Seitenlogo
limo

Moorexpress auf dem Prüfstand

Eine umfassende Studie zur möglichen Reaktivierung des Moorexpresses wurde in der jüngsten Sitzung des Verkehrsausschusses vorgstellt.

Der Verkehrsausschuss des Kreistages beauftragte Landrat Bernd Lütjen, weitere Gespräche zur Reaktivierung des Moorexpresses zu führen. Foto: limo

Der Verkehrsausschuss des Kreistages beauftragte Landrat Bernd Lütjen, weitere Gespräche zur Reaktivierung des Moorexpresses zu führen. Foto: limo

Landkreis Osterholz. Seit über 20 Jahren verkehrt der Moorexpress als Wochenendangebot in der Sommersaison auf einer Strecke, die unter anderem durch Worpswede und Osterholz-Scharmbeck führt. Im Rahmen zweier Studien zur Reaktivierung des vom Land finanzierten Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) kam es nun zur Überprüfung einzelner Teilstrecken des Moorexpresses – zunächst mit ernüchternden Ergebnissen. Die aktuellen Entwicklungen sowie künftige Perspektiven des Zuges ließen sich die Kreistagsabgeordneten im jüngsten Verkehrsausschuss erläutern.

 

Teilstrecke ist nicht förderfähig

 

„Seit zwei Jahren beschäftigt sich die EVB bereits mit Studien zum SPNV“, berichtet Christoph Grimm, Geschäftsführer der Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser GmbH. Gemeinsam mit Gutachterin Susanne Rebentisch, von der PTV Transport Consult GmbH, tritt er nun vor den Ausschuss, um von den Ergebnissen zu berichten. „Im Zentrum der Forschung standen zwei zentrale Fragen“, erklärt Grimm weiter. Zum einen, was der momentane und künftige Betrieb des Moorexpresses koste und wie man diesen finanziere. Auf der anderen Seite die Frage danach, welches Tourismuspotenzial die Zugverbindung mit sich bringe – vor allem hinsichtlich Worpswedes, dem kulturellen Zentrum des Landkreises. In der ersten Studie ging es um die Förderfähigkeit einzelner Streckenabschnitte. „Bei der Teilstrecke Osterholz – Bremervörde mussten wir bedauerlicherweise feststellen, dass sich diese nicht als förderwürdig erweist.“ Zu unregelmäßig sei der Verkehr des Moorexpresses innerhalb des Landkreises. Als Reaktion darauf hatte der Landkreis im vergangenen Jahr eine Ergänzungsstudie beantragt, die sich gezielt auf den betroffenen Streckenteil fokussiert hat und zu dem Fazit gelangt, dass eine Weiterführung des Freizeitverkehrs zwischen Osterholz und Bremervörde durchaus machbar ist.

„Deshalb haben wir anschließend den Freizeitverkehr innerhalb der Region noch einmal genauer betrachtet, sodass nun Potenziale des Streckennetzes sowie Kosten abgeschätzt werden können“, so Susanne Rebentisch. Für die Abschätzung des Potenzials stellen sich die Ortschaften Worpswede und Osterholz-Scharmbeck als entscheidend heraus, da vor allem dort mit einem erhöhten Fahrgastaufkommen zu rechnen ist. „In Abstimmung mit den Verantwortlichen der Touristik aus Worpswede sowie unter der Berücksichtigung möglicher Übernachtungsgäste, gelangen wir zu einer Schätzung von 800 Fahrgästen pro Tag.“ Um den Nutzer:innen möglichst eine stündliche Verbindung anbieten zu können, sei eine Taktverdichtung zwischen Bremen und Worpswede empfehlenswert, findet Gutachterin Rebentisch weiter.

 

Günstiger Tarif soll Fahrgäste anlocken

 

Um die anfallenden Kosten aufzufangen, sei es ebenfalls wichtig, ein attraktiveres Nutzungsangebot durch günstigere Preise zu schaffen. Zwei Möglichkeiten dafür sind die Verbindung des Fahrtpreises mit anderen Verbundtarifen des ÖPNV sowie der Einbezug des Deutschlandtickets. Auch die Erweiterung des Betriebszeitraumes um 65 weitere Tage soll dem Moorexpress zugutekommen. „Trotz aller Reparatur- und Instandhaltungskosten steht die Anschaffung eines Neufahrzeuges hingegen nicht zur Debatte, da sich diese Investition langfristig noch weniger rentieren würde“, erklärt Geschäftsführer Christoph Grimm abschließend.

 

EVB kann sich den Moorexpress nicht länger leisten

 

„Verkehrliches Potenzial ist in der Region vorhanden – ein attraktiver Fahrpreis für die weiterführende Nutzung jedoch unumgänglich“, gelangt auch Susanne Rebentisch zu einem Fazit. Der Moorexpress könne dabei nicht als eigenwirtschaftlicher Betrieb agieren, sondern müsse finanziert werden – eine Investition, die in den kommenden Jahren nicht mehr durch die EVB getragen werden könne. „Nun ist eine Entscheidung der Politik erforderlich, bei der sowohl Kosten als auch die Auswirkungen auf den regionalen Tourismus und die Umwelt abgewogen werden.“, resümiert die Gutachterin. Die sinnvollste Lösung sei die Umstellung auf die Variante „3-Stunden-Takt“ sowie die Etablierung eines attraktiven Tarifes. Zudem sei eine Evaluierung der Nutzung nach einer fünfjährigen Testphase für die weitere Planung notwendig.

Mit diesen neuen Ansätzen in der Tasche, sind schließlich alle Abgeordneten davon überzeugt, auch weiterhin ihr Engagement in den Fortbestand der Traditionsbahn zu investieren. Einstimmig wird darüber entschieden, dass Landrat Bernd Lütjen damit beauftragt wird, Gespräche über die Sicherung des Moorexpress-Betriebes und die Finanzierung des Freizeitverkehrs zu führen.


UNTERNEHMEN DER REGION