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Ralf G. Poppe

Kleider machen Leute

Hesedorf. Hans Wilhelm Peper füllt das Trachtenmuseum mit Leben.

Anne Topel und Hans Wilhelm Peper tragen  - genau wie andere Mitglieder des Heimatvereins - zu besonderen Anlässen auch selbst gern historische Trachten.

Anne Topel und Hans Wilhelm Peper tragen - genau wie andere Mitglieder des Heimatvereins - zu besonderen Anlässen auch selbst gern historische Trachten.

Jedes Stück im Trachtenmuseum ist einzigartig und erzählt eine Geschichte über das Leben der Menschen, die vor vielen Jahren in unserer Region lebten.

Hans Wilhelm Peper, der sich gemeinsam mit Herta Wirthwein ehrenamtlich um den Ausbau des Trachtenmuseums im Logehuus kümmert, ist 1948 in Hesedorf geboren, verheiratet, und Vater einer Tochter. Nach dem Studium der Oecotrophologie war er von 1978 bis 2013 Mitarbeiter der Verbraucher-Zentrale Niedersachsen. Beim Hesedorfer Heimatverein engagiert er sich seit fast 30 Jahren als Kassenwart.

Bereits beim Antrag zum Bau eines Heimathauses (Logehuus) in Hesedorf im Jahr 2008 wurde der Wunsch geäußert, ein Trachtenkundemuseum einzurichten. 2019 war es endlich so weit: Trachten aus dem Vörder Land, insbesondere aus Bremervörde, Selsingen, Elm, Bevern, Mulsum, Lamstedt und natürlich Hesedorf zieren das Trachtenmuseum im Logehuus.

Jedes Stück ist einzigartig, jede Tracht hat eine persönliche Note und erzählt eine eigene Geschichte. Eine Tracht aus Hesedorf kam z.B. als Mitgift nach Amerika und ging nach 50 Jahren in den 1990er Jahren wieder nach Hesedorf zurück. Im Museum werden oft „Dachbodenfunde“ abgegeben, die von Peper und Wirthwein aufgearbeitet bzw. restauriert werden.

 

Auch Unverheiratete kamen „unter die Haube“

 

So kümmerten sich die beiden kürzlich um die Instandsetzung einer Trachtenhaube, die früher einmal von einer unverheirateten Frau getragen worden war. Peper und seine Kollegin können die Trachten der Region mittlerweile fast lesen wie ein Buch. Der Familienstand ist z.B. bei den Trachten an den kleinen lila Blüten auf schwarzem Grund zu erkennen. Verheiratete Frauen legten dagegen ein „Bentchen“ an die Haube. Das war ein schirmartiger, schwarzer Seitenflor, der am Vorderrand der Haube befestigt wurde. Mittlerweile kann das Trachtenmuseum über 30 Hauben verschiedenster Bedeutung zeigen: Abendmahls-, Ausgeh-, Festtags-, Trauer- oder Kirchenhauben befinden sich ebenso im Logehuus wie eine Kinder- und Konfirmandinnenhaube.

In den Kleiderordnungen, wie sie vom 15. Jahrhundert an vorgeschrieben wurden, war es den einfachen Leuten untersagt Samt, Seide, Pelze und Stoffe mit besonderen Farben und Schmuck zu verwenden. Aber: „Kleider machen Leute“ – bereits damals brachten „fliegende Händler“ Stoffe, auch aus dem Ausland, mit in die Region des heutigen Vörder Landes.

 

„Peerköpp“ und Leinen

 

Neben der Kleidervielfalt sind im Trachtenmuseum zudem Hüte aus der „guten alten Zeit“ zu bestaunen: Biedermeierhüte, auch „Peerkopp“ („Pferdekopf) genannt, die vorwiegend von der „Frau aus der Stadt“ getragen wurden. Hüte aus Gänsefedern, schwarz eingefärbt sowie mit schwarzem Tüll eingefasst. Von den Herren gibt es einige Zylinder, davon auch als Chapeau Claque, zu bestaunen. Ein bunter Reigen an Originaltrachten bzw. vielen Einzelstücken, wie Rock, Schürze, Bluse oder Unterwäsche, ergänzen die Sammlung. Drei „aktive“ Webstühle warten obendrein darauf, genutzt zu werden. Spinnräder, Reepe, Breche, Hechel, Schäbe und Haspel zeigen zum Thema „Vom Flachs bis zum Leinen“, wie dereinst Kleiderstoffe, Tischdecken und Kissenhüllen hergestellt wurden. Ein alter Wäscheschrank, gefüllt mit Weißstickerei, altem Leinen und Blaudruck steht ebenfalls im Trachtenmuseum.

Neue Brautkrone fürs Museum

Im kommenden Jahr soll das Trachtenmuseum um ein weiteres wertvolles Stück ergänzt werden. In langer und mühevoller Kleinarbeit fertigen Herta Wirthwein und ihr Team eine Brautkrone nach altem Vorbild aus einem Aufbau aus Pappe, der mit Stoff bezogen und dann mit Flittern, Kantillen, künstlichen Blumen, roten, blauen, grünen, silbernen und goldenen Glasperlen dicht benäht wird. An der Krone hängen Bänder von ein bis eineinhalb Metern Länge - der sogenannte „Nahang“- herunter. Gefördert wird die Herstellung durch den Landschaftsverband Stade mit Landesmitteln.

„Ein Besuch lohnt sich immer“, sagt Peper.

Termine können unter der Telefonnummer 04761/5128 (H.W. Peper) vereinbart werden. Der Eintritt ins Museum ist frei.

www.heimatverein-hesedorf.de

 


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