Rauf auf die Karriereleiter
Zwei Jahre mussten sie warten, nun dürfen die Organisator:innen des Berufsorientierungstages (BOT) an den berufsbildenden Schulen endlich wieder die Flure und Räume der Berufsbildenden Schulen (BBS) mit Ausstellern füllen, die dort den Schüler:innen ihre Berufs- und Karriereangebote vorstellen wollen.
„Über 150 Aussteller haben bereits zugesagt“, freute sich Jutta Finken, stellvertretende Schulleiterin der BBS, die gemeinsam mit Verwaltungsleiterin Kerstin Binder den Berufsorientierungstag vorbereitet hat. Noch darf auf Weisung des Ministeriums der BOT ohne Einschränkungen stattfinden, doch waren die Verantwortlichen an der BBS so vorsichtig, den Termin aus dem November in den Oktober vorzuverlegen. „Und wir hoffen darauf, dass trotz allem möglichst viele Menschen eine Maske benutzen“, so Finken.
115 verschiedene Karrierewege
Die Berufsorientierungstage beginnen am Donnerstag-Abend, 6. Oktober, ab 19 Uhr in den Räumlichkeiten der BBS. „Nach der Eröffnungsfeier mit geladenen Gästen begrüßen wir alle Interessierten, auch Schülereltern, die sich über unterschiedliche Ausbildungs- und Studienangebote wie auch weiterführende Schulformen an den Berufsbildenden Schulen informieren möchten“, so Finken.
Vorträge stellen dabei das Bildungsangebot der BBS, die Jugendberufsagentur, das Berufliche Gymnasium, die Fachoberschulen und das gesamte Bildungsangebot der BBS vor. Weiterhin hält die Agentur für Arbeit einen Vortrag zum Thema „Berufswahl, Ausbildungssuche & Co – Berufswahlmedien richtig nutzen“.
Für die Schüler:innen beginnt der Berufsorientierungstag dann am Freitag, 7. Oktober um 8 Uhr. Geplantes Veranstaltungsende ist 13 Uhr. Die jungen Leute können aus 115 Berufs- oder Karrierevorschlägen wählen. Viele Unternehmen und Institutionen kommen dabei aus dem näheren Umkreis des Landkreises Osterholz. Doch auch für die, die es in die Ferne zieht, gibt es hier genügend verlockende Angebote, etwa als Nautiker an der Staatlichen Seefahrtschule Cuxhaven, oder bei Auslandsaufenthalten als AuPair, im Freiwilligen Sozialen Jahr oder gar einem Auslandsstudium, wie es etwa über das American Institute für Foreign Studies angeboten wird.
Auch werden – wie schon in den Vorjahren – mehrere Universitäten und Fachhochschulen um die Gunst der baldigen Schulabgänger:innen buhlen. Bachelor- und Masterstudiengänge verschiedener Fachrichtungen bieten unter anderem die Hochschule Bremerhaven, FOM Hochschule für Ökonomie & Management, der Fachbereich Produktionstechnik der Universität Bremen und die Jacobs University in Bremen Grohn an.
Fachkräfte sind Mangelware
Gut ausgebildete Fachkräfte sind derzeit Mangelware, und so suchen auch Banken, Steuerberater:innen und alle Pflegeberufe händeringend nach jungen Mitarbeiter:innen. Immer interessanter wird dabei auch das duale Studium, bei dem ein Ausbildungsberuf mit einem Hochschulabschluss verbunden ist: Bereits während des Studiums verdient der/die Auszubildende ein attraktives Gehalt und kann dann rasch in eine Leitungsfunktion aufsteigen. Besonders Banken bieten ihrem Nachwuchs gern solche Möglichkeiten an, aber auch Einzelhandelsketten wie Aldi und Lidl, die Landkreise Osterholz und Rotenburg, die BLG Logistic Group und etliche mehr suchen so nach Führungsnachwuchs.
Neue Anforderungen
Noch immer gilt „Handwerk hat goldenen Boden“, doch auch hier haben sich die traditionellen Anforderungen zum Teil erheblich geändert: Selbst der gute, alte Autoschrauber benötigt heute verlässliche IT-Kenntnisse. So bildet die Mercedes-Benz AG auch Kfz-Mechatroniker:innen an, ebenso wie Elektroniker:innen für Automatisierungstechnik, die die Produktionsstraßen am Laufen halten.
Von Koch/Köchin über Kommunikationsdesigner:in, von Lacklaborant:in zu Maschinen- und Anlagenführer:in spannt sich der Bogen der Berufsbilder. An der Kunstschule Wandsbeck können die Interessierten den Beruf des Game Creators studieren und ihre selbsterdachten Geschichten mit ihren eigenen Helden zum Leben erwecken.
Auslandsjahr geht auch im Unternehmen
Die bewährten kaufmännischen Berufe haben inzwischen ebenfalls ihr Bild verändert: In vielen Unternehmen ist es heute möglich, ein Auslandsjahr zu absolvieren. Auch die Verwaltung sucht nach Nachwuchs. Rechtsanwälte suchen Referendare, auf dem BOT ist zu diesem Thema die Rechtsanwaltskanzlei Ahlers & Vogel vertreten. Beim Amtsgericht Osterholz-Scharmbeck kann eine Ausbildung zum/zur Justizfachwirt:in absolviert werden , die Polizeiinspektion Verden/Osterholz bietet die Laufbahn im Polizeidienst an.
Rechtspfleger werden ebenso gesucht wie Restaurantfachleute, Schiffsmechaniker:innen oder Seelotsen können sich mehr oder weniger den Wind der Freiheit um die Nase wehen lassen. Selbst der aus der modernen Seefahrt und Logistik nicht wegzudenkende Handwerksberuf des Seilers wird auf dem BOT angeboten.
Dabei müssen sich die jungen Leute noch nicht einmal allzu große Sorgen wegen der Zeugnisse machen. „Viele Unternehmen schauen erst in zweiter Linie auf die Schulnoten. Wichtiger ist ihnen ein Bewerber oder eine Bewerberin, die zuverlässig ist und echtes Interesse an dem angestrebten Beruf hat“, wissen die Organisatoren des Berufsbildungstages.
Vorbereitung ist alles
Damit der BOT für die interessierten Schüler:innen ein voller Erfolg wird, haben die BBS auf ihrer Homepage unter anderem einen „Messe-Knigge“ zusammengestellt, der den Schüler:innen wichtige Tipps und Hinweise gibt – von Kleiderordnung bis Vor- und Nachbereitung. „Gute Vorbereitung lohnt sich immer“, weiß Kerstin Binder, und rät den jungen Leuten, sich aus der Liste der angebotenen Berufe maximal sechs auszusuchen, deren Anbieter dann auf dem Berufsorientierungstag gezielt angesprochen werden können.
„Stellen Sie sich schon im Vorfeld einen aussagekräftigen Lebenslauf und eine Kurzbewerbung mit einem ansprechenden Foto zusammen, die Sie dann auf dem BOT dem Firmenvertreter übergeben können“, rät Binder. Auch sollten die Jugendlichen die Laufzettel, die sie von ihren Schulen erhalten haben, sorgfältig ausfüllen, denn nach Rückgabe an die Berufsbildenden Schulen werden auf ihrer Grundlage Zertifikate für die Schüler:innen ausgestellt, die dann später den eigenen Bewerbungsunteralgen beigefügt werden können.
Auch für alle diejenigen, die noch nicht wirklich wissen, was sie einmal nach dem Schulabschluss machen wollen. hat der BOT einen Vorschlag: Ein Freiwilliges Soziales Jahr. Unverbindlich können hier ganz unterschiedliche Berufsfelder, wie etwa im Pflegebereich ausprobiert werden - ein Freiwilliges Soziales Jahr kann auch ins Ausland führen.