirte hätten inzwischen dazu beigetragen, dass die Zahl mit Insektiziden todgespritzter Völker sich im Promillebereich bewegte.
Alle acht Tage überprüft Dirk Israel jetzt seine Völker, um ein Ausschwärmen zu verhindern. „Die Bienen sollen keinen Schwarmtrieb entwickeln, sonst geht uns zu viel Bienenmasse verloren“, erklärte er.
Auch mit dem Irrglauben, dass die Königin einen Bienenstaat regiere, räumte Dirk Israel auf. „Die Bienen selbst entscheiden, wie lange eine Königin bleibt.“ Auch sei nur das Futter entscheidend, ob aus einer Larve eine Königin oder eine Arbeiterin wird.
Für die Imker war 2018 ein absoluter Ausnahmesommer. Die Hitze führte zu einer Massenvermehrung der Baumläuse, was zur Folge hatte, dass die Bienen zusätzlich zum Frühjahrs- und Sommerhonig den seltenen, dunklen Waldhonig ernten konnten. Dieser besteht nicht aus Pollen, sondern aus den zuckerhaltigen Ausscheidungen der Läuse, die die Bienen von den Baumblättern schaben. „Diese Ernte kann immer nur ganz früh morgens erfolgen für wenige Stunden. Darum ist der Waldhonig etwas ganz Besonderes“, schwärmte Dirk Israel.
In seinem Vortrag, der nicht nur für angehende Hobby-Imker interessant gewesen sein dürfte, brachte Israel viele eigene Erfahrungen ein, die zusammen mit den wissenschaftlichen Fakten rund um diese erstaunlichen Insekten den Abend für die Besucher zu einem lohnenswerten Event werden ließen.